Sabine Malsch aus Wedel lebte zwei Jahre in Arizona und tauchte tief in die indianische Kultur ein

Wedel. Wenn am 2. Mai die "Interkulturellen Wochen" in Wedel beginnen, wird bei den meisten Veranstaltungen Menschen von auswärts das Leben und die Kultur in Deutschland auf die eine oder andere Weise erleichtert und näher gebracht. Sabine Malsch erlebte die Situation andersherum: Zwei Jahre lang war die Deutsche selbst die Fremde, als sie in Amerika lebte, tief in die Kultur der Indianer eintauchte - und manche ihrer Verhaltensweisen überdachte.

"Ich habe im Heard-Museum von Phoenix ehrenamtlich gearbeitet, als mein Mann beruflich in Arizona zu tun hatte. Das Museum beschäftigt sich mit indianischer Kultur, die mich immer schon faszinierte", sagte Sabine Malsch. Indianer - über Generationen fanden die Deutschen hauptsächlich über Karl May und Hollywood Zugang zu den Ureinwohnern Amerikas.

Deutsche Zack-Zack-Mentalität ist nicht gefragt

Sabine Malsch jedoch kam mit der Wirklichkeit in Kontakt. "Indianer gehen in dem Museum ein und aus, weil auch zahlreiche Veranstaltungen dort stattfinden.", sagte sie. "Und wenn man sich korrekt verhält, kommt man auch in Kontakt." Die "deutsche Zack-Zack-Mentalität" sei hier nicht gefragt. "Nur über äußerste Zurückhaltung und Höflichkeit gewinnt man Vertrauen", sagte sie und schränkt in einem Atemzug ein: "Unter Umständen."

Sabine Malsch traf beispielsweise auf Indianer vom Stamm der Hopi. "Am Anfang habe ich so ziemlich alles falsch gemacht, was man falsch machen konnte. Ich quoll über vor Fragen. Die Reaktion bestand darin, dass sie einfach nicht beantwortet wurden, sondern dass die Indianer irgendetwas anderes erzählt haben", sagte sie. Der richtige Weg sei, langsam Stückchen für Stückchen von sich selbst preis zugeben und so im Gegenzug ebenfalls scheibchenweise Informationen zu erhalten.

Außerdem dürfe man jemanden keinesfalls unterbrechen und Nachfragen stellen. "Wenn die Indianer eine Geschichte erzählen, fangen sie vorn an. Und zwar ganz vorn. Man muss Geduld lernen."

Aber Stück für Stück kamen sich die deutsche Freiwillige, die Tag für Tag am Info-Tresen stand oder Flyer auf deutsch übersetzte, und die Ur-Amerikaner näher, weil sie als Gast aus der Fremde Offenheit und Interesse an der Lebensweise zeigte und sich den Sitten ihrer Gastgeber anpasste. Spannend war dabei für sie zu erfahren, dass je nach Kulturkreis teilweise konträr zueinander laufende Verhaltensweisen hohen Stellenwert besitzen und teilweise sogar religiös verbrämt werden. "Die Hopis tragen nie eine Kopfbedeckung, weil sie denken, dass beleidige ihre Geister", sagte Sabine Malsch - ein krasser Kontrast zu jenen Muslimen, die Kopftücher für unverzichtbar halten, weil sie es mit Allah-gefälligem Verhalten verbinden.

Den Lohn für die Mühen, auf die Indianer zuzugehen, erhielten die Deutschen durch eine Einladung, wie sie nur wenigen ausgesprochen wird. "Wir durften an Geistertänzen teilnehmen - wir waren die einzigen Deutschen, es gab vielleicht noch eine Handvoll andere Weiße, denen diese Ehre zu Teil wurde", sagte Sabine Malsch.

Indianer-Aussellung bei den Interkulturellen Wochen

So haben sie und ihr Mann mittlerweile auch familiären Anschluss gefunden. Clayson, Klee und Jeneda sind Geschwister, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, ihre Navajo-Bräuche am Leben zu halten. Im vorigen Jahr traten sie als Band "Blackfire" im Hamburger Völkerkunde-Museum auf - und wohnten bei ihrer Wedeler Freundin.

Bei den Interkulturellen Wochen präsentiert Sabine Malsch eine kleine Indianer-Ausstellung in der Stadtbücherei. Noch bis zum 15. Juni sind dort unter anderem Zeichnungen und indianisches Kunsthandwerk zu betrachten.