Landwirte kämpfen mit extremer Trockenheit und befürchten Ernteeinbußen bei Raps und Wintergetreide

Kreis Pinneberg. Viel Sonne, aber kein Regen: Die Landwirte im Kreis kämpfen seit Anfang des Monats mit extremer Trockenheit. Das Wetter wird langsam zum "ernsthaften Problem", sagt der Sprecher des Bauernverbandes Schleswig-Holstein, Klaus Dahmke der Pinneberger Zeitung. Viele Ackerkulturen bräuchten jetzt dringend Wasser, so Dahmke. "Bleibt das aus, müssen wir teilweise starke Ernteeinbußen fürchten."

Doch nach Regen sieht es in den kommenden Tagen nicht aus. Die Sonne soll weiter scheinen. Laut Deutschem Wetterdienst hat es zudem im April in ganz Schleswig-Holstein deutlich weniger Niederschlag gegeben als in diesem Monat sonst üblich.

An der Messstation in Quickborn verzeichneten die Meteorologen mit 8,8 Litern auf dem Quadratmeter 85 Prozent weniger Niederschlag als normal. Eigentlich seien für die Region 56 Liter üblich, so ein Sprecher.

Diese Wetterextreme sorgen auch beim Kreisbauernverband für Alarmstimmung.

Begehrt und teuer: Preise für Raps könnten neue Hürden erklimmen

"Die Trockenperioden im Frühjahr werden immer extremer. Ich frage mich, wie lange wir noch wirtschaftlich auf unseren Feldern arbeiten können", sagt der Tangstedter Landwirt Lars Kuhlmann, Vorsitzender des Kreisbauernverbandes. Besonders seine Kollegen, die auf vornehmlich sandigen Böden kultivieren, vor allem im Nordosten des Kreises Pinneberg, sehen die Entwicklung und die aktuelle Lage mit Sorgen. Glück hätten die Landwirte mit den schweren, wasserspeichernden Böden in den Marschlanden.

Doch nicht alle Kulturen sind gleichermaßen von der Trockenheit betroffen. Während Kartoffeln und vor allem Mais, wie ihn auch Kuhlmann auf 44 Hektar kultiviert, von der Wärme profitiert und in diesen Tagen erst gesät wird, leiden Raps und Wintergetreide unter Wachstumsstörungen - ausgerechnet zwei der wichtigsten Anbauprodukte des Landes.

Von den etwa 650 000 Hektar Ackerfläche in Schleswig-Holstein, werden beispielsweise auf mehr als 110 000 Hektar Raps angebaut. Durch den strengen Winter und der derzeitigen Trockenperiode sei schon jetzt mit einem geringeren Ertrag zu rechnen, der die Preise für die Ölfrucht weiter nach oben treibt, prognostiziert Dahmke. Der Agrarexperte rechnet im laufenden Jahr mit einem Preissprung, die Schwelle von 50 Euro für den Doppelzentner könnte erstmals überschritten werden. "Normal ist ein Preis von etwa 45 Euro", sagt er. Für den Verbraucher wird dies allerdings vorerst keine Konsequenzen haben, beruhigt Dahmke.

Um den zunehmenden Wetterextremen im Frühjahr zu trotzen, setzt der Bauernverband vor allem auf die Einführung schonender Anbaumethoden und neue, resistentere Züchtungen.

Im Kampf gegen die Trockenheit bringt Dahmke aber auch eine Ausweitung der künstlichen Bewässerung ins Spiel. "Angesichts des Klimawandels und zu erwartender Dürreperioden muss auch bei bestimmten Kulturen über den verstärkten Einsatz von Beregnung nachgedacht werden", fordert Sprecher Dahmke.

Laut Landwirtschaftsministerium in Kiel spielt diese Anbaumethode derzeit noch eine untergeordnete Rolle, findet vornehmlich beim Gemüseanbau und Baumschulen Anwendung. Im Jahr 2009 wurden etwa drei Millionen Kubikmeter Wasser für künstliche Bewässerung verwendet, etwa 1,5 Prozent der gesamten Grundwasserentnahme im Land. Die Nutzung ist grundsätzlich erlaubnispflichtig, das schreibt das Wasserhaushaltsgesetz vor. Bisher schreckten Landwirte neben dem Genehmigungsverfahren vor allem die hohen Kosten ab - aufgrund hoher Preise für die Feldfrüchte könnte sich der Einsatz von Pumpen und Brunnen in Zukunft rechnen, sagen Experten.

Landwirtschaftsministerium: Künstliche Bewässerung kaum notwendig

In Niedersachsen ist die künstliche Bewässerung aufgrund sandiger Böden vor allem im Kartoffelanbau gebräuchlich. Neu wäre er beim Getreideanbau.

Ein großflächiger Einsatz sei, so das Ministerium, aber auch in Zukunft nicht notwendig.

"Kurzzeitige Trockenzeiten konnten im Lauf der Vegetationsperiode in der Regel wieder ausgeglichen werden", so Christian Seyfert, Sprecher des Landwirtschaftsministeriums. Aufgrund der Lage zwischen den Meeren sei Schleswig-Holstein auch in Zukunft ein Standort mit ausreichenden Niederschlägen, teilt das Ministerium mit. Anders sei die Situation in Teilen von Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg, die zusätzlich auch mit dem Erbe der DDR-Landwirtschaft zu kämpfen hätten.