Walter Rißler ist seit 25 Jahren Oberhaupt der Gemeinde Holm. Seit 1990 auch Vorsteher des Amtes Moorrege

Holm. Ronald Reagan war amerikanischer Präsident, Michael Gorbatschow der Kreml-Chef und Helmut Kohl Deutschlands "ewiger Kanzler", als Walter Rißler 1986 sein Amt antrat - doch während die Zeit der anderen Mächtigen von einst längst abgelaufen ist, führt Rißler als Bürgermeister von Holm noch immer die Geschicke seiner Gemeinde. Und dass es 25 Jahre durchgehende, demokratisch legitimierte "Regentschaft" wurden, deutet auf den Erfolg seiner Arbeit hin.

In einem Vierteljahrhundert kamen so einige Großprojekte zusammen. Kindergärten wechselten gleich mehrfach den Standort und wuchsen dabei. Ein Jugendhaus entstand, das zusammen mit der Gemeinde Hetlingen betrieben wird. Eine Drei-Feld-Sporthalle wurde gebaut, der Sportplatz erweitert und ein Golfplatz angelegt - all das musste geplant, organisiert und kontrolliert werden. Walter Rißler war immer dabei, und das ohne einen Cent Honorar. "Es ist eigentlich ein Full-Time Job", sagte Rißler. Jahrzehntelang stand der Bauer, der seit einigen Jahren im Ruhestand ist, morgens um 5.45 Uhr auf. Und als er sich zwei Stunden später an den Frühstückstisch setzte, hatte er seinen Hauptberuf schon erledigt, die Kühe gemolken, sodass er sich der Gemeinde widmen konnte. Das ging teils bis spät in die Nacht, denn auch auf Feiern war er nie wirklich privat. "Mir macht das aber nichts aus, denn ich habe gern mit Menschen zu tun." Und die Menschen mit ihm.

Ob goldene Hochzeiten oder hohe Geburtstage - stets ist sein Erscheinen gewünscht, denn die Stellvertreter sind nicht das Original. Das hat mehrere Gründe. Vertrauen ist einer davon. "Wenn ich was sage, dann mache ich das auch. Schriftliche Vereinbarungen müssen nicht sein", sagt er und dazu auch gleich warum: "Wenn du auf dem Dorf trickst, dann machst du das nur einmal."

Außerdem nimmt man Rißler die ehrliche Freude ab, wenn er "seinen" Holmerinnen und Holmern etwas Gutes tun kann. Beispielsweise, wenn er sich dafür einsetzt, dass "die Bauern einen fairen Preis für ihr Land" bekommen, sobald es zu Bauland wird. Und das war so, als er nach harten Verhandlungen strahlend verkünden konnte, dass die Bürger Holms Sonderkonditionen auf dem Golfplatz bekommen und lange Wartelisten und teure Bausteine für sie keine Rolle spielten. "So etwas gab es im ganzen Land nicht noch einmal."

Rißler, der seit 1990 auch Vorsteher des Amtes Moorrege ist, fühlt sich wohl, wenn den Bürgern in seiner Amtszeit wieder belebte Erntedankfest gefällt, Und er fühlt sich wohl, wenn er zu Besuch in die Stadt Rhena fährt, zu der nach der Wende maßgeblich mit seinem Engagement eine Partnerschaft geknüpft wurde. Der Christdemokrat mag die Harmonie und hat sich deshalb fürchterlich geärgert, als die Sozialdemokraten ihn vor 25 Jahren nicht mit zum Bürgermeister wählten, mit der Begründung, man wisse ja nicht, wie er das Amt ausfüllen werde. "Dabei hatte ich zuvor schon im Gemeinderat gesessen und war auch lange in der Feuerwehr aktiv." Doch von den damaligen Gegnern hat heute kaum einer mehr Bedeutung, und Rißler guckt ohnehin lieber nach vorn. "Kinder und Senioren sind die großen Themen. Junge Familien mit Kindern wollen die Gelegenheit geben, hier ein Zuhause zu schaffen und die Älteren dabei nicht vernachlässigen". So stehen sowohl kleine Baugebiete als auch barrierefreie Seniorenwohnungen auf einem Teil des Festplatzes in der Dorfmitte an.

Dabei ist das Arbeitsumfeld in den vergangenen 25 Jahren schwieriger geworden. Rißler: "Die Bürokratie ist gewuchert. Mein Vorgänger hat mal eben bei einer Wohnungsbaugesellschaft angerufen und die Pläne für neue Seniorenwohnungen besprochen - heute muss alles europaweit ausgeschrieben werden. Allein das hat uns ein Jahr Zeit gekostet." Außerdem nervt ihn die weit verbreitete Vollkasko-Mentalität

"Die Leute haben einfach höhere Ansprüche an die Gemeinde. Viele wollen den Bürgersteig nicht mehr selbst fegen, sondern erwarten das von uns. Aber dafür mehr bezahlen wollen sie auch nicht." Ehrenamt sei nicht mehr so selbstverständlich wie einst. Schade sei es, wenn immer häufiger gefragt werde: "Und was bekomme ich dafür?" Er selbst, sagt Rißler, wolle zumindest noch bis zum Ende seiner Amtszeit weiter machen, dann wäre er 70 Jahre alt. "Und wer dann ins Rennen um den Job geschickt wird, entscheidet die Partei."