Libyen und Lohnarbeit: Etwa 200 Menschen kamen zum Wedeler Ostermarsch

Wedel. "Ja, ja", raunzt ein Mann mit weißer Weste und Golduhr ums Handgelenk. Sichtlich genervt bahnt er sich mit seiner Frau den kürzesten Weg über den Rathausmarkt in Wedel, durch ein kleines Meer aus Fahnen, Plakaten und Luftballons. Gerade spricht Ute Amer vor Demonstranten. Die Frau ist seit zehn Jahren beim Friedensnetzwerk aktiv. Ein Bündnis, das militärische Aktionen ablehnt, Solidarität zwischen Völkern und Menschen fordert und aufgerufen hat zum traditionellen Ostermarsch. "Ja, ich verstehe die Menschen, die einfach so an uns vorbei marschieren", sagt sie. Weil sie sich mit dem Thema nicht beschäftigt hätten, erklärt sie. Die Sache sei nicht einfach.

Am Sonnabend wird im beschaulichen Wedel Weltpolitik gemacht, zumindest ein bisschen. Zwei Stunden lang zieht die Friedensbewegung durch die Stadt, will aufrütteln und sensibilisieren, zum 28. Mal. Die Themen reichen vom Niedriglohn, Armut, Kapitalismuskritik bis zur Ablehnung der Atomkraft und den Kriegen in Afghanistan und Libyen. Zwischen Anti-Atomkraft-Flaggen und südamerikanischer Salsamusik spricht auch Stefan Schad, Regionalsekretär des Deutschen Gewerkschaftsbundes im Kreis. In seiner Rede betont er die Verantwortung Deutschlands als eines der reichsten Länder der Welt. Man könne sich nicht auf Kosten anderer, armer Länder bereichern, so Schad. Als Beispiel nennt er Fehlentwicklungen im Agrarsektor. Die Tatsache, dass Lebensmittel zu Sprit verarbeitet werden, verurteilt er mit den Worten: "Das geht nicht". Auch an dem Thema Atomkraft kommt er nicht vorbei und bekräftigt die grundlegende Ablehnung der militärischen sowie der zivilen Nutzung der Atomkraft.

Ute Amer hebt ihre Stimme, als sie den Krieg in Libyen als völkerrechtswidrig verurteilt. In ihrer Rede geht sie auf die Ursprünge der Bewegung, die Friedenspolitik, ein. Sie kritisiert Werbeaktionen der Bundeswehr in Schulen und mahnt Humanität mit den Flüchtlingen aus Afrika an.

Irmgard Jasker, Mitbegründerin der Ostermärsche steht bedächtig am Rand, nickt ab und zu. Seit Jahrzehnten setzt sich die Frau für Friedenspolitik ein und stürmt mit ihren Megafon an die Spitze des Marsches. "Liebe Freunde, es geht los", ruft sie.

Am Rande marschiert auch Christine Heinmann mit. Die Lehrerin ist mit ihrem Sohn in der Stadt, hat sich der Kundgebung spontan angeschlossen. "Das sind alles wichtige Themen", sagt sie. Doch viele Menschen hätten leider nur ihre Einkäufe im Kopf . . .