Eine Glosse von Alexander Landsber

Immer draufhauen, heißt die Devise. Immer kräftig drauf - auf die Fahrradfahrer. Es reicht nicht, dass man in der Bahn, auf Straßen und Gehwegen bepöbelt wird. Jetzt geht es richtig zur Sache, auch noch auf dem Wasser. Wie auf der Fähre von Schulau nach Lühe geht es nur um die Frage, wer der Erste ist. Deutscher geht's kaum. Man kann nicht das Wetter genießen. Nein. Das würde nun wirklich zu weit gehen. Schon fünf Minuten vor Ankunft in Lühe springen die ersten Menschen auf der Fähre auf. Warum? Ich sag's ihnen. Sie haben Angst, nicht rechtzeitig aussteigen zu können. Sie haben Angst, das Schiff fährt mit ihnen wieder zurück, und schließlich will jeder der Erste sein, das Festland in Lühe betreten darf. Im Visier hatte die Gruppe mich, den Fahrradfahrer. Ich wagte es, mit meinem Rad ebenfalls auszusteigen. Problem: Über die schmale Rampe passt jeweils nur ein Fahrgast. "Ich war zuerst hier", rief mir tatsächlich eine Frau zu. Hinter mir grummelten die Menschen, und schüttelten den Kopf. Kurz vor Lühe beginnt der Kampf um Sekunden. Und den Sieg will auch die Seniorengruppe unbedingt verteidigen. Komme was wolle. Es wäre wirklich zu schön gewesen. Schließlich ist Radfahren in Deutschland kein Volkssport. Der heißt nämlich Drängeln und Quengeln.