Pinneberger Schülerin will nach dem Abi soziale Aufgaben in Bangalore übernehmen

Pinneberg/Bangalore. Zurzeit büffelt sie noch fleißig für das Abitur. Doch das eigentliche Abenteuer steht Clara Barrelet noch bevor. Die Schülerin des Johannes-Brahms-Gymnasium in Pinneberg fliegt Ende Juli nach Indien, um dort elf Monate lang bei einem Sozial- oder Umweltprojekt zu arbeiten. "Das Ticket für den 31. Juli nach Bangalore im Süden von Indien habe ich schon", sagt die 18-Jährige. "Aber ich weiß noch nicht genau, wo es dann hingeht und was ich dort machen werde." Die Hamburger Vertretung von "Field Services & Inter-Cultural Learning" suche gerade für sie die richtige Aufgabe, sagt die Gymnasiastin. Diese Hilfsorganisation koordiniert und vermittelt seit zehn Jahren freiwilligen Dienste vor allem auf dem Subkontinent, die dort Bildungsprogramme fördern, soziale Aufgaben übernehmen oder die Umwelt schützen.

Für Clara war es schon lange klar, dass sie nach der Schule ein Jahr lang eine soziale Aufgabe in einem Entwicklungsland machen wollte. "Ich will unbedingt mal raus aus dem wohlbehüteten Leben hier in Deutschland", erklärt sie ihre Motivation. "Ich will kennen lernen, wie es in anderen Teilen der Welt aussieht und dabei auch gerne das krasse Gegenteil hiesiger Lebensumstände erleben."

Indien mit seinen 1,2 Milliarden Menschen ist für sie kein Neuland, auch wenn sie dort noch nie war. Ihre sechs Jahre ältere Schwester Lea war ebenfalls nach ihrem Abitur einige Monate dort und hat in Kundapur gearbeitet. Deren Erfahrungen waren "sehr schockierend", erzählt Clara. "Es ist sehr laut, es stinkt. Es ist heiß und schwül und der Monsunregen ist heftig." Die Menschen lebten zum Teil in ärmlichsten Verhältnissen. Gerade als junge Frau sei es nicht immer einfach. Da müsse sie aufpassen, dass sie sich nicht zu aufreizend kleidet, immer die Schultern bedeckt hält, keine engen Jeans trägt oder bauchfrei herumläuft wie es hier im Sommer üblich ist, hat Lea sie gewarnt.

"Ich werde weite Sachen anziehen und mir gleich einen Sari kaufen", sagt Clara. Bei einer Busfahrt über eine indische Schotterpiste hätte ihre Schwester "Todesangst" gehabt. "Das war schon krass", sagt Clara. Aber das habe sie nicht abgeschreckt, es ihr nachzutun. "Indien hat mich schon immer sehr fasziniert. Es ist ein so vielfältiges Land mit verschiedenen Landschaften, in dem so viele Kulturen aufeinander prallen.", sagt die engagierte Schülerin, die ihr Abitur mit einer hervorragenden Durchschnittsnote von 1,5 oder besser abschließen wird.

In ihrem Profilfach Erdkunde hat sie sich eingehend mit Indien beschäftigt und sich über Entwicklungshilfe-Projekte informiert. In der Englisch-Abi-Klausur ging es um Indien. Auch ein Freund der Familie lebte viele Jahre in Indien und hat sie neugierig auf dieses große Land gemacht. Vor Ort wird sie bei einer indischen Familie leben und wohl in einem Dorf arbeiten. Sie weiß, dass es mit der Verständigung Probleme geben könnte. Eine der vielen indischen Sprachen spricht Clara nicht und auch die Einheimischen auf dem Land könnten nicht alle Englisch. "Ich werde mich wohl mit Händen und Füßen verständlich machen müssen", sagt sie. "Aber irgendwie wird das schon klappen", spricht sie sich Mut zu.

Sie will auch den Kontakt zur Heimat so klein wie möglich halten. Laptop oder Handy werde sie nicht mitnehmen, um den Kulturschock für ihre Gastfamilie nicht unnötig zu vergrößern. "Das fände ich übertrieben und würde Wohlstand ausdrücken. Auch einen Besuch zu Weihnachten oder Osten will sie unbedingt vermeiden. Nur über Briefe, ein paar Telefonate und E-Mails in einem Internet-Café soll die Verbindung nach Hause aufrechterhalten werden. "Ich bin da ja nicht im Urlaub. Ich will helfen", betont die Abiturientin.

Am liebsten möchte sie für ein Umwelterziehungsprojekt arbeiten. So gebe es Angebote, sich für den Erhalt der vom Aussterben bedrohten Schildkröten oder die Eindämmung des Plastikmülls einzusetzen. Aber auch Englischkurse und Hilfsprojekte für behinderte und alte Menschen auf dem Land wären denkbar. Trotz dieses Arbeitseinsatzes und einer Förderung des "weltwärts"-Projektes der Bundesregierung, das 75 Prozent der Kosten übernimmt, ist das Indien-Abenteuer nicht kostenlos für Clara Barrelet. Sie muss etwa 1650 Euro an Spendengeldern aus eigener Tasche beisteuern.

Der Rotary-Club Quickborn unterstützt Clara mit 300 Euro, kündigt Sprecher Richard Welge an. "Das entspricht unserer Philosophie, Kinder und Jugendliche zu fördern." Und Clara Barrelet verspricht sich von dieser Auslandserfahrung eine Fülle von praktisch erlebten Studien über das Zusammenleben von Menschen auf engstem Raum. Sie will nämlich danach Psychologie studieren. "Ich kann gut zuhören."