Drei Lehrlinge der Elmshorner Firma Steen bringen eine fast 100 Jahre alte Maschine für Stromerzeugung wieder in Schwung.

Elmshorn. Auf diesen Augenblick hat Jens Bußler, einer von zwei Chefs der Maschinenbaufirma Steen, zwar nicht gewartet, aber trotzdem reagiert er blitzschnell. Bei einer Haushaltsauflösung in einem Ort bei Norderstedt waren alte Maschinenteile mit dem Stempel des 1893 gegründeten Unternehmens gefunden worden. Bußler setzte sich sofort ins Auto, um dieses historische Fundstück zu sichern. "Wir hatten bislang nämlich nichts. Jetzt", so berichtet der Geschäftsführer stolz, "haben meine Lehrlinge in monatelanger Kleinarbeit das gute Stück wieder in Schwung gebracht."

1914 war die Dampfmaschine in der Firma, die damals "Stehen und Kaufmann, Maschinenfabrik und Eisengießerei" hieß, gefertigt worden. "Vermutlich lieferte sie als Hilfsmaschine auf einem Schiff Strom.", sagt Lutz Wamser, 21. Seine jungen Azubi-Kollegen und er entdeckten bei ihren Recherchen im Internet das Foto einer ähnlichen Dampfmaschine, die auf dem Dampfschiff Alexandra als Antrieb für einen Generator dient.

Anfangs standen die Jungs so vor den Resten der Dampfmaschine, wie sie Lehrer Bommel in der Verfilmung des Romans "Feuerzangenbowle" von Spoerl erklärt: "Eine Dampfmaschine, das ist ein großer, runder schwarzer Raum. Und der große schwarze Raum, der hat zwei Löcher. Das eine Loch, da kommt der Dampf rein und das andere Loch, das kriegen wir später."

Doch die jungen Männer wollten mehr wissen. Schnell hatten sie entdeckt, dass ihnen mehrere Teile an der Maschine fehlten. Die meisten konnten sie wenig später in der alten Scheune sicherstellen, ebenso eine alte Zeichnung. Allerdings fehlte das Schwungrad.

"Wir haben da lang getestet, wie groß es sein muss, damit die Kolben auch rund laufen und nicht ruckeln", erzählt Lehrling Artur Göring, 22. Ein Maschinenbaustudent, der ein Praktikum bei Steen machte, berechnete mit den Lehrlingen zusammen die richtige Größe.

Darüber hinaus mussten nur kleine Verschleißteile produziert werden. Gehäuse, Kolben und Leitungen wurden intensiv gereinigt, geschliffen und poliert. Die Arbeit ließen sich die Auszubildenden sogar vom Germanischen Lloyd, einer großen Prüfgesellschaften, zertifizieren.

"Ich habe gelernt, viel Geduld zu haben, um schwierige Aufgaben zu bewältigen und Konstanz zu halten, immer dranzubleiben", sagt Azubi Lutz Wamser. "Das hat die Teamarbeit gefördert", meint Artur Göring.

Die neugeformte Dampfmaschine wird jetzt einen Ehrenplatz in der Firma bekommen. "Am besten stellen wir sie zu mir ins Büro", sagt Geschäftsführer Bußler. "Die Maschine wird ganz bestimmt viele Gesprächspartner zum Gespräch anregen."

Firma Steen bildet Lehrlinge aus, um Fachkräfte für sich zu gewinnen

Bußler, der in den 90er-Jahren mit zu den Rettern des 1893 gegründeten Unternehmens gehörte, ist von der Sonderarbeit seiner Azubis begeistert. "Wir legen viel Wert auf die Ausbildung und bilden auch über den Bedarf unserer Firma aus", sagt er. Bei solchen Projekten sollen die Nachwuchskräfte "Biss entwickeln" und zu "selbstständigem Arbeiten" geführt werden. Das ist gelungen.

"Wir benötigen Fachleute. Da sie nicht auf dem Arbeitsmarkt ausreichend vorhanden sind, müssen wir sie selbst ausbilden" erklärt der Chef. Er legt auch Wert darauf, jungen Leuten eine Chance zu geben, die anderswo nicht so richtig Fuß fassen können. In der Regel wird jedem starken Lehrling ein etwas schwächerer Kollege zugeordnet, um sie so miteinander wachsen zu lassen. Bei den Bewerbungsgesprächen spielt deshalb nicht nur das Zeugnis eine Rolle. "Unsere Azubis sollten neben dem Interesse am Beruf des Maschinenbauers auch soziale Kompetenz mitbringen. Denn in der Firma wird ein starkes Miteinander gepflegt."