Rellinger Unternehmen “Ponce“ Landessieger beim bundesweiten Innovationspreis: Eine Papiertragetasche, die zu 100 Prozent recycelt wird.

Rellingen. Aus einem Einfamilienhaus in Rellingen heraus steuern Vater und Sohn einen ausgezeichneten Betrieb. Die Rede ist von Marc und Sergio Ponce und ihre "Ponce Grafische Produktionsgesellschaft". Das kleine Unternehmen mit 15 festen Mitarbeitern ist einer der Preisträger beim bundesweiten Innovationswettbewerb "365 Orte im Land der Ideen". Die Innovation "made in Rellingen" ist eine Papiertragetasche, die zu 100 Prozent recycelt werden kann. Die Ökobag, die das kleine Unternehmen mit Sitz an der Fasanenstraße exklusiv in Deutschland anbietet, wird zu 100 Prozent klimaneutral hergestellt.

"Unser Unternehmen gibt es bereits seit mehr als 35 Jahren", berichtet Marc Ponce, 41.Sein Vater Sergio betrieb zunächst eine kleine Offset-Druckerei. Noch heute werden alle Leistungen eines solchen Unternehmens angeboten - etwa auch die Erstellung von Visitenkarten oder Briefbögen.

Bereits seit einem Vierteljahrhundert hat sich der Betrieb auf die Herstellung von Papiertragetaschen spezialisiert. Dabei gilt Ponce quasi als "Maybach unter den Papiertragetaschen". Die Produkte des Rellinger Unternehmens sind nicht nur ein Hingucker, sondern so etwas wie ein Luxusartikel. Sie werden aufwendig hergestellt, gelten als qualitativ hochwertig - und haben natürlich auch ihren Preis.

Marc Ponce, der vor kurzem das Amt des Geschäftsführers von seinem Vater Sergio übernommen hat, hat eine neue Variante der Papiertragetasche entwickelt - die sogenannte Ökobag. "Der Umweltgedanke stand für uns immer schon weit vorne, ist aber nie so herausgestellt worden. Ich hatte das Ziel, diesen stärker nach außen zu tragen."

Herausgekommen ist ein Produkt, was den Namen Öko auch verdienen soll. Die Tragetasche ist aus Papier, das das FSC-Siegel trägt. Das heißt, es stammt nicht aus unkontrollierter oder illegaler Abholzung, die den Lebensraum von Mensch, Tier und Natur zerstört, sondern fördert sozial- und umweltverträgliche Waldwirtschaft. Es erfolgt keine Folienbeschichtung. Der Druck wird mit Öko-Druckfarben erledigt, die Bindemittel aus nachwachsenden Rohstoffen enthalten und frei von toxischen Schwermetallen sind.

Als Leim dient ein speziell entwickelter, lösungsmittel- und weichmacherfreier Klebstoff. Ehrensache, dass auch die Pappe, die , zur Verstärkung des Revers und des Bodens benutzt wird, zu 100% aus recyceltem Altpapier besteht. Und die Kordel besteht selbstverständlich zu 100 Prozent aus Baumwolle.

Hinzuzufügen ist, dass die Druckerei des Unternehmens, die in Hohenfelde bei Itzehoe liegt, mit Ökostrom betrieben wird. Und die Produktion der Ökobags erfolgt klimaneutral. Das heißt, dass der unvermeidliche CO2-Ausstoß an anderer Stelle durch Investition in Klimaschutzprojekte ausgeglichen wird. Mittels einer ID-Nummer, die sich auf der Ökobag befindet, kann das jeweilige Klimaschutzprojekt identifiziert werden. "Alles ist zu 100 Prozent transparent und klar nachvollziehbar", sagt Marc Ponce.

Was er auch sagt, ist, dass Öko natürlich seinen Preis hat. Und der liegt deutlich über dem Preis einer normalen Papiertragetasche, die das Rellinger Unternehmen ebenfalls im Portfolio hat. Ponce produziert alle Papiertragetaschen - egal ob öko oder konventionell - ausschließlich in Deutschland - und ist auch daher deutlich teurer als die Konkurrenz, die Produkte häufig in Fernost herstellen lässt.

Und dennoch zählt Ponce das Who is Who der deutschen Wirtschaft zu seinen Kunden. So hat etwa die Deutsche Kreditbank (DKB) 10 000 Ökobags geordert. Auch viele Firmen, die aus der Wind- oder der Solarbranche stammen, setzen folgerichtig auf das umweltbewusste Produkt aus Rellingen.

Die Ökobag gibt es in 300 verschiedenen Standardformaten. Es gibt sie in unterschiedlichen Größen. In unterschiedlichen Farben. Und immer speziell auf den Kunden zugeschnitten. Die Auflage muss mindestens 250 Stück betragen. Die höchste Auflage lag bisher bei 10 000 Exemplaren. Bei Bedarf kann sie aber deutlich darüber liegen.

Die Preise liegen pro Stück, je nach Auflage, etwa bei knapp unter einem Euro bis hin zu 1,80 Euro. "Zu 90 Prozent werden die Produkte als Messeartikel eingesetzt", berichtet Marc Ponce. Die Ökobag ist (noch) preislich derart teuer, dass sie nur selten im Tagesgeschäft zum Einsatz kommt. Allerdings gibt es Ausnahmen. So hat sich etwa ein regionales Optikgeschäft, das allerdings nicht aus dem Kreis Pinneberg kommt, entschlossen, die Ökobag im Alltag einzusetzen.

Noch, das räumt der junge Firmenchef unumwunden ein, ist die Ökobag noch ein Nischenprodukt. "Unser Bekanntheitsgrad könnte aber noch höher sein", sagt Ponce. Er hofft, dass sich das mit der Auszeichnung ändern wird und dass sich mehr Unternehmen den Umweltschutzgedanken nach außen tragen, in dem sie auf die Ökobag setzen. Und doch, das weiß ich Ponce genau, wird das Zeitalter der - äußerst umweltschädlichen Plastiktüte - noch lange nicht enden.

Zur Preisübergabe, die am 6. Juni in der Druckerei des Unternehmens in Hohenfelde stattfinden wird, hat sich auch Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Peter Harry Carstensen angesagt. Er hebt in einer Pressemitteilung hervor, dass Projekte mit Vorbildcharakter unterstützenswert seien. Das Rellinger Unternehmen werfe mit seiner Idee ein gutes Licht auf das nördlichste Bundesland.

"Ohne innovative Ideen kann es keine Entwicklung geben. Wir brauchen sie im Zusammenleben und Zusammenarbeiten der Menschen, beim Schutz unserer Umwelt und auch in der Wirtschaft." Schleswig-Holstein sei und bleibe "ein Land mit Perspektiven und Ideen".

Die Innovation made in Rellingen von Ponce ist zunächst einer der Landessieger. Ob sich Ponce mit seinem Produkt auch bundesweit durchsetzen kann, entscheidet sich zu einem späteren Zeitpunkt.