Ideologisch verblendet

"Mogelpackung Ökostrom"

Hamburger Abendblatt 5. April

Energieberater warnen. Stadtwerke handeln unterschiedlich. Elmshorn will Vorreiter werden.

Jeder "Ökostromanbieter" in Deutschland, der Stromlieferungen aus Wasserkraft aus dem Ausland, speziell aus Norwegen oder Österreich anbietet, mogelt nicht, wie es so verniedlichend heißt, sondern er betrügt in Gemeinschaft mit den ausländischen Anbietern die deutschen Verbraucher!

Österreich bezieht für seine Eigenversorgung seit 2001 per Jahressaldo Strom aus Nachbarländern, weil es keine freien Versorgungskapazitäten hat. Der Strom aus Wasserkraft wird also zweimal "verkauft". Norwegen hat 4,9 Millionen Einwohner und produziert aus 850 Wasserkraftwerken mit 27 000 MW installierter Leistung 142 000 GWh, Eigenverbrauch zirka 122 000 GWh. Das Land deckt also scheinbar seinen gesamten Energiebedarf aus Wasserkraftwerken. Exportfähiger saisonaler Überschuss theoretisch 20 000 GWh .

Zum Vergleich: Deutschland mit zirka 130 000 MW installierter Leistung produziert und verbraucht zirka 600 000 GWh. Norwegen kann im Winter seinen Strombedarf aus Eigenerzeugung nicht decken und hat auch in trockenen Sommern Probleme, dann wird Atomstrom aus Schweden bezogen!

Wer in Deutschland so tut als würde Norwegen über weitere gewaltige Ausbaureserven bei Wasserkraftwerken verfügen, ist entweder ein Ignorant oder betreibt gezielt Desinformation.

Der Widerstand der norwegischen Umweltschützer ist gewaltig und berechtigt, wird von den deutschen "Grünen" aber völlig ignoriert, weil ihre ideologische Verblendung nicht durch Fakten gestört werden darf. Selbst wenn die Norweger in der Lage wären, Ihre Erzeugungskapazität zu verdoppeln, dann würden sie Schweden beliefern, mit der Maßgabe, dass die einen Großteil ihrer Atomkraftwerke, die sich unmittelbar in der Nachbarschaft zu Norwegen befinden, still legen. Dann kommt in Deutschland immer noch kein Strom aus Wasserkraft an! Es ist an der Zeit, dass deutsche Medien aufhören, den Deutschen zu suggerieren, wir könnten einen nennenswerten Teil unseres Strombedarfs durch Importe decken.

Der Ausbau der Offshore-Windanlagen allein wird uns den Ausstieg aus der Kernenergie nicht ermöglichen. Alle Kommunalpolitiker und kommunalen Funktionsträger, zum Beispiel Bürgermeister, die gegen den 380 KV Netzausbau Front machen, sind Opportunisten, die unberechtigte Ängste schüren und bei genauem Hinsehen, für den Bau von Häusern in der Nähe, oder wie in Halstenbek gar unter Hochspannungsleitungen, verantwortlich sind, weil sie gemeindeeigene Grundstücke unter der bestehenden Trasse als Bauland verkauft haben.

Die Konzeptionslosigkeit in Deutschland ist umso bedauerlicher, weil wir nicht, wie man denken könnte, von Berlusconi regiert werden, sondern von einer promovierten Physikerin, die aus eigener Kompetenz handeln könnte, wenn sie denn wollte....

Aber keine Sorge wir lösen die Probleme mit Verwaltungsjuristen, "Weisenräten" und Ethikkommissionen.

Niemand hört auf einen Elektroingenieur im Ruhestand, der Norwegen seit 40 Jahren bereist und sich 35 Jahre unter anderem mit Energieerzeugung und Verteilung beschäftigt hat.

Oskar Martin, per E-Mail

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