Älteste private Betreibergemeinschaft für Windstrom lässt Wedeler Anlage reparieren

Wedel. Allerorten wird von regenerativen Energien gesprochen - in Wedel wird gehandelt. Die Windenergie-Anlage am Hamburger Yachthafen wurde jetzt runderneuert, eine Reparatur war fällig - nach 21 Jahren Dauerbetrieb. Bei der ältesten aller Windkraftanlagen im Kreis Pinneberg musste ein neues Azimut-Rad eingebaut werden. Es ist notwendig, damit die Generatorgondel immer in die jeweilige Windrichtung gedreht werden kann.

Drei Tage waren Techniker Robert Schwink und sein Team im Einsatz, um das umweltfreundliche Kraftwerk wieder herzurichten. "Zwei Zähne waren aus dem Azimut-Rad heraus gebrochen. Deshalb konnte seit Oktober kein Strom produziert werden", sagt Schwink. Hinter dieser technischen Bezeichnung verbirgt sich ein tonnenschweres Guss-Zahnrad, das auf dem mehr als 30 Meter hohem Stahlmast angebracht ist. Auf dieses Rad wird das etwa sechs Tonnen schwere Maschinenhaus aufgesetzt, in dem Generator, Getriebe und Welle untergebracht sind. Ein kleines Zahnrad an der Unterseite des Maschinenhauses greift in das Azimut-Rad des Turms und dreht so bei Bewegung die komplette Gondel in Windrichtung. Dort wirken immense Kräfte, denn schließlich ist nicht allein das Maschinenhaus zu bewegen, sondern daran hängt der ebenfalls noch einmal dreieinhalb Tonnen schwere Dreiflügel-Rotor, der einen Durchmesser von 24 Metern besitzt.

Rund 20 000 Euro kostet jetzt die Reparatur. Sie wird von der Betreibergemeinschaft Windstrom Wedel GmbH finanziert. Mehr als 300 umweltbewusste Privatleute bildeten Ende der 80er-Jahre unter dem Eindruck der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl die Investorengemeinschaft. Sie war damals nach eigenen Angaben ohne Vorbild und ist damit die älteste in Deutschland.

Hartwig Ihlenfeld, pensionierter Richter aus Wedel, war einer von ihnen. Er schaute auch während der Reparatur vorbei. "Wir wollten damals mehr machen, als nur gegen Atomkraftwerke zu protestieren. Da bin ich mit 1000 Mark bei der Windanlage eingestiegen", sagte er. Ob sich das Geld gerechnet hat, ist zweitrangig. "Wichtig war, etwas zu tun."

Genug zu tun hatten Techniker Schwink, dessen Sohn Florian ebenfalls zum Mechaniker-Team gehört, sowie Mitarbeiter Karl Keusgen und Jan Krützfeld von der Firma "Windstrom-Service" allemal. Denn beim Austausch des Azimut-Rades wurde gleich die Gelegenheit genutzt, Verschleißteile zu ersetzen wie beispielsweise die Drahtseile der Wirbelbremse, die die Flügelspitzen einklappen lassen können, damit der Rotor bei zu hohen Windstärken nicht überdreht.

Ebenfalls wegen des Windes gestaltete sich die Montage ziemlich knifflig. Per Telekran wurden Gondel und Propeller in die Lüfte gehoben. Was beim Maschinenhaus wegen hohen Gewichtes und niedriger Angriffsfläche für die Böen prima klappte, wurde beim vergleichsweise leichten Propeller, der dem Wind viel Fläche entgegensetzt, zu einer wackeligen Angelegenheit. Die Mechaniker hatten beim Hochziehen reichlich Mühe, den Rotor per Halteseilen davon abzuhalten, gegen den Mast zu bollern. Aber nach einer kitzeligen Viertelstunde hatten sie die Sache erledigt.

Jetzt kann vom Yachthafen wieder Strom ins städtische Netz gespeist werden. 100 Kilowatt Nennleistung sind möglich, eigentlich wären es 50 Kilowatt mehr, doch im Yachthafen herrscht im Kleinen das Problem, unter dem Deutschland im Großen zu leiden hat: Es sind nicht leistungsfähige Leitungen verlegt.

Pro Jahr liefert die Anlage zwischen 120 000 und 150 000 Kilowattstunden Strom Das reicht, um etwa 30 Einfamilienhäuser zu versorgen. Zur Betreibergemeinschaft Umschalten Windstrom Wedel gehören heute 340 Anteilseigner. Sie betreiben mittlerweile drei Windkraftanlagen, eine Wasserkraftanlage und ein Blockheizkraftwerk mit Nahwärmenetz.

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