Energieberater der Verbraucherzentrale warnen vor Etikettenschwindel

Kreis Pinneberg. In der Debatte um die fragwürdige Umettiketierung von Atom- und Kohle- in Ökostrom, verteidigen die Wedeler Stadtwerke ihre Vermarktung mit Zertifikaten über Anteile von Strom aus Wasserkraft. Energieberater der Verbraucherzentrale und Pinnebergs Stadtwerkechef Henning Fuchs hatten in der Pinneberger Zeitung vor der "Mogelpackung Ökostrom" gewarnt und darauf hingewiesen, dass "rein physikalisch in Norddeutschland auch bei Ökostromkunden der europaweite Mix mit Atom- und Kohlekraft ins Netz fließt".

Wedels Stadtwerke-Vertriebsleiter Marek Wilken bestätigt das physikalische Argument, sagt aber: "Unserer Meinung nach wird auch durch den Erwerb von RECS-Zertifikaten die Produktion von Ökostrom gefördert." Die Nachweise sollten sicherstellen, dass Ökostrom im europäischen Netz auch tatsächlich nur einmal verkauft wird.

Wedel kauft Zertifikate von Wasserkraft aus Norwegen und Österreich

Die Wedeler Stadtwerke beliefern alle Haushaltskunden in der Stadt mit dem über RECS zertifizierten Ökostrom. "Die Zertifikate beziehen sich auf Strom, der aus schon länger bestehenden Wasserkraftwerken in Österreich und Norwegen kommt. Andere Zertifikate wie 'ok-power' oder 'Grüner Strom Label' beziehen sich auf Strom, der aus jüngeren Kraftwerken stammt. Hieraus wird zusätzlicher Nutzen für die Umwelt abgeleitet." Vertriebsleiter Wilken verspricht, Ökostrom-Zertifkate zu erwerben, die von den Kunden mehr akzeptiert werden. Letztlich werde der Markt durch Angebot und Nachfrage reguliert: Marek Wilken: "Steigt die Nachfrage nach Ökostrom, egal wie dieser zertifiziert wird, muss das Angebot und damit die Produktion von Ökostrom steigen. Also werden neue Ökostrom-Kraftwerke gebaut."

Nur vier Energielieferanten investieren ausschließlich in Ökostrom

Der Vertriebsleiter betont: "Unsere Kunden beziehen 'richtigen' Ökostrom und tragen gemeinsam mit der Stadtwerke Wedel GmbH dazu bei, dass der deutsche beziehungsweise europäische Strommix mehr und mehr aus erneuerbaren Energien gedeckt wird."

Die Energieberater der Verbraucherzentrale sind von diesem Markteffekt nicht überzeugt. Sie gehen davon aus, dass nur die Elektrizitätswerke Schönau, LichtBlick, Greenpeace Energy und Naturstrom AG tatsächliche ihre Überschüsse für den Neubau von Anlagen für regenerative Energie einsetzen. Die Pinneberger Stadtwerke wollen so ein Einzelprodukt einkaufen. Elmshorn will weitergehen und bis 2025 dafür sorgen, dass 75 Prozent des Stroms aus der Region durch Sonne, Wind und Wasser selbst erzeugt werden.