Täglich fahren 17 000 Autos auf der Mühlenstraße durch Pinneberg. Mitte April wird die Achse für drei Wochen gesperrt

Pinneberg. Die Autofahrer in Pinneberg müssen sich im Bereich der Großbaustelle Mühlenstraße auf noch zäher fließenden Verkehr einrichten. Bereits Mitte April wird die "Lebensader Mühlenstraße", die täglich um die 17 000 Fahrzeuge passieren, für den Durchgangsverkehr zwischen Jansenallee und Kirchhofsweg wahrscheinlich für drei Wochen gesperrt, um die Tragschichten einzubauen. Mit Beginn der Sommerferien am 4. Juli bis 5. August passiert das Gleiche im oberen Abschnitt der Mühlenstraße bis zum Wedeler Weg. Für die zweite Augustwoche geht für den Verkehr nichts mehr. Dann soll die komplette Straße endlich den ersehnten neuen Flüsterasphalt als Deckschicht erhalten.

"Wir mussten handeln, da sonst die Berufsgenossenschaft die Baustelle stillgelegt hätte", sagt Bürgermeisterin Kristin Alheit. Offen war, ob für einen längeren Zeitraum ab Mai die Baustelle komplett gesperrt worden wäre oder in zwei Abschnitten gearbeitet wird, um so die Ferienzeiten zu nutzen. "Wir rechnen in den Ferien mit 30 Prozent weniger Pkw auf unseren Straßen", sagt Wirtschaftsförderer Stefan Krappa.

Die Anlieger sind über die Entscheidung nicht glücklich. Gleichwohl wissen sie, dass die Großbaustelle deutlich früher als geplant aufgehoben werden kann. Noch im Sommer vorigen Jahres war erbittert darum gestritten worden, ob die Mühlenstraße für 14 Monate komplett gesperrt wird. Die Anlieger setzten durch, dass die Trasse halbseitig frei und in Richtung Hochbrücke befahrbar bleibt, was die Bauzeit um vier Monate verlängern sollte.

Trotzdem klagen viele Betriebe über Umsatzeinbußen. Markus Römer, Geschäftsführer des Elektronik-Handels Euronics wollte die Verluste nicht mehr tragen und siedelte an die Elmshorner Straße um.

Das Geschäft von Bäckermeister Jörg Dwenger, 49, liegt direkt vor der Großbaustelle. Der Bäckermeister gibt an, dass seine Umsätze um 35 Prozent zurückgegangen sind. "Gerade die älteren Stammkunden meiden den Verkehrsstress und trauen sich nicht mehr in die Straße", sagt er. "Die geplanten Vollsperrungen sind eine harte Sache", erläutert der Pinneberger, "wenn die Bagger tatsächlich im August abrücken, können wir das Hauptgeschäft nach den Sommerferien mitnehmen."

Heino Schmielau, 36, Betriebsleiter von HKL-Baumaschinen, ist wenig begeistert von der Entwicklung. Die Laufkundschaft sei stark zurückgegangen und Kunden aus Appen und Wedel blieben schon jetzt aus. Bislang sind die Umsätze seines Ladengeschäftes um 50 Prozent zurück gegangen.

Konkrete Umsatzeinbußen habe er nicht zu verzeichnen, sagt Thilo Binné, 37, einer der Geschäftsführer des Dachbaustoffwerks an der Mühlenstraße. "Der Schaden, der durch Zeitverluste und Verzögerungen entstanden ist, geht in die Tausende", betont er. Zunächst einmal werde er den Schachtmeister kontaktieren und nach einer Lösung für die Zeit der Vollsperrungen zu suchen.

Der Anliegerverkehr, zu dem auch die Zulieferer zählen, soll so weit wie möglich während der Sperrungen für den Durchgangsverkehr aufrechterhalten werden, versichert Wirtschaftsförderer Krappa.

Die Sperrungen waren notwendig geworden, weil die Berufsgenossenschaft die Bauarbeiter besser schützen wollte. Aufgrund des starken Verkehrsaufkommens wollten die Sicherheitsingenieure nicht länger dulden, dass Lkw die Baustelle passieren. Die großen Fahrzeuge werden jetzt über Westring, Thesdorfer Weg und Richard-Köhn-Straße in beiden Richtungen umgeleitet. "Die Bauarbeiter sind schneller als erwartet vorangekommen", freut sich Bürgermeisterin Kristin Alheit. Bei der Planung sei konservativ geschätzt worden - auch mit langen Schlechtwetterperioden. Zudem wussten die Stadtwerke, die Hausanschlussleitungen erneuern mussten, nicht genau, wie schlimm tatsächlich die Schäden waren. Im schlechtesten Fall hätten die Straßenbauarbeiten im Herbst beendet werden müssen, um den Flüsterasphalt aufzubringen. Denn nur für den Straßenausbau erhält die Stadt Zuschüsse. Von den etwa 1,5 Millionen Euro Kosten zahlt die Stadt nur etwa ein Drittel.

Wenn im August, wie jetzt geplant, die Deckschicht aufgebracht wird, ist der Straßenkörper fertig. Anschließend müssen noch Rad- und Gehwege zu Ende gebaut werden. Doch der Verkehr kann ungehindert fließen, und die Kunden können unbeeinträchtigt die Geschäfte aufsuchen. Bis dahin wird sogar ein Nachfolger für den Elektronikhandel den Betrieb aufnehmen.