Offener Brief der Privatbahnchefs an die Gewerkschaft der Lokführer

Quickborn/Elmshorn. In einem offenen Brief fordert AKN-Vorstand Klaus Franke mit den Chefs zwölf anderer Privatbahnen ein Ende der Streiks der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GdL). "Statt im Interesse der Mitarbeiter eine Lösung am Verhandlungstisch zu suchen, kennen Sie nur Streik", heißt es darin an den GdL-Vorsitzenden Claus Weselsky. "Offensichtlich geht es Ihnen nicht um Verhandlungen, sondern um ein politisches Machtspiel."

Bei der AKN streikten 26 von 82 Lokomotivführern

Bei der AKN hätten sich an den mehrtägigen Streiks 26 der 82 Lokführer beteiligt, sagt Unternehmenssprecher Jörg Minga. Sein Betrieb sei nicht an den Gesprächen mit der GdL beteiligt. Dies würde über den Arbeitgeberverband Deutsche Eisenbahnen (AGVDE) laufen. Dieser habe im Mai vorigen Jahres mit der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) ein Tarifergebnis erzielt, das die überwiegende Mehrheit der 300 Mitarbeiter bei der AKN akzeptiere. "Deshalb löst der Streik bei den meisten Kollegen zurzeit nur Kopfschütteln aus."

GdL-Sprecherin Gerda Siebert sagt dazu, dass ein großer Teil der Lokführer bei der AKN in der GdL organisiert sei - "sonst wären bei der AKN ja nicht die Züge stehen geblieben". Und für diese wäre das EVG-Ergebnis ein "Minus"-Geschäft. "Wir schließen mit der AKN aber auch gern einen Tarifvertrag für alle Mitarbeiter ab."

AKN lehnt die GdL-Forderung nach einheitlichem Tarifvertrag ab

Minga kontert, dass wohl nur eine Minderheit der AKN-Lokführer in der GdL sei, wenn die Aussage der GdL richtig sei, dass sich alle Lokführer am Ausstand beteiligt hätten, die dazu aufgerufen wurden. Von dem Streik waren bei der AKN die Linien A1 (Kaltenkirchen - Quickborn - Eidelstedt) und A3 (Elmshorn - Barmstedt - Ulzburg-Süd) betroffen. Dadurch, dass Mitarbeiter aus der Werkstatt, die einen Lokführerschein haben, für die streikenden Kollegen eingesprungen seien, konnte der Bahnverkehr im Wesentlichen aufrechterhalten bleiben, sagt Minga. Statt eines 20- oder 40-minütigen Taktes fuhren die Züge zumindest stündlich. Und zwischen Barmstedt und Ulzburg-Süd mussten Busse eingesetzt werden.

Die Einführung eines bundeseinheitlichen Tarifvertrages, wie die GdL es fordere, widerspreche der Tarifautonomie, heißt es in dem offenen Brief, den AKN-Vorstand Franke unterzeichnet hat. "Für unsere mittelständisch operierenden Unternehmen bedeutet eine Zustimmung von unserer Seite die Spaltung unserer Belegschaft in zwei Klassen. Einer solchen Spaltung werden wir nicht zustimmen."