Familienfreundliche Betreuung ist ein Instrument, Fachkräfte besser an Unternehmen zu binden. Pharmabetrieb in Wedel plant Kita mit 140 Plätzen

Wedel. Im Wettbewerb um gute Mitarbeiter spielen auch Unternehmen im Kreis Pinneberg verstärkt die Karte "Kinderbetreuung". Ein Beispiel dafür sind die Regio-Kliniken. Sie wollen ihr Angebot ausbauen und es mit individuellen Arbeitszeitmodellen flankieren.

In Sachen Betriebskindergarten leisteten die regionalen Krankenhäuser Pionierarbeit. Seit mehr als 40 Jahren gibt es die Kita "Kleine Strolche" bereits am Klinikum Wedel - nie war sie so wertvoll, wie heute.

Die Tagesstätte am Wedeler Klinikum ist von 5.45 bis 17 Uhr geöffnet

"Besser geht es nicht", sagt Katja, Kless, Physiotherapeutin und Mutter, die ihren sechs Jahre alten Sohn Tom bei Kita-Leiterin Manuela Werther und ihrem achtköpfigen Team in guten Händen weiß. Ab 5.45 Uhr können Angestellte der Kliniken und Mitarbeiter der Pharmaunternehmen Medac und AstraZeneca, die einige der Plätze gebucht haben, ihre lieben Kleinen abgeben. Bis 17 Uhr ist die Einrichtung geöffnet.

33 Kinder in Krippen- und Elementargruppen spielen, lernen und toben in den umgebauten Räumen einer ehemaligen Krankenpflegeschule und auf dem großen Spielplatz. Für den Schwimmunterricht wird das Therapiebecken der Klinik genutzt Besonderes Plus: Im Unterschied zu manchem anderen Träger hat diese Einrichtung selbst während der Schulferien geöffnet "Bei Krankheit oder anderen unvorhergesehen Ereignissen können wir zudem flexibel reagieren", sagt die Einrichtungsleiterin.

"Nicht zuletzt wegen des drohenden Fachkräftemangels gilt die Vereinbarkeit von Familie und Beruf im Krankenhaus als wichtiger Erfolgsfaktor", sagt Martina Saurin, Geschäftsführerin der Regio-Kliniken. Eine aktuelle Studie habe gezeigt, dass bei 85 Prozent der Mitarbeiter die Motivation durch ein familienfreundliches Umfeld steige, die Arbeitsqualität verbessere sich um bis zu 70 Prozent. Martina Saurin: "Das spüren unsere Patienten."

Diesen Weg zur Mitarbeiterbindung beschreitet das Wedeler Pharmaunternehmen AstraZeneca künftig noch konsequenter. Es plant, eine eigene Kita mit gleich 140 Plätzen einzurichten, 60 Krippenkinder und 80 Kinder im Elementar-Alter sollen aufgenommen werden. Im Rahmen eines Projektes der öffentlich-privaten Partnerschaft wird das Vorhaben umgesetzt. Die Stadt Wedel fördert den Umbau des Schulungszentrums zu kindgerechten Räumlichkeiten mit 300 000 Euro. Burkhard Springer, Leiter des städtischen Fachdienstes Kinder, Jugend und Sport: "Das ist eine famose Sache, weil wir mit einem geringen finanziellen Einsatz viele Plätze schaffen." Eine ausreichende Zahl von Kita-Plätzen sieht er als wesentlichen Standortfaktor für eine Kommune. Die Stadt zahlt auch den Betriebskindergärten Zuschüsse für jedes Wedeler Kind, das betreut wird.

Wie viel eigene Mittel AstraZeneca für dieses Projekt aufwenden wird, wurde nicht verraten. Das Unternehmen wird Erzieherinnen nicht selbst einstellen, sondern kooperiert beim Betrieb mit der Fröbel Hamburg gGmbH, die wie jeder Wohlfahrtsverband und andere Träger vom Kreis Pinneberg beaufsichtigt wird. Geschäftsführer Timo Stampe: "Das Interesse von Unternehmen an derartigen Einrichtungen nimmt zu." In den alten Bundesländern seien insbesondere Krippenplätze heiß begehrt, weil dort in der Vergangenheit weniger Anstrengungen unternommen wurden als in den jungen Bundesländern. Stampe: "Als sich herumsprach, dass wir gemeinsam mit AstraZeneca und der Stadt über einen betriebsnahen Kindergarten verhandeln, kamen gleich vier, fünf andere Firmen auf uns zu, die sich für ihre Mitarbeiter um Kita-Plätze kümmern wollen."