Reinhold Pollet soll Vorstand mit Leserbrief in der Pinneberger Zeitung beleidigt haben. Dem Brief war ein Streit vorausgegangen.

Schenefeld. Reinhold Pollet ist ein patenter Mann. Der Schenefelder Rentner ist nicht nur handwerklich geschickt, er hat auch Freude an Kultur- und Musikveranstaltungen. Der gelernte Einzelhandelskaufmann wurde im Ruhestand als Hauswirtschaftshelfer aktiv und unterstützt alte Menschen bei 1000 Dingen in der Wohnung. Außerdem verfolgt der 68-Jährige Württemberger mit dem schwäbischen Dialekt mit Interesse das Tagesgeschehen in Schenefeld und hilft beim Atelier Engel aus, wenn es gilt, bei Autorenlesungen der Schauspielerin Hanna-Maria Engel, die Veranstaltungsräume herzurichten.

So war es auch am 30. Januar, als im alten Gemeindesaal der Stephanskirche eine Lesung aus dem Werk von Mark Twain auf dem Programm stand. "Die zwölf bis 15 Gäste der kleinen Literaturrunde hatten schon Platz genommen, als Pastor Michael Mattern plötzlich lautstark fragte, wo denn Herr Pollet sei", berichtet Reinhold Pollet. Als der Seelsorger, der auch Kirchenvorstandsvorsitzender ist, den Helfer entdeckte, herrschte er Pollet an: "Sie haben den Kirchenvorstand beleidigt. Sie haben hier Hausverbot." Wegen angeblich beleidigender Äußerungen in einem Leserbrief Pollets, der am 25. Januar in der Pinneberger Zeitung abgedruckt worden war, sollte der Helfer des Ateliers Engel den Saal verlassen. Erst als ein weiterer Gast vermittelnd eingriff, wurde der Streit beendet. Pollet blieb. Die Veranstaltung begann mit Verspätung. "Hanna-Maria Engel war sichtlich aus dem Konzept gebracht", erinnert sich Pollet.

Im Leserbrief ging es um die Auseinandersetzungen zwischen Pastor Mattern und der Kantorin Elisabeth Müller (die Pinneberger Zeitung berichtete). Nach langwierigen arbeitsrechtlichen Gefechten wurde eine gütliche Einigung über eine Trennung erreicht. Die gegenseitigen Vorwürfe galten als beigelegt. Ein Abschiedsgottesdienst am vergangenen Sonntag in der Kirche, war Bestandteil der Vereinbarung.

Unter anderem war der Kantorin vom Kirchenvorstand - unzutreffend - vorgeworfen worden, gegen die Verschwiegendheitspflicht mit Äußerungen gegenüber der Pinneberger Zeitung verstoßen und unzulässige Informationen an die Redaktion weitergegeben zu haben. In dem Streit ging es unter anderem um die Finanzierung eines Chores, den Müller leitete, aus Mitteln von ausgetretenen Gemeindemitgliedern.

Auch Pollet, der nicht Kirchenmitglied ist, nahm teil, weil er die Kantorin unter anderem von Terminen mit dem Atelier Engel kennt und schätzt. Der Gottesdienst wurde vom Pastor im Ruhestand Jörg Bode gestaltet. In der Kirche saß hinter Pollet Pastor Mattern. Auf dem Weg zu einem Abschiedsempfang im kleinen Gemeindesaal , griff Mattern Pollet erneut verbal an. "Sie haben hier Hausverbot. Gehen Sie", forderte der Geistliche den Besucher auf. Nur mit Rücksicht auf die "heilige Handlung des Gottesdienstes" habe er darauf verzichtet, Pollet schon während der Andacht zum Gehen aufzufordern. Wieder verweigerte der Gast dem Pastor den Gehorsam, obwohl er "geradezu bedrängt worden sei".

Reinhold Pollet wundert sich, dass Pastor Mattern sich erdreistet, Hausverbote gegen ihn auszusprechen. "Eine Kirchengemeinde sollte sich doch über jeden Besucher freuen." Vollends unberechtigt findet Pollet die Attacke während der Veranstaltung des Ateliers Engel. Die Räume seien vom Atelier Engel für die Lesung von der Gemeinde gemietet worden und damit sei die Kirche nicht berechtigt, gegenüber Besuchern oder Helfern des Abends Hausverbote zu erteilen. Pastor Mattern war gestern für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. Er ist im Urlaub.