Viele neue Angebote im Fahrplan 2011. Crew nimmt gern Mitstreiter auf

Elmshorn. " Die etwa 20-köpfige Stammbesatzung des in Elmshorn stationierten Ewers Gloria bereitet sich auf die achte Freiluftsaison vor. "Es ist jedes Mal eine Herausforderung, den Fahrplan aufzustellen" berichtet Ulrich Grobe, Schipper des Traditionsschiffes. "Auf der Krückau kann man nur bei Hochwasser fahren. Zwar gibt es zum Wasserstand langfristige Vorhersagen, aber wenn kräftiger Ostwind weht, läuft das Wasser dann doch nicht hoch genug auf." Dann muss die "Gloria" im Elmshorner Hafen am Kai liegen bleiben.

"Natürlich sind in den Fahrplan Reserven beim Wasserstand eingearbeitet, aber die zunehmende Verschlickung macht uns zunehmend Probleme", sagt Grobe. "Wenn der Wasserstand voraussichtlich mal nicht reichen wird, endet oder beginnt die Schiffsreise in Glückstadt und unsere Fahrgäste fahren zum Beispiel mit der Bahn hin oder her."

Neu im Fahrplan ist die Teilnahme am Hamburger Hafengeburtstag. Am 6. Mai kann man ab Elmshorn oder Kollmar nach Hamburg fahren und dort an der Einlaufparade teilnehmen. Zurück geht es am 8. Mai quer durch den Hafengeburtstag.

Ebenfalls neu ist eine Fahrt am 29. Mai rund um die Brammer Bank vor Wischhafen, wo sich häufig die Seehunde tummeln. Nach wie vor eine Herausforderung ist das Segeln mit dem Ewer, der sich dabei völlig anders als eine moderne Yacht verhält. Wer das erleben will, egal ob als Mitfahrer oder sogar mit aktiver Beteiligung, findet im Fahrplan zahlreiche Angebote. Am 3. September liegt die Tide so günstig, dass die "Gloria" morgens hinaus- und abends wieder nach Elmshorn fahren kann. "Hier wollen wir mal nicht nur wenige Stunden, sondern den ganzen Tag auf der Elbe segeln. Wir nehmen nur wenige Passagiere mit, die dann aber mit anfassen" erklärt Grobe "dazu erwarten wir kräftigen Wind."

Im Februar 1898 lief der Frachtsegler bei Kremer in Elmshorn vom Stapel

Einen kleinen stählernen Frachtsegler hatte Johannes Pickenpack aus Neuenkirchen im Alten Land auf der Werft von D.W. Kremer in Elmshorn in Auftrag gegeben. Der im Februar 1898 abgelieferte Neubau erhielt den Namen "Gloria" und wurde mit Heimathafen "Lühe" ins Binnenschiffsregister des Amtes Jork eingetragen. Pickenpack hat nach den Eintragungen im Schiffsregister den Ewer bis 1926 besessen. Vom Eigner ist überliefert, dass er eine Reetdachkate hinter dem Elbdeich bewohnte. Bei der großen Sturmflut 1962 brach der Elbdeich an dieser Stelle, sodass das Haus teilweise weggespült wurde - und damit alle Unterlagen des Eigentümers über das Schiff.

1926 wurde der Ewer an den Finkenwerder Frachtschiffer H. J. Meier verkauft, der ihm den Namen "Meta II" gab. Meier ließ den ersten Motor einbauen. Leistung: 25 PS. 1935 erwarb die auf Finkenwerder ansässige Deutsche Werft das kleine Fahrzeug und registrierte es unter dem Namen "D.W.6". Dort wurde es angeblich bis 1965 als Zubringer und Malprahm eingesetzt, auch soll es zum Auffischen von Pallholz nach Stapelläufen gedient haben.

Unter dem Namen "Max" arbeitete das kaum noch als Frachtsegler erkennbare Boot seit 1965 für mehrere kleine Umschlags- und Wasserbaufirmen im Hamburger Hafen. Denen diente er als selbst fahrende Motorschute im innerbetrieblichen Transport, inzwischen versehen mit einem 3-Zylinder Jastram-Motor mit 50 PS. Amortisiert hat sich der große Erhaltungsaufwand offenkundig nicht: Die letzte Eigentümergesellschaft, deren Anlagevermögen aus diversen Hafenschiffen ähnlichen Zustands bestand, schleppte sich von Insolvenz zu Insolvenz. Die letzten Jahre hat "Max" nur noch als Müllschute gedient, der Motor war längst festgerostet, während an Deck Gras wuchs.

Es ist das Verdienst eines in Ewer vernarrten "Shiplovers", dass der Rumpf nicht unter den Schneidbrenner gekommen ist. Unter großem persönlichen Einsatz wurde das Fahrzeug entrümpelt und entkernt, der Motor verschrottet und die Bilgen gereinigt, die Außenhaut gründlich untersucht und ihre Stärke aufgemessen.

Im Jahr 1999 hatte sich das ÜAZ-Elmshorn, heute Wirtschaftsakademie Schleswig-Holstein gGmbh, dazu entschlossen, am Ende der schiffbaren Krückau in Elmshorn eine Museumswerft einzurichten. Mit der "Rigmor von Glückstadt" war es gelungen, Deutschlands ältestes fahrendes Segelschiff zur Restaurierung nach Elmshorn zu holen. Nach deren Fertigstellung war die "Gloria" dran.