Pinnebergs Naturfreunde errichten Notunterkunft, um dem exotischen Schönling das Überleben zu sichern

Rellingen. Passend zum Frühlingsanfang ist die Neubauunterkunft in der Rellinger Feldmark gerade noch termingerecht bezugsfertig geworden. Jetzt müssen nur noch "Mieter" gefunden werden, die Lust haben, sich dort anzusiedeln und fortzupflanzen. Allerdings geht es nicht um sozialen Wohnungsbau für junge Familien, sondern um ein ehrgeiziges Projekt der Naturfreunde Deutschlands. Deren Ortsgruppe Pinneberg hat sich vorgenommen, neue Wohnstätten für den Eisvogel zu bauen und damit den Bestand des Schönlings im Kreis Pinneberg zu sichern und zu erhöhen.

Der Eisvogel ist dermaßen schön, dass er wegen seines farbenprächtigen und exotisch anmutenden Gefieders auch als "fliegender Edelstein" bezeichnet wird. Mit seinem leuchtend blauen Federkleid und der orange- bis gelbfarbenen Brust kann es der scheue gefiederte Freund locker mit Buntvögeln wie Papageien und Sittichen aufnehmen.

"Doch der Lebensraum ist bedroht, weil es immer weniger natürliche Bäche und Flussläufe in der Region gibt", sagt Ortsgruppen-Vorsitzender Rainer Naujox. Den Eisvögeln fehlt es an Brutstätten, die sie in steilen Uferböschungen als Höhlenbauten anlegen. Um diese Folge der Gewässerkanalisierungen auszugleichen, haben die Naturfreunde in den vergangenen Wochen fleißig gearbeitet. An der Mühlenau in Rellingen baute ein halbes Dutzend geschickter Bastler unter Anleitung des Bastelexperten Kurt Schindler einen ausladenden Brutcontainer, der den Uferhang ersetzen soll und außerdem sicher vor Überschwemmungen ist. Mehr als 70 Arbeitsstunden investierten die Naturfreunde, um aus dünnen Baumstämmen, Sand, Kalk und Lehm einen Brutcontainer anzufertigen. Der steht nun an einem geschützten Ort am Flusslauf und muss nur noch von einem Eisvogelpaar entdeckt und bezogen werden. Den genauen Standort gibt Naujox nicht bekannt, damit das junge Pärchen ungestört brüten kann.

Der Container enthält zwei Anflugkuhlen, die allerdings vom Eisvogel noch weiter vertieft werden müssen. Dann wird das Paar auf eine knapp 60 Zentimeter lange Röhre aus Leichtbeton stoßen, die zum eigentlichen Brutkasten mit 25 Zentimetern Durchmesser führt. In der behaglich gepolsterten Unterkunft gibt es dann genug Platz zum Ausbrüten der Eier. Eisvögel haben die Angewohnheit, sich ziemlich zügig zu vermehren. Bis zu drei Mal im Jahr schlüpft der Nachwuchs aus dem Ei. Während die Jungvögel noch gefüttert werden, zieht einer der Eisvogeleltern schon in die benachbarte Kuhle, um den nächsten Brutkasten startklar zum Bezug zu machen. Dieser Wechsel der Behausung wurde mit dem Doppel-Nestcontainer optimal berücksichtigt.

Bleibt die Hoffnung, dass sich nun ein Vogelpaar findet. "Wegen der beiden vergangenen harten Winter ist der Bestand um etwa 90 Prozent geschrumpft", sagt Naujox. Genaue Zahlen haben die Naturfreunde nicht. Ursache ist die mangelhafte Ernährung. Denn der nur bis zu 18 Zentimeter lange Eisvogel ernährt sich ausschließlich von kleinen Fischen. Wenn die Bäche zufrieren, kann er an die Leckerbissen nicht herankommen.

In den kommenden Wochen wollen die Naturfreunde einen weiteren Brutcontainer bauen - nahe der Düpenau .