Fraktionen in der Ratsversammlung wollen Stadtentwicklung fortschreiben. Bürgerinitiative fürchtet um Wohnqualität

Schenefeld. Eine so große Koalition aller in der Ratsversammlung vertretenen Fraktionen hat es in Schenefeld seit Jahren nicht gegeben: Im Rathaus versammelten sich Vertreter von SPD, CDU, FDP und der Offensive für Schenefeld (OfS), um Seite an Seite mit Bürgervorsteherin Gudrun Bichowski und Bürgermeisterin Christiane Küchenhof demonstrativ für die Aufstellung eines neuen Flächennutzungsplans Flagge zu zeigen. Symbolischer Akt: Gemeinsam wurde ein Exemplar des 30 Jahre alten, noch gültigen, x-mal geänderten Plans zerrissen. Die deutliche Botschaft: Schenefeld braucht dringend einen neuen F-Plan, um den Anforderungen der kommenden Jahrzehnte gerecht werden zu können. Eingeladen hatte die Verwaltungschefin.

Anlass zum Date im Büro der Bürgermeisterin war die heftige Kritik einer Bewegung, die (noch) nicht der Ratsversammlung angehört. Die Bürgerinitiative "Wohnqualität im Grünen" befürchtet - wie auch der Arbeitskreis Verkehr - einen massiven Flächenfraß zugunsten von Neubaugebieten und zulasten von Landschaftsschutz und Natur. Die Initiative hat eine Flugblattaktion angezettelt, um gegen diese Entwicklung zu protestieren. Per Unterschrift sollen die Schenefelder für eine Beteiligung der Bürger und den Erhalt von Grünflächen votieren.

Doch an einem neuen F-Plan, der die Nutzung der städtischen Gebiete für Wohnen, Gewerbe, Verkehrsflächen, Landschaft und vieles mehr festschreibt, führt aus Sicht der Bürgermeisterin und der Politiker kein Weg vorbei. "Das geht schon bei einer Hundewiese los, die wir ohne F-Plan-Eintragung nicht zulassen dürfen", sagt CDU-Fraktionschef Hans-Jürgen Rüpcke. Zur Wohnqualität gehöre es auch, dem Siedlungsdruck nicht nur durch Nachverdichtung zu begegnen. Dies mindere die Lebensqualität. Die Planung müsse auch ein bisschen nach außen gehen. Zudem seien auch in neuen Wohngebieten Grün- und Naherholungsflächen vorhanden.

Christdemokrat Rüpcke sieht kaum Chancen für den Dialog mit dem Arbeitskreis Verkehr. "Die sind so auf ihre Meinung fixiert, dass sachliche Gespräche schwierig sind", sagt der CDU-Fraktionschef.

Frank Grünberg (SPD) weist auf den Zuwachs der Metropolregion Hamburg hin, von dem Schenefeld profitieren könne: "Wir wollen nicht weiter wachsen, aber den Einwohnerbestand halten." Einig sind sich Politik und Verwaltung darin, dass auch den veränderten Bevölkerungsstrukturen Rechnung getragen werden müsse. So werde es immer mehr Single-Haushalte geben. "Doch auch dem Bedarf im Hinblick auf die für 2015 geplante Betriebsaufname des Röntgenlaser-Projekts muss begegnet werden", sagt Küchenhof.

Die Verwaltungschefin wehrt sich gegen den Vorwurf, in Schenefeld werde eine Abkehr von der Stadt im Grünen vollzogen. Der neue Slogan "lebenswert" auf der Schenefeld-Broschüre beschreibe den grünen Charakter der Stadt. Die Hälfte der Fläche sei Landschaftsschutzgebiet. Im Vergleich zur Aufstellung des F-Plans vor 30 Jahren habe die Stadt 25 Prozent mehr Landschaftsschutzbereiche aufzuweisen.

Bei den aktuellen Beratungen geht es nach Angaben der Fraktionen und der Verwaltung lediglich darum, Prüfflächen zu benennen. Bis zur Aufstellung des neuen Flächennutzungsplans würden noch zwei Jahre ins Land gehen. Dabei sei auch vorgesehen, die Bürger zu beteiligen. Bereits am Sonnabend, 18. Juni, findet auf Einladung der Bürgermeisterin ein Bürgerkongress im Rathaus statt. Das Thema: "Chancen und Entwicklungsmöglichkeiten für die Stadt". Dabei wird es um das Röntgenlaser-Projekt ebenso wie um den Flächennutzungsplan gehen.