Stadtwerke sollen innovatives Verleihsystem für 30 “Pedelecs“ aufbauen. Barmstedt startet mit 15 Modellen

Wedel. Die Würfel sind gefallen: Wedel bekommt - ähnlich wie in Barmstedt - eines der innovativsten Fahrrad-Verleihsysteme bundesweit. Denn es sind nicht normale "Drahtesel", die bald durch die Stadt rollen, sondern 30 "Pedelecs", Fahrräder mit einem unterstützenden Elektromotor. Der Planungsausschuss sprach sich einstimmig dafür aus, die Stadtwerke Wedel mit dem Aufbau dieses Systems zu beauftragen.

Der kommunale Energieversorger setzte sich damit gegen den Wettbewerber von der DB Rent durch, die in Hamburg das Stadtrad betreiben und deswegen unter anderem vom ADFC bevorzugt worden waren. Doch die Kommunalpolitiker sind wegen Erfahrungen unter anderem wegen des Bahnhofs und der schleppenden Entwicklung bei der Unterführung der Bahntrasse im Autal gebrannte Kinder, was die Zusammenarbeit mit dem Konzern angeht. Sie wollten Ansprechpartner vor Ort haben - und näher als das zu 100 Prozent der Stadt gehörende Unternehmen ist keine Firma angebunden.

Außerdem sehen sie in diesen elektrisch unterstützten Rädern ein Pilotprojekt, das dem Fortschritt in Richtung E-Mobilität dient und Arbeitsplätze vor Ort sichert - sowohl bei den Stadtwerken als auch bei beteiligten Service-Unternehmen. Die Zuschüsse sind zunächst auf fünf Jahre angelegt, sodass die Politiker das Unternehmen für überschaubar halten.

So werden in den nächsten Wochen vier Stationen im Stadtgebiet aufgestellt, an denen sich Einheimische, aber auch insbesondere Touristen die Räder entleihen dürfen. Am Bahnhof, im Moorweg, in der Nähe des "Willkomm Höft" und am Hamburger Yachthafen sind die favorisierten Standorte. Im Gespräch war auch die Badebucht, die laut Sabine Güttel vom Stadtwerke-Marketing Anlaufpunkt für Wohnmobil-Touristen auf dem Festplatz sein könnte.

Knapp 30 000 Euro will sich die Stadt die Sache jährlich kosten lassen. Falls Förderanträge auf andere öffentliche Mittel von der EU positiv beschieden werden, könnten die Kosten um rund 10 000 Euro gesenkt werden. Der Kurzzeit-Mietpreis für jede angefangene Stunde soll 2,50 Euro betragen, der Tagespreis 15 Euro, der Wochenpreis ist auf 25 Euro angelegt.

"Neben dem herkömmlichen, persönlichen Verleih soll erstmalig in Deutschland eine voll automatisierte Akku-Tauschladestation die Räder via Mobiltelefon beziehungsweise EC-Karte freischalten", sagt Sabine Güttel. Sie sieht eine "enorme Imagewerbung für die Stadt" unabhängig davon, dass Wedel als touristisches Ausflugsziel aufgewertet werde.

Auch in der Haseldorfer Marsch wird über ein Leihmodell des Fahrrads mit Elektromotor nachgedacht. Bärbel Thiemann, Vorsitzende des Vereins Tourismus in der Marsch: "Das wäre ideal für unsere Besucher."

Barmstedt ist da schon viel weiter. Die 15 Elektrofahrräder sind bereits angeschafft und stehen noch warm und trocken, bevor sie voraussichtlich Ende April am Rantzauer See an Touristen verliehen werden. Für vier Euro Leihgebühr für den halben und acht Euro für den ganzen Tag sind die Elektroräder bei Peter Latsch zu bekommen, der auch den Bootsverleih am See regelt. "Wir wollen damit jetzt starten und glauben, dass es eine tolle Sache ist für ältere Leute, die nicht mehr so mobil sind und sich auf diesem Weg Barmstedt anschauen möchten", sagt Fachbereichsleiter Jörg Bucher. Die Räder können im Tourismusbüro der Stadt, Telefon: 04123/681 39, vorbestellt oder direkt am See gemietet werden.