Eine Glosse von Bianca Hannig

Es gibt Dinge, die im Leben so wichtig geworden sind, dass ein Tag ohne sie kaum noch möglich erscheint. Keine Melodie, kein Piepen - und das schon seit längerer Zeit. Wo ist es nur? Wühlen, kramen. Nichts. Kurzerhand wird der nächste Parkplatz angefahren, der Inhalt der Handtasche auf dem Autositz ausgeschüttet. Wieder nichts. Panik. Ohne Handy aus dem Haus? Allein die Vorstellung, nur einen Anruf, eine SMS zu verpassen - eine Horrorvorstellung. Drei entgangene Anrufe? Schlechtes Gewissen. Seit fünf Stunden keine SMS? Drohende Einsamkeit, Angst, etwas Wichtiges zu verpassen.

Da bleibt dem vergesslichen Telefonbesitzer gar nichts anderes übrig, als zähneknirschend die nächste Ausfahrt auf der Autobahn zu nehmen und umzudrehen. Ohne geht es einfach nicht. Irgendwann dann der entschuldigende Anruf beim Chef: "Ich komme etwas später. Handy vergessen!" Ob das denn so wichtig sei, fragt er. Ja. Schließlich weiß heute kein Mensch mehr, wo es Telefonzellen gibt, nachdem die Telekom die auffälligen gelben Sprechhäuser durch unauffällige Talksäulen austauschte.

Deshalb gibt es nur eine Möglichkeit: dem Handyverlust vorbeugen. Den Apparat mit Leuchtfarbe bestreichen, die Mobilfunke künstlich ins Riesenhafte vergrößern, die Forschung bitten, ein Telefon-Implantat für die Hand oder besser gleich fürs Ohr zu entwickeln - quasi der Tinnitus für Telefonfreaks. Das wird unvergesslich bleiben.