Weit weg vom Bürgerwillen

"Bürger zieht es nach Quickborn"

Bönningstedts Schüler-, Kunden- und Verkehrsströme weisen in die Stadt, nicht nach Rellingen..

Hamburger Abendblatt 14. Februar

Es gibt also noch einen bürgernahen Bürgermeister, für den die Belange seiner Einwohner oberste Priorität hat(!!) und der sich nicht scheut, Fehler der Vergangenheit einzugestehen! Ein seltenes Phänomen bei Politikern! So geschehen in Bönningstedt. Die Argumentation, weshalb eine Trennung vom Amt Pinnau erforderlich ist, lässt sich zu 100 Prozent auf die Gemeinden Prisdorf, Kummerfeld und Borstel-Hohenraden übertragen.

Der Umzug des Amtes von Pinneberg nach Rellingen ist völlig an dem Lebensraum der Bürger vorbei gegangen.

Umständliche Verkehrsanbindung, Schulbesuche der Kinder und Jugendlichen, Einkaufs-(z.B. Markttage) und Freizeitmöglichkeiten - Bürgerströme nach Rellingen gibt es kaum. Der Umzug des Amtes dürfte in erster Linie nur positiv für die Bürger in Tangstedt sowie für die Gemeinde Rellingen sein. Sie kann mit der Miete für die Räumlichkeiten ihr ohnehin hervorragendes Angebot für ihre Bürger ausbauen.

Offensichtlich sind die etablierten Gemeindevertreter und ihre Bürgermeister (CDU, SPD) soweit von ihren Bürgern entfernt, dass sie deren Belange nicht mehr erkennen oder aber nicht wichtig nehmen.

Bärbel Schwarze, per E-Mail

Nichts gelernt?

"Ohne Investment kein Ertrag"

Grundsatzdebatte über die Innenstadtentwicklung der Kreisstadt und mögliche Straßenverlegungen in der Pinneberger Ratsversammlung.

Hamburger Abendblatt 01. Februar

Gegen "Steigerung der Attraktivität der Innenstadt" und "mehr Leben" wird niemand etwas haben. Ob es gelingt, "die Pinnau in die . . . Innenstadt einzubeziehen", "den Markt mehr ins Zentrum zu rücken", an der Stelle "Orte zum Verweilen zu schaffen", das ist absolut unwahrscheinlich.

Straßenverschwenkungen und neue Großmärkte haben mit Attraktivität wenig zu tun. Insofern sind auch die Vorgaben der Stadt und vor allem Frau Alheits forsches Vorpreschen äußerst fragwürdig. Überzeugende Argumente gibt es jedenfalls nicht. Nach ersten Entwürfen für die neue City wären 50 Prozent der Flächen versiegelte Kfz-Stellplätze. Ehrgeiz der Bürgermeisterin und Sprüche wie "Wer nicht wagt, der nicht gewinnt" oder "Man muss sich entwickeln" sind nicht ausreichend. Stadtplanung ist weder Glücksspiel noch Zwang in eine Richtung. Und Bürgerbeteiligung erst hinterher ist allenfalls Kosmetik. Soll nach Stuttgart 21 Pinneberg 11 probiert werden? Oder nur nichts gelernt?

Es geht um die Stadt (und die gehört den Bürgern), nicht um Geschäfte. Kapital-Verwertung durch Investieren in Konsumanlagen ist noch keine Stadtplanung. "Ohne Investment kein Ertrag" behauptet der Mail-Schreiber. Ertrag für wen?

Die Städte kriegen meist weder Gewerbesteuern noch Arbeitsplätze für die Einwohner. Konsum und Wachstumsideologie sind seit langem Irrwege, auch in Pinneberg: Iduna- und Pinnaupassage fast nur Leerstände, in der Einkaufszone viele leere Läden sowie häufiger Wechsel, etliche Restaurants in der City wurden aufgegeben. Es sollte also zunächst mit Handel, Gewerbe und Kultur das Bestehende (wieder) aktiviert werden - einschließlich auch unkonventioneller Ideen. Warum nicht eine der Passagen als Sportkaufhaus? Dabei sollten auch die Bürger beitragen. Richtig ist, dass bisher schon "Vorschläge verschiedener Arten unterbreitet" wurden. Wo sind die geblieben? Ich lese und höre von Plänen irgendwelcher Investoren, die (logisch) Eigen- und nicht Bürgerinteressen vertreten. Und die Bürgermeisterin hat wieder Planungsbüros beauftragt. Wozu hat Pinneberg einen Fachbereich Stadtentwicklung und Bauen sowie einen Fachdienst Stadt- und Landschaftsplanung? Was tun die? Wenn von da schon keine Ideen kommen, könnte man dort die Vorschläge der Bürger und Verbände/Vereine sammeln, ordnen, fachlich bewerten und (als Prozess) öffentlich diskutieren. Vielleicht ergeben sich ja Mehrheiten im Konsens. Schließlich an Verwaltung und den E-Mailer:

1. Bringt erst die Umgestaltung der Fußgängerzone zu einem guten Ende.

2. Fangt dann mit der Westumgehung an, bevor neue "Baustellen" eröffnet werden.

3. Nutzt die Kompetenzen der Mitarbeiter/innen im Rathaus und der Bürger statt ständig Honorare für Externe auszugeben.

4. "Ohne Geld in die Hand zu nehmen", wird es nicht gehen. Richtig! Nur, was man in die Hand nehmen soll, muss da sein: Wo ist denn das Geld?

5. Guckt mal über den Teller- und Stadtrand! Am Altonaer Bahnhof wird gerade der kaum 40 Jahre alte Frappant-Komplex abgerissen; damals von den Stadtplanern als Architektur-Landmark für Altona gepriesen und von den Investoren als Zukunftskonzept im Vierklang von Gastronomie, Warenhaus, Einzelhandel und Dienstleistung. Das darf sich Pinneberg nicht leisten!

Werner Hammerschmidt, Pinneberg

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