Mutter des an Leukämie erkrankten Moorregers hofft auf Heimkehr in drei Wochen

Kreis Pinneberg. Dem an Knochenmarkkrebs leidenden Kevin Krüger, 20, geht es besser. Er hat vor wenigen Tagen den keimfreien Raum in der Universitätsklinik Eppendorf verlassen dürfen, in dem er seit seiner Transplantation von Stammzellen am 28. Januar versorgt werden musste.

Bei dem jungen Moorreger war Anfang November die Leukämie-Erkrankung entdeckt worden. Sofort nach der Diagnose wurde er in ein Krankenhaus aufgenommen. Freunde und Familie starteten wenig später eine große Unterstützungskampagne für den jungen Mann. Die Regio-Kliniken, die Rotarier und viele andere Firmen, Vereine und Einzelpersonen sprangen der Initiative zur Seite. Mehr als 3000 Menschen aus dem Kreis Pinneberg ließen sich bei zwei großen Aktionen typisieren, um nach einem Blutsbruder für die notwendige Transplantation zu suchen.

Die Stammzellen kommen von einer 55 Jahre alten Amerikanerin

Allein in Deutschland sind die Blutmerkmale von mehr als 2,3 Millionen Menschen in der Knochenmarkspenderdatei (DKMS) registriert. Doch fündig wurden die Ärzte in den USA. Eine 55 Jahre alte Frau wurde als Spenderin gewählt, obwohl die Merkmale im Blut nicht hundertprozentig mit Kevins Werten übereinstimmten.

"Bei der zierlichen Frau mussten zwei Mal Stammzellen gezogen werden", berichtet Inga Krüger, die Mutter des erkrankten Jungen. Das bedeutete, dass die Zeit knapp war, um die Stammzellen aus den USA nach Hamburg zu holen. Höchstens 48 Stunden sollen zwischen der Entnahme und der Transplantation liegen.

Seit der Operation hat Inga Krüger ihren Sohn täglich mindestens eineinhalb Stunden besucht. In der "keimfreien Box", wie der sterile Raum genannt wird, musste sie einen Vollschutzanzug tragen und zwei Sicherheitsschleusen passieren.

"Kevin war sehr geschwächt", erzählt die Mutter. Das habe auch an der Ganzkörperbestrahlung gelegen. Was andere Kranke über Sekunden ertragen müssen, verkraftete der Junge sechs Mal über 20 Minuten.

Anfangs war der Wert der Leukozyten, also der weißen Blutkörperchen nicht messbar, sodass der junge Moorreger über keinerlei Abwehrkräfte verfügte. Jetzt liege dieser Wert bei 1,1 Prozent - ein Zeichen, dass sich die gespendeten Stammzellen im Körper verbreiten, sodass er die "keimfreie Box" verlassen durfte. Bei Gesunden liegt dieser Wert bei drei bis fünf Prozent.

Bis Kevin nach Hause darf, muss er in der Lage sein, sich eigenständig mit normaler Kost zu ernähren. Derzeit wird er fast hundertprozentig über den Tropf versorgt. "Wenn er Wasser trinken kann, um Tabletten zu schlucken, ist das schon viel", erzählt Inga Krüger.

Wenn sich der Körper weiter erholt, könnte Kevin in drei Wochen nach Hause entlassen werden. "Das wäre schön, ihn einfach mal wieder bei uns zu haben", sagt die Mutter. Doch die Sorge, dass sich der Gesundheitszustand wieder verschlechtert, schwingt mit.

Mitarbeiter des Pflegezentrums sammeln Geld für Blutuntersuchungen

Während Ärzte, Patient und Familie weiter kämpfen, läuft auch die Unterstützung weiter. So haben die Mitarbeiter des Kummerfelder Pflegezentrums, das zu den Regio-Kliniken gehört, fast 400 Euro zugunsten des Jungen gesammelt. Silke Mohr-Glißmann, Qualitätsbeauftragte in der Einrichtung, hatte die Initiative ergriffen. Die Regio-Kliniken hatten die erste Typisierungsaktion mit eigenem Personal übernommen und 2500 Euro für 50 Blutuntersuchungen gespendet. Doch für die mehr als 3000 Blutproben aus den Aktionen im Kreis Pinneberg werden gut 150 000 Euro benötigt, um die Ausgaben zu decken - zum Glück ist ein Leben viel mehr wert und unbezahlbar.