Neue Studie belegt, dass sich die Wirtschaftskraft Hamburgs nördlicher Nachbarn weiter verbessern wird

Kreis Pinneberg. Die Bevölkerungszahl sinkt, die Bürger werden immer älter, aber die Wirtschaftskraft bleibt stabil und wird sich perspektivisch in den nächsten zehn Jahren noch weiter verbessern. So könnte man die neue Studie der Hamburger Randkreise Pinneberg, Segeberg, Stormarn und Herzogtum-Lauenburg zusammenfassen, die gestern in Pinneberg vorgestellt wurde. "Die Wirtschaftskraft in unserer Region ist stabil. Wir sind der wirtschaftliche Motor Schleswig-Holsteins", fasste Andreas Köhler, Referatsleiter für Regionalmanagement und Europa, die Ergebnisse der gemeinsamen Untersuchung zusammen.

Zum dritten Mal nach 2004 haben die vier nördlichen Landkreise um Hamburg herum ein Datenprofil erstellt, das die Bevölkerungsstruktur, Wirtschaftskraft, Arbeits- und Wohnungsmarkt, Verkehr und Siedlungsentwicklung untersucht.

Wie zu erwarten ragt der sogenannte Hamburger Speckgürtel vor allem wirtschaftlich heraus. 35 Prozent der Bruttowertschöpfung Schleswig-Holsteins wird in den vier Landkreisen zwischen Elmshorn, Bad Segeberg und Geesthacht erwirtschaftet. Ein Gebiet, in dem knapp eine Million Menschen leben. Jeder achte Euro des nördlichsten Bundeslandes wird allein im Kreis Pinneberg verdient. Mit 78 978 sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplätzen ist der mit 302 400 Bürgern bevölkerungsreichste Landkreis auch der größte Arbeitgeber dieses starken Quartetts. Dahinter folgen Segeberg mit 75 265, Stormarn mit 70 000 und Lauenburg mit rund 40 000 Arbeitsplätzen. Jedes dritte Unternehmen in Schleswig-Holstein hat im Süden des Landes seinen Sitz. Spitzenreiter ist auch hier der Kreis Pinneberg mit 14 939 Betrieben vor Segeberg mit 12 896, Stormarn mit 12 124 und Lauenburg mit 8101 Firmen. Nirgendwo im ganzen Land ist die Arbeitslosigkeit niedriger als im Hamburger Rand. Sie liegt aktuell bei fünf bis sieben Prozent und war auch mit sieben bis elf Prozent im vergangenen Jahrzehnt immer unter dem Landes- und Bundesdurchschnitt.

Von dieser positiven wirtschaftlichen Entwicklung profitieren vor allem die größeren Städte in allen Kreisen, wobei Norderstedt "der stärkste Standort" sei, sagt Klaus Westphal vom Kreis Segeberg. Die meisten Bürger und Unternehmen haben sich entlang der Achsen A 23, A 7, A 21 und A 1 angesiedelt. Aber auch in den ländlichen Zwischenräumen hat sich die Wirtschafts- und Kaufkraft weiter gesteigert. "Wir sind gut aufgestellt", sagte Kreisplaner Westphal. In den nächsten fünf bis zehn Jahren würde die ohnehin starke Position des südlichen Landesteils "noch deutlich steigen", ist er überzeugt. Der Bau der A 20 mit dem geplanten Elbtunnel bei Glückstadt sowie die angekündigte zusätzliche Elbquerung östlich von Hamburg würden noch mehr Unternehmen und Arbeitsplätze in die Region bringen beziehungsweise halten.

Allerdings gibt es auch negative Entwicklungen. Der demografische Faktor macht nicht vor dem Speckgürtel Hamburgs Halt. Ab 2016 wird die Bevölkerungszahl auch in den bislang wachsenden vier Landkreisen sinken, um rund 2000 Menschen in jedem Landkreis. Gleichzeitig wird die Bevölkerung immer älter. Im Jahr 2025 wird sich hier der Anteil der über 75-Jährigen fast verdreifacht haben im Vergleich zu 1995. Ein Viertel der Bevölkerung ist dann älter als 65 Jahre, während die Zahl der Kinder und Menschen im arbeitsfähigen Alter stetig rückläufig ist. Der Kreis Pinneberg reagiert auf diesen Trend, der sogar über dem Bundesdurchschnitt liegt, mit einem sogenannten "Best Ager"-Programm, kündigt Köhler an. Ältere Arbeitsnehmer über 55 Jahre sollen verstärkt im Arbeitsprozess gehalten oder wieder integriert werden.

Die wirtschaftlich rosigen Aussichten seien dafür eine hervorragende Ausgangslage. Westphal: "Wir haben eine Riesenchance, den Wettbewerb um die besten Köpfe zu gewinnen, wenn wir uns um die jungen Leute kümmern." Dabei spielten Familienfreundlichkeit, Versorgung mit Schulen und Kindergartenplätzen ebenso eine Rolle wie Freizeitmöglichkeiten und Naturerleben. Dabei hilft, dass der Flächenverbrauch - 8461 Hektar oder 12 000 Fußballplätze in den vier Landkreisen seit 1992 - tendenziell sinkt. Statt neue Bauflächen auszuweisen, würden vorhandene Baugebiete nachverdichtet, erklärt Kreisplaner Tobias Kuckuck. Das hat zu einem Rückgang des Wohnungsbaus um zwei Drittel seit 1996 und einer Verdopplung der Baulandpreise seit 1990 geführt.