Abriss des alten Kornspeichers am Stichhafen beginnt im März. Entsorgung belasteter Baustoffe läuft

Uetersen. Nur noch wenige Wochen Schonfrist für den ehemaligen Raiffeisen-Silo am Uetersener Stichhafen - dann wird ein Riesenbagger damit beginnen, mit einer großen Stahlzange Stück für Stück aus dem Beton des 1992 stillgelegten und seitdem vor sich hin rottenden ehemaligen Kornspeichers heraus zu brechen. "Wir rechnen damit, dass wir Anfang bis Mitte März damit beginnen können", sagt Christian Strauch, einer der Geschäftsführer des Hamburger Abbruchunternehmens Ehlert & Söhne. Noch ist der Bagger mit einem Abbruchvorhaben in Hannover beschäftigt, danach kommt das Gerät mit seinem bis zu 60 Meter ausfahrbaren Arm nach Uetersen.

Bis dahin ist noch eine Menge zu tun. Ein sechs Mann starkes Team des Abbruchunternehmens ist derzeit vollauf damit beschäftigt, die mit Schadstoffen belasteten Materialien aus dem bis zu 58 Meter hohen Silo-Komplex mit insgesamt vier Gebäuden auszubauen. Dazu gehören Asbestplatten und besondere Fußbodenbeläge. "Wir finden noch immer neue Räume", wundert sich Strauch. Kein Wunder. In dem kaum überschaubaren Gebäudekomplex - allein das höchste Gebäude hat zwölf Stockwerke - offenbart sich dem Besucher geradezu ein Labyrinth aus Räumen, Nischen, Schächten, kleinen Silos, Speichern und Rohrleitungen.

Ein Heizhaus zur angrenzenden Pinnau hin ist bereits weggerissen. Vor dem Einsatz des großen Baggers wird das Team auf acht bis zehn Arbeiter aufgestockt und umliegende Gebäude werden gesichert. Auch zur Wasserseite hin sollen mit Holzbohlen und alten Reifen geschützte Schuten dafür sorgen, dass keine Trümmerstücke ins Hafenbecken fallen.

Der Bauschutt wird noch vor Ort von schwerem Gerät in einer bestimmten Körnung gebrochen und kann somit wieder als Baumaterial dem Kreislauf zugefügt werden. Der Großbagger ist in der Lage, den Beton bis auf eine Höhe von rund zwölf Metern abzubrechen, danach kommen andere Geräte zum Einsatz.

Die Betonfundamente bekommen eine Sonderbehandlung: In sie werden Löcher gebohrt und kleine, kontrollierte Lockerungssprengungen vorgenommen, sagte Strauch. Ein ausgereiftes Verfahren, von dem keine Auswirkungen auf anliegende Gebäude ausgehen werden. Der Geschäftsführer rechnet damit, dass der Abbruch komplett in drei bis vier Monaten erledigt sein wird. Man wisse allerdings nie, ob unvorhergesehene Umstände den Zeitplan beeinträchtigen könnten.

Die Abrisskosten für den Gebäudekomplex liegen bei 700 000 Euro, das Land beteiligt sich daran mit 336 000 Euro. Das stadteigene Areal soll nach dem Abriss für gewerbliche Zwecke verkauft werden.

Der 1926 eingeweihte Uetersener Stichhafen erlebte nach dem Bau des Silos eine Blütezeit. Die Uetersener Eisenbahn verlegte ihre Gleise bis zum Hafen. Fast 300 000 Tonnen Güter wurden noch 1971 im Hafen umgeschlagen. Doch mit der zunehmenden Verschlickung des Hafenbeckens geriet auch die Hauptgenossenschaft als einer der wichtigsten Nutzer unter Druck. Im September 1992 schloss die Genossenschaft ihre Tore. Es kehrte Ruhe ein, und jeglicher Wiederbelebungsversuch blieb stecken.

Der ehemalige Bürgermeister Wolfgang Wiech sicherte der Stadt 2005 den Zugriff auf die Gebäude. Fast handstreichartig kaufte er die Immobilie für 20 000 Euro. Ein privater Käufer, der nach eigenen Angaben vorher einen Vertrag unterschrieben hatte, musste die Sanierung in Eigenregie einstellen. Jetzt steht das Kapitel Hafensilo endgültig vor dem Ende.