Kritisch ist Erhard Göttlicher schon immer gewesen. Ob der in Uetersen lebende Kunstprofessor nun das Thema Folter für den Stern illustriert, die Suchtproblematik unserer Gesellschaft ins Bild setzt oder machtbesessenen Politikern ein Gesicht gibt, Göttlicher nähert sich mit enttarnendem Blick der Realität.

Uetersen/Hamburg. So auch bei dem Auftrag, ein melancholisches Venedig für ein Buchprojekt darzustellen. Der Kunstband ist längst erschienen, doch die Bilder sind jetzt noch einmal im Original in der Galerie des Hamburger Hotels Elysee zu sehen.

Wer die Präsentationsflächen abschreitet, der begibt sich auf einen spätherbstlichen Spaziergang durch die Lagunenstadt. Palazzi, Brücken und Anleger haben sich die Aufmerksamkeit von den Touristenmassen zurückerobert. Göttlichers unverstellter Blick offenbart den morbiden Charme der Lagunenstadt, an deren Bauwerken der Zahn der Zeit stärker nagt als anderswo. Rissiger Putz, bröckelnde Brückenbögen, marode Marmorstufen und wogende Wasserflächen in verwaisten Kanälen spiegeln die melancholische Novemberstimmung perfekt wider.

Was die einst prachtvollen Palazzi in ihrem Inneren verbergen, lassen die Tapeterien von Kristina Meißner erahnen, die zwischen den Göttlicher-Bildern hängen. Im Atelier beim Michel hat die Hamburgerin kunstvoll bemalte Wanddekorationen gefertigt, deren Motive von historischen Arabesken, Medaillons oder Scherenschnitten inspiriert sind.

Die Ausstellung ist noch bis Montag, 21. März, im Elysee an der Rothenbaumchaussee 10 zu sehen. Die Galerie ist rund um die Uhr geöffnet, wird aber bei großen Veranstaltungen einbezogen, sodass eine Besichtigung zeitweise nicht möglich ist. Auskunft unter der Rufnummer 040/41 41 27 21.