Vox-Team drehte mit Ralf Zacherl und Martin Baudrexel in Schiefelbeins “Essgenuss“ in Holm

Holm. Sie sind allgegenwärtig, ernähren sich von privaten Werbeeinnahmen ebenso wie von GEZ-Gebühren und werden von schlichten Gemütern oft mehr bewundert als ein Friedensnobelpreisträger: Fernsehköche. Jetzt suchten zwei von ihnen Holm heim, genauer: "Die Küchenprofis" Ralf Zacherl und Martin Baudrexel kamen ins Restaurant "Schiefelbeins Essgenuss", um - wenn vielleicht auch nicht gerade die Welt - so doch die Gaststätte zu retten. Jedenfalls ist das in etwa das Konzept der Serie von Vox. Doch die Holmer Episode passt nicht so ganz ins Schema.

Probleme in der Küche gibt es im "Essgenuss" nicht

Denn während "Die Küchenprofis" in der Regel oft in Lokalitäten aktiv werden, denen die Gewerbeaufsicht oder ein gnädiges Erdbeben am besten ein möglichst schnelles Ende bereiten sollte, waren im "Essgenuss" von Inhaber Franc Schiefelbein die Problematiken eher marginal. Nun, zugegeben, in der Woche ist es etwas ruhiger, und die Lage auf dem Lande bedingt schon mal eine andere Grundlast, als es Koordinaten in der Nähe von Alster oder Landungsbrücken täten, aber in der Historie der Sendung hatte es da ganz andere Krisenherde gegeben.

Und als "Die Küchenchefs" zu einem Einsatz anrücken wollten, passte die schlemmende Geburtstagsgesellschaft mit 38 Personen nun so gar nicht in das fernsehmediale Krisenszenario. Die Gefahr: keine Krise, kein TV-Plot - den kochenden Rettern drohte das gleiche Schicksal wie Seehasenrogen auf hart gekochten Eiern: überflüssig zu sein. TV-Koch Baudrexel analysierte: "Probleme in der Küche gibt es hier nicht. Wir kochen mit Franc auf Augenhöhe und von den 120 Läden, die wir bisher in der Serie hatten, gehört seiner zu den drei schönsten."

Zusammenarbeit mit der benachbarten Kochschule könnte verbessert werden

Doch wer suchet, der findet - das gilt auch für die für telegene Dramatik notwendigen Defizite. So fanden die Küchenchefs, dass die Zusammenarbeit mit der benachbarten Kochschule "Kochspaß" unbedingt verbessert werden muss und mit Menüabenden statt a`-la-carte-Künsten soll nach Meinung von Zacherl und Baudrexel der Umsatz gesteigert werden.

Der Auftakt klappte jedenfalls - der Plan der Fernsehmacher ging auf: Ein Bericht in der Heimatzeitung, dass "die Meisterköche" ein Abend-Menü kreieren wollen, sorgte für blitzartiges Buchen - endlich war mal die Chance, mit dem eigenen Gaumen zu prüfen, was ansonsten die Claqueure in den TV-Studios in Entzücken versetzt. Dafür nahmen die von den TV-Machern zu um 19 Uhr bestellten Gäste dann auch mehr oder minder gelassen hin, noch ein Viertelstündchen vor der Tür zu frieren, weil es drinnen mit dem Filmen noch nicht so weit war.

"Schwarzwurzelsuppe mit Earl Grey Garnele", "Spinatstrudel mit Pinienkernen, Fetakäse, getrockneten Tomaten und Currysauce" oder auch "Iberico Schwein : Rücken rosa gebraten, Hack in der Zwiebel, Bauch confiert mit Pastinakenpüree und Schmorgemüse", danach "Ananas heiß und kalt" waren der Lohn des Wartens.

Franc Schiefelbein nutzte die Chance für kostenlose Werbung

Da nahmen die Gäste auch in Kauf, dass während des Menüs Kamerateams um sie herumwuselten und man zwischen Salat und Dessert mehrfach um seine Speisen-Bewertung gebeten wurde. Fast alle waren begeistert. Nur eine Dame meinte, der "Gratinierte Skrei" (vulgo: Winter-Kabeljau) habe etwas zu viel Salz, und eine andere, das Schwein zu wenig Hitze bekommen.

Nach Küchenschluss lüftete "Essgenuss"-Inhaber Franc Schiefelbein dann doch noch das Geheimnis, warum sein Restaurant für die Küchen-Krisen-Serie ausgewählt wurde, obwohl es eigentlich nicht in die Reihe der üblichen grenzwertigen Frittier-Schnitzel-Buden gehört. Er hatte jemanden aus der Fernseh-Produktionsfirma kennengelernt und wollte einfach mal die Chance zum Benchmarking mit den Promi-Köchen nutzen. Seine Erkenntnis: Die kochen zwar lecker - aber eben auch nur mit Wasser.