Barmstedts Schülerlotsen gehören zu den besten des Landes Schleswig-Holstein

Barmstedt. Ein tragischer Verkehrsunfall war damals der Anlass, der die gesamte Schule erschütterte und dieses Projekt 2001 in Gang setzte. Heute ist das Carl-Friedrich-von-Weizsäcker-Gymnasium die einzige Schule im Kreis, die Schülerlotsen einsetzt, um die Schüler sicher über die Straße zu leiten. 412 Schülerlotsen sind seitdem von der Polizei ausgebildet worden. Fünf von ihnen wurden sogar Landesmeister. Jetzt zum zehnten Geburtstag bedankte sich die Polizei bei ihnen für ihren täglichen Einsatz, der Sicherheit gebracht hat: Seit zehn Jahren hat es dort keinen schweren Unfall mehr gegeben.

Der Unfalltod eines Schülers war 2001 der Anlass für den Schülerlotsendienst

"Der Anlass war zwar traurig. Aber die Geschichte läuft sehr erfolgreich", erinnerte Schulleiter Wolf-Rüdiger Salbrecht an den Unfalltod von Jan F.. Der 13-Jährige ist damals beim Überqueren des Spitzerfurths von einem Auto erfasst und tödlich verletzt worden. "Das hatte die ganze Schule geschockt", erzählt Lateinlehrer Andeas Witt. Kollegium und Schüler überlegten, was sie machen könnten. So entstand die Idee, Schülerlotsen einzusetzen. "Seitdem ist kein Unfall mehr an der Fußgängerampel am Spitzerfurth passiert."

Zuständig für den Schülerlotsendienst sind immer die achten Klassen. 30 bis 55 Schüler eines jeden Jahrgangs meldeten sich bisher freiwillig für diese Aufgabe. Jeden Morgen um 7.15 Uhr sowie nach Schulschluss um 12.35 Uhr und 14 Uhr stehen jeweils zwei Schüler mit ihren reflektierenden Schutzwesten und der roten Kelle an der Straße. "Bei Wind und Wetter", sagt Lehrer Witt. Im Durchschnitt käme jeder einmal die Woche dran. "Und das klappt einwandfrei." Anfangs fürchteten Eltern, ihre Kinder würden einer Gefahr ausgesetzt, wenn sie große Laster zum Anhalten bewege müssten. "Aber diese Sorgen sind unnötig", erklärt Witt. "Die Schülerlotsen gehen erst dann auf die Straße, wenn die Autos stehen."

Die Barmstedter Schülerlotsen sorgen nicht nur für einen sicheren Schulweg. Sie sind auch besonders gut. So wurden fünf Schülerlotsen Landessieger und holten vierte Plätze auf Bundesebene. Der erste Landessieger von 2002, Hinrich Möller, schaffte es gleich ins Fernsehen. Einen Tag vor dem Wettbewerb hatte der damals 13-Jährige von dem Landesentscheid erfahren und konnte sich gar nicht darauf vorbereiten. Dann schätzte er spontan die Geschwindigkeiten und Abstände von Fahrzeugen am besten und saß abends im Fernsehstudio des NDR. Sein lässiger Auftritt auf dem Sofa von Moderator Rüdiger Wulf wurde jetzt noch mal im Barmstedter Rathaus gezeigt. Ob er denn als Schülerlotse "besonders gut angesehen" sei, wollte der von Hinrich wissen. "Nee", sagte der Junge aus Osterhorn nur. Heute ist Möller 23 Jahre alt und absolviert die landwirtschaftliche Meisterschule.

Schüler warnt: Es darf wieder schneller gefahren werden am Spitzerfurth

Es drohe aber wieder eine neue Gefahr, warnte Schulsprecher Lennart Jürgensen. Seit Sommer 2010 ist das Tempolimit im Spitzerfurth von 60 auf 70 km/h heraufgesetzt worden, kritisiert der Schulsprecher. "Das ist fatal. Die Autos rasen jetzt wieder in den Ort hinein. Das muss wieder geändert werden." Denn auch von Schülerlotsen lassen sich Autofahrer nicht von waghalsigen Manövern abhalten: In zehn Jahren haben die Schülerlotsen 400 Rotlichtverstöße festgestellt.