Landesregierung kürzt Zuschüsse. Einrichtungsleiterinnen befürchten, dass höhere Gebühren Eltern abschrecken

Kreis Pinneberg. Die Familienbildungsstätten im Kreis Pinneberg müssen mit 30 000 Euro weniger Zuschüssen zurechtkommen. Das sind die Folgen der Kürzungen, die von der CDU-FDP-Landesregierung durchgesetzt wurden. "Das drängt uns an den Rand des Überlebens", sagt Gudrun Gaden, Leiterin der evangelischen Familienbildung in Pinneberg.

"Das ist eine Ohrfeige für Familien", klagt Hanna Braatz. Sie leitet die Elmshorner Einrichtung. Ihr fehlen wahrscheinlich 10 000 Euro im Etat, wenn nach der ersten 15-prozentigen Kürzung wie beschlossen 2012 noch einmal 15 Prozent gestrichen werden. Angesichts Milliardensubventionen für große Unternehmen sei es unfassbar, dass die Abgeordneten für einen geringen Sparbetrag die Existenz eines Modells gefährden, das Tausenden Familien Hilfe und Entlastung gebracht hat.

Bei mehreren Aktionen mit den anderen im Land betroffenen Familienbildungseinrichtungen und in einem persönlichen Gespräch mit den Landtagsabgeordneten Barbara Ostmeier und Michael von Abercron, beide CDU, hatten sie auf ihre Existenznot hingewiesen. "Die Hälfte der Kürzungen hätten wir zur größten Not auffangen können", sagt Ulrike Wohlfahrt aus Wedel. Noch mehr ehrenamtlicher Einsatz, noch mehr Selbstausbeutung der Akteure und Dozenten wären vielleicht möglich gewesen. Doch höhere Einnahmen durch höhere Gebühren erwartet keine der drei Frauen. Ulrike Wohlfahrt: "Die Familien sind bis an die Grenze durch hohe Ausgaben für Krankenversicherung, Miete, Lebensunterhalt und so weiter belastet. Wenn wir die Gebühren anheben, bleiben sie weg." Das treffe besonders Familien, die am stärksten auf Unterstützung angewiesen seien.

"Sie wissen, was sie tun", klagt Hanna Braatz die entscheidenden Abgeordneten an. "Wir sind uns bewusst, dass die Einschnitte erheblich sind", bedauert Michael von Abercron, bei den Haushaltsdebatten nichts im Sinne der Betroffenen erreicht zu haben. Doch die notwendigen Einsparungen seien nur im Paket umzusetzen gewesen. Wenn an einer freiwilligen Leistung "geschraubt worden wäre", müssten wie bei einem Dominospiel auch alle anderen Steine fallen. "Ich weiß, welch gute Arbeit gerade in Elmshorn geleistet wird", sagt von Abercron. Die CDU wolle auch das Tagesmüttermodell als wichtige Stütze im Betreuungssystem aufrechterhalten.

Die Verantwortlichen hofften wahrscheinlich, dass sich das soziale System nach den Sparwellen "von allein zurechtschütteln" werde, meint Hanna Braatz. Sie hat mit den anderen Verantwortlichen in Elmshorn reagiert und einige Kurse verteuert. Auch werde nach Sponsoren gesucht. "Aber Spenden helfen zumeist nur einmalig, sind keine Dauerlösung", sagt die Elmshornerin. Deshalb geht sie davon aus, dass im Jahr 2012 mit weniger Personal weniger Kurse angeboten werden.

Auch in Pinneberg wird teilweise mit leicht erhöhten Gebühren gearbeitet. "Die Einnahmen aus den Kursen sind immer unsicher zu kalkulieren. Da fehlt uns jeder Euro aus Fördermitteln", sagt Gudrun Gaden. So bleibt als feste Größe im Haushaltsplan immerhin der Zuschuss des Kreises Pinneberg. Die Familienbildung hat sich verpflichtet, die Präventionsarbeit in Familien zu tragen. Der Kreis hat als Gegenleistung Verträge geschlossen, dank derer die Verantwortlichen verlässlich bis 2012 mit Zuschüssen in Höhe von 400 000 Euro jährlich rechnen können.

In Wedel hat Ulrike Wohlfahrt bislang darauf verzichtet, Gebühren zu erhöhen. "Wir kalkulieren so knapp wie möglich und werden aufgrund des Ergebnisses aus dem ersten Halbjahr neu rechnen", sagt sie. Und wenn nichts mehr geht, werden auch dort Personalstunden gekürzt und die Angebote eingeschränkt - zulasten der Familien.