Am 1. April beginnt die Verlegung des Leitungsnetzes für die 5500 Haushalte der Stadt

Barmstedt. Rein formal müssen Hauptausschuss und Stadtvertretung diesem Beschluss noch zustimmen. Aber an der Grundsatzentscheidung wird sich angesichts der Einigkeit aller Fraktionen nichts mehr ändern, die die kleinste Stadt des Kreises Pinneberg ins Glasfaser-Zeitalter katapultiert. Einstimmig gab der Barmstedter Werkausschuss jetzt grünes Licht für das Sechs-Millionen-Euro-Projekt, innerhalb der nächsten vier Jahre das gesamte Stadtgebiet mit Glasfaserkabeln auszustatten, das allen 5500 Haushalten Internetverbindungen in Lichtgeschwindigkeit ermöglicht, die elektronischen Datenverkehr von 100 Megabit pro Sekunde und mehr versprechen. Startschuss für die Tiefbauarbeiten soll der 1. April sein. Die ersten Anschlüsse würden Anfang nächste Jahres ans Netz gehen, kündigt Werkleiter Fred Freyermuth an.

Die Vertreter aller Barmstedter Fraktionen waren sich einig, dass dieser finanzielle Kraftakt der richtige Schritt in die Zukunft sei. Und auch der Zeitpunkt sei günstig, da die Stadtwerke mit ihren inzwischen rund 20 000 Gas- und Stromkunden außerhalb des Barmstedter Stadtgebiets genügend finanzielle Mittel erwirtschaften, um das Projekt stemmen zu können. So konnten die Stadtwerke vor wenigen Monaten einen neuen Rekordgewinn von 1,5 Millionen Euro für das Geschäftsjahr 2009 verkünden. Im abgelaufenen Jahr 2010 sei der Betriebsgewinn ebenfalls siebenstellig, sagte Freyermuth, ohne genaue Zahlen nennen zu können. Für das laufende Jahr sind 1,2 Millionen Euro Gewinn bei einem Jahresumsatz von 31 Millionen Euro geplant. 400 000 Euro davon sollen als Rücklage die Breitbandverkabelung finanzieren helfen. 800 000 Euro sollen den städtischen Haushalt entlasten.

"Für Barmstedt ist das eine positive Sache", befand Peter Gottschalk von der Mehrheitsfraktion FWB, der sich vor einem Jahr noch gegen eine flächendeckende Verkabelung Barmstedts mit dem Glasfasernetz aussprach. Überzeugt habe ihn an dem Vorhaben der eigenen Stadtwerke, dass sie nicht nur das Netz verlegen und betreiben, sondern auch die Produkte für Telefon, Internet und Fernsehen vermarkten wollen. "Das verspricht einen Mehrwert für die Stadt." Ausschussvorsitzender Dieter Tetz (CDU und BALL-Fraktionschef Günter Thiel sagten unisono: "Das ist eine Investition in die Zukunft." SPD-Fraktionschef Heinz Brabandt versicherte: "Wir stehen voll hinter diesem Projekt."

Alle betonten, dass sie der Werkleitung dabei voll vertrauten, auch wenn sie die Annahme, die Hälfte aller Haushalte würde sich sogleich für das künftige Breitbandkabel-Angebot entscheiden, als zu optimistisch beurteilten.

Barmstedt ist mit diese Initiative nicht allein. Auch Quickborn, Pinneberg und Halstenbek haben vor, ihren Bürgern ein flächendeckendes Glasfasernetz zur Verfügung zu stellen. Die Absicht der Stadt Wedel, beim schnellen Internet lieber auf kabellose Verbindungen zu setzen, hielt Werkleiter Freyermuth auf Nachfrage Thiels für den falschen Weg. "Das kann nur eine Übergangslösung sein und wird in wenigen Jahren den Bedarf nicht mehr decken."