Stadtwerke Wedel und Quickborn begründen den Rückzug mit Wirtschaftlichkeits- und Umweltaspekten

Wedel/Quickborn. Es sollte für die Stadtwerke Wedel und Quickborn der Einstieg in die Stromerzeugung größeren Maßstabs werden - doch jetzt wurde das "Kraftwerksprojekt Brunsbüttel" beerdigt. "Nach gründlicher Prüfung der Faktenlage" habe sich die Geschäftsführung entschlossen, sich nicht an einem geplanten Kohlekraftwerk an der Unterelbe zu beteiligen.

Gemeinsam mit rund 60 anderen Stadtwerken, darunter auch Quickborn, und ausländischen Energiekonzernen wollten die Wedeler eine Anlage mit zwei Blöcken a 800 Megawatt errichten. Eine Milliardeninvestition wäre notwendig gewesen, die nur in einer starken Gruppe hätte erbracht werden können. Auf rund 30 Jahre wäre das Projekt angelegt gewesen.

Der Hintergrund: Mit dem reinen Stromhandel und dem Betrieb der Netze ist nicht so viel Geld zu verdienen, wie bei der Stromerzeugung. Die großen Konzerne dominieren die Strombörse in Leipzig - mit einer eigenen "Kraftwerksscheibe" wollte man sich unabhängiger machen.

Doch das war vor rund drei Jahren zu Zeiten vor dem Ausstieg aus dem Kernkraft-Ausstieg. "Grund für den Rückzug ist unter anderem die Verlängerung von Laufzeiten für die Atomkraftwerke", teilte Stadtwerke-Geschäftsführer Adam Krüppel mit. Die Meiler laufen länger, so dass eine befürchtete Stromlücke nicht aufreißen wird.

Noch wichtiger sei Krüppel aber der Umweltaspekt gewesen. Der kommunale Versorger beliefere seine Wedeler Haushaltskunden seit drei Jahren mit Energie, bei deren Erzeugung kein Kohlendioxid produziert werde. Das Kohlendioxid-Argument galt allerdings auch schon, als der Einstieg in die Planungsgesellschaft beschlossen wurde und führte damals zu heftigen Diskussionen im Wedeler Rat. Die Stadt ist zu 100 Prozent Besitzer der Stadtwerke Wedel GmbH.

Wie viel Geld ausgegeben wurde, um zu diesem Ergebnis zu gelangen, mochten die Stadtwerke nicht verraten. Doch stimmte die Ratsmehrheit zu, bis zu rund 280 000 Euro in die Planungsgesellschaft zu stecken. Dieses Geld dürfte jetzt nicht mehr wiederzubekommen sein.

Auch die Stadtwerke Quickborn haben sich von diesem Projekt verabschiedet, sagt Geschäftsführer Uwe Timm. Mit 3,2 Millionen Euro wollte sich Quickborn an dem Drei-Milliarden-Euro-Projekt der Südwest-Strom GmbH beteiligen. Das entsprach einem Gesellschaftsanteil von 0,1 Prozent. Davon hätte der Eigenkapitalanteil 15 Prozent betragen. Die Stadtwerke wären also mit 550 000 Euro finanziell belastet worden. "Dafür wollten wir uns 30 Jahre selbst erzeugten Strom sichern", sagt Timm. Vermutlich müssen die Stadtwerke Quickborn nun 60 000 Euro Planungskosten abschreiben. "Aber durch die Laufzeitverlängerung der Atomkraftwerke und den verstärkten Ausbau der Windkraftanlagen sehen wir keine Wirtschaftlichkeit mehr in dem Projekt", sagt Timm. Auch der Umweltgedanke habe eine Rolle gespielt, weil Kohlekraftwerke das Klima belasten. "Es fehlt allerdings noch der Gesellschafterbeschluss, dass wir aussteigen können."

Das Vorhaben, in die Stromerzeugung einzusteigen, wird jedoch nicht ganz aufgegeben. Geschäftsführer Adam Krüppel: "Wir haben uns in den vergangenen Jahren auch mit anderen Projekten beschäftigt, beispielsweise die Beteiligung an Offshore-Windparks." Doch bislang hätten die Rahmenbedingungen nicht gestimmt. Bei den deutschen Windkraftanlagen müssten erstmals Wassertiefen von mehr als 30 Metern fernab der Küsten bezwungen werden. Krüppel: "Da gibt es derzeit noch zu viele Unwägbarkeiten. Wir werden sicherlich einsteigen, wenn die Technik erprobt ist. Chancen wird es noch genug geben."