Die Stadt verleiht dem Autor mit dem schelmischen Lächeln den Kulturpreis 2011

Elmshorn. In seiner stillen, bescheiden wirkenden Art betrat Wolfgang Sieg am Sonntag die Schalterhalle der Stadtsparkasse Elmshorn, schüttelte willig Hände von den zahlreichen Gästen und nahm deren Gratulationen entgegen. Dort, wo sonst Kunden, zu denen auch Sieg gehört, ihre Bankgeschäfte erledigen, erhielt der 74-jährige Autor gestern offiziell den Kulturpreis der Stadt Elmshorn verliehen. Für den musikalischen Rahmen dieser verdienten Würdigung sorgte das Streicherensemble "Intermezzo Elmshorn". Sieg freute sich über deren Spiel ebenso wie über die Auszeichnung, die ihm von Stadtrat Volker Hatje überreicht wurde.

"Wolfgang Sieg ist vielen Elmshornern gut bekannt", sagte Hatje. "Manchen als Lehrer in der ehemaligen Realschule am Propstenfeld und der Kooperativen Gesamtschule Elmshorn." Doch Grundlage für die Preisverleihung war das, was Sieg weit über Elmshorn hinaus bekannt gemacht hat: Sein Wirken als Autor, das sich in einer Vielzahl von Büchern ebenso niederschlug, wie in Beiträgen der NDR-Hörfunk-Serie "Hör mal'n beten to", Hörspielen fürs Radio, seinen Artikeln in der Satirezeitschrift "Pardon" und sogar als Co-Autor und Nebendarsteller in Detlev Bucks Kinofilm "Karniggels".

Geboren in Hamburg, kam Sieg wegen der Bombenangriffe auf die Hansestadt im Krieg zu Verwandten aufs Land. Dort lernte er plattdeutsch, was sich nicht unwesentlich in seinem späteren Schaffen niederschlagen sollte. Die Laudatio hielt Elmshorns Bürgermeisterin Brigitte Fronzek, weil der eigentliche Laudator, Dierk Wulf, erkrankt war. Teile seiner Rede übernahm sie und entschuldigte sich dafür. So hatte Wulf in Anspielung auf Siegs Beruf als Lehrer geschrieben, dass Sieg seine beruflich bedingte viele Freizeit nicht mit Rasenmähen ausgefüllt habe, sondern mit den Schreiben seines ersten satirischen Romans. Der hieß "Der Mann in der Anschlagsäule" und erschien 1967. Danach kannte die Nutzung der Freizeit fürs Schreiben keine Grenzen mehr. Besonders beliebt sind seine Kurzgeschichten auf Hochdeutsch, Missingsch und Plattdeutsch. Immer legt er ein feines Gespür für die kleinen Schwächen und Defizite der Menschen sowie die Stolperfallen des Lebens an den Tag. Dabei wird er trotz satirischer Zuspitzung nie verletzend, so dass alle seine Leser über die Geschichten lachen können, auch wenn sie sich manchmal vielleicht sogar ein bisschen selbst darin wiedererkennen.

Während sich Sieg über die mit 2500 Euro dotierte Würdigung der Stadt freute, konnten sich die Gäste der Ehrung ebenso freuen. Selbstverständlich las der Autor einige seiner Geschichten vor und rundete somit die mittlerweile fünfte Vergabe des Elmshorner Kulturpreises ab. Man dachte es sich bereits, diese Ehrung war nicht die erste, die dem Mann mit dem schelmischen Lächeln im Laufe seines Lebens für sein Werk zuteil wurde.