Im Vorfeld der Typisierungsakion für Kevin Krüger berichten Stammzellenspender über ihre Erfahrungen

Pinneberg/Moorrege. Während die Ärzte im Hamburger Krankenhaus den an Leukämie erkrankten Kevin Krüger, 20, auf eine Stammzellenspende vorbereiten, wird weltweit intensiv nach einem Spender gesucht. Der an der gefährlichen Blutkrankheit leidende Moorreger kann nur überleben, wenn jemand gefunden wird, der nahezu gleiche Gewebemerkmale im Blut aufweist und zu einer Stammzellenspende bereit ist.

Im Kreis Pinneberg wächst die Solidarität stündlich. Freunde und viele andere Menschen werben dafür, dass am Sonnabend, 8. Januar, viele Erwachsene ihr Blut untersuchen lassen, ob sie für Kevin oder andere an Leukämie erkrankte Menschen infrage kommen.

Natürlich gibt es schon eine Reihe hilfsbereiter Leute, die in der Vergangenheit an Typisierungs-Aktionen teilgenommen haben und sogar schon als Spender aufgetreten sind. Einer davon ist Björn Burmeister.

"Es war ein unbeschreiblicher Moment, der Frau gegenüber zu stehen, die durch meine paar Zellen gerettet werden konnte", erzählt Burmeister. Der 31 Jahre alte Vater eines 14 Monate alten Mädchens hatte sich ohne besonderen Anlass in der Deutschen Knochenmarkspenderdatei registrieren lassen. "Wer Blut spenden kann, kann auch Stammzellen spenden", hatte er sich damals vorgenommen. Vor vier Jahren war es, dass er in eine Klinik gebeten wurde, um auf eine tatsächliche Spende vorbereitet zu werden.

"Die Aufgabe des Spenders ist leicht", berichtet er. Zwei Wochen vorher musste sich Björn Burmeister ein Medikament spritzen, was auch der Hausarzt bei Bedarf übernimmt, um die Stammzellen vermehrt ins Blut zu schwemmen. "Ich habe mich ein bisschen gefühlt, als wäre ich leicht erkältet. Ich war ein bisschen müde."

Für die Stammzellenentnahme setzte sich Björn Burmeister drei Stunden lang in eine Klinik. Nach der Blutentnahme hat ein Spezialgerät die Stammzellen ausgefiltert. Die Transplantation gelang. Die junge Mutter, die kurz vor dem Ausbrechen der Leukämie ein Kind bekommen hatte, konnte dank der Stammzellen des Pinneberger Spenders ihren Blutkrebs überwinden.

Bis sich Spender und Empfänger trafen, vergingen zwei Jahre

Doch bis sich Spender und Empfängerin in die Arme nehmen konnten, vergingen zwei Jahre. Bis dahin gilt eine Kontaktsperre. Innerhalb dieser Zeit stellt sich heraus, ob die Stammzellen des Spenders ausreichen oder ob eine Nachspende erforderlich ist.

Das hat Timo Kreusch-Vartmann, 31, erlebt. Er hat seine Stammzellen für einen neun Jahre alten Jungen aus Frankreich gespendet. Beim ersten Mal wurden die lebenswichtigen Zellen aus dem Knochenmark des Beckenkamms gewonnen, beim zweiten Mal ebenfalls über das Blut - wie bei Björn Burmeister. Der 31-Jährige weiß noch nicht, wie es dem kleinen Franzosen geht. Er sagt: "Ich denke noch oft an den mir unbekannten Empfänger und hoffe, dass er es schaffen wird." Und noch einen Wunsch hat Timo Kreusch-Vartmann: "Ich hoffe, dass die kommende Typisierungsaktion in Pinneberg erfolgreich sein wird und möglichst viele Menschen sich beteiligen."

Kevin hat die dritte Chemo hinter sich und fühlt sich etwas besser

Das hoffen auch viele andere - allen voran die Familie um Mutter Inga Krüger und die beiden Schwestern (7, 15). Die Regio-Kliniken, die VR Bank Pinneberg, die Kreisverwaltung, die CDU im Kreis Pinneberg, die Pinneberger SPD und viele andere rufen zur Teilnahme an der Typisierung auf. Moorreges Bürgermeister Karl-Heinz Weinberg, in dessen Gemeinde Familie Krüger lebt, hat an die Bürger appelliert, sich zu beteiligen. Über die Internetplattform Facebook holen Freunde Unterstützer zusammen.

Es ist einfach unglaublich, wie viele Menschen sich für mich einsetzen, Flyer verteilen, Plakate kleben, um auf die Veranstaltung aufmerksam zu machen", schreibt Kevin im Internet. Er hat gerade die dritte Chemotherapie hinter sich und schreibt weiter: "Es geht mir besser als noch vor ein paar Tagen. Der Appetit, dem einen die Chemotherapie raubt, kehrt nun so langsam wieder. Ich hoffe, dass die Nebenwirkungen, mit denen ich bei der ersten und zweiten Chemotherapie zu kämpfen hatte, dieses Mal ausbleiben." Das hofft auch Mutter Inga und noch mehr wünscht sie sich, dass ein Spender für ihren Sohn gefunden wird - vielleicht am Sonnabend.

Typisierung: Sonnabend, 8. Januar, von 10 bis 16 Uhr in der Räumen der Ev. Freikirchliche Gemeinde, Fahltskamp 79 in Pinneberg.

Geldspende: DKMS Spendenkonto 60606090, VR Bank Pinneberg, BLZ 221 914 05.