Familie, Freunde, Firmen, Vereine organisieren Typisierungsaktion am 8. Januar. Junger Moorreger leidet an Leukämie

Kreis Pinneberg. Die Hilfe für den an Leukämie erkrankten Kevin Krüger, 20, wird täglich größer und lebenswichtiger. Familie und Freunde engagieren sich seit Wochen. Jetzt ist ein Spendenkonto eingerichtet worden. Am Sonnabend, 8. Januar, kann jeder helfen, wenn er sich mit einer kleinen Blutentnahme in der Knochenmarkspenderdatei registrieren lässt. Denn gesucht wird ein Mensch, dessen Gewebemerkmale im Blut möglichst gut mit Kevins übereinstimmen.

"Jeder Einzelne ist eine Hoffnung für Kevin und für alle anderen an Leukämie erkrankten Menschen", sagt Katrin Dördelmann. Sie leitet für die Deutsche Knochenmarkspenderdatei Aktionen wie in Pinneberg. In ihrer Datenbank sind 2,3 Millionen mögliche Spender registriert. Bislang stimmt kein Blutbild mit Kevins überein. Jetzt wird weltweit in anderen Datenbanken nach einem möglichen Lebensretter gesucht.

Große Hoffnung hatten Ärzte auf einen Spender aus der Familie gelegt. Doch die Hoffnung erfüllte sich nicht. Die Sorgen von Mutter Inga Krüger wachsen. "Ich muss meinen Tagesablauf ganz strikt organisieren", erzählt sie, wie sie die Belastung trägt. Ihre Schwester ist diejenige, mit der sie am besten die Sorgen teilen kann. Sobald es geht und sie ihre Töchter, 7 und 15, allein lassen kann, fährt sie ins Krankenhaus, um ihrem Jungen beizustehen.

Auch die Freunde kümmern sich. Florian Kirsch, 23, hat mitgeholfen, die Typisierungsaktion mit der Deutschen Knochenmarkspenderdatei (DKMS) zu organisieren.

Die Regio-Kliniken sagten spontan ihre Unterstützung zu. "Darüber mussten wir nicht nachdenken", sagt Hauptgeschäftsführer Otto Melchert. Wer von den 2500 Angestellten im Klinikunternehmen noch nicht typisiert ist, wird aufgerufen, an der Aktion teilzunehmen. Die Klinik stellt kostenlos Ärzte und Pflegepersonal, allen voran Pflegedienstleiter Georg Opgenoorth, der schon selbst für seinen schwer erkrankten Bruder Stammzellen gespendet hat.

Von 8792 typisierten Bürgern im Kreis haben 85 Stammzellen gespendet

Gleichzeitig spendet die Klinik, um etwa 50 Typisierungen zu finanzieren. Der VfL Pinneberg hat angeboten, Freiwillige als Helfer für die Aktion zur Verfügung zu stellen. Die VR Bank gibt Geld und richtet das Spendenkonto (siehe Infokasten) ein. Wir groß der Andrang werden kann, erlebten die Helfer 2008 in Norderstedt. Dort ließen sich 3765 Menschen registrieren - gesucht und gefunden wurde damals ein Spender für den fünf Jahre alten Mathies.

Auch im Kreis Pinneberg gab es bereits mehrere Typisierungsaktionen. 8792 Bürger aus unserer Region sind in der Datei gemeldet, davon haben bereits 85 Stammzellen gespendet und damit Leben gerettet.

Die Mitarbeiter der Knochenmarkspenderdatei verschicken Material für die Typisierung auch per Post. Mit einem Wangenabstrich aufs Wattestäbchen können die ersten Daten erfasst werden. Doch die Typisierung mit Blutprobe ermöglicht feinere Bestimmung und im Ernstfall schnelleres Handeln.

Im Idealfall stehen mehrere mögliche Spender für einen Patienten zur Verfügung. Dann ermitteln die Ärzte bei weiteren Untersuchungen in der Klinik, wer am besten zum Patienten passt. "Während früher zumeist Knochenmark, also kein Rückenmark wie oft fälschlich geglaubt wird, aus dem Hüftknochen entnommen wurde, werden heute die Stammzellen zu 80 Prozent aus dem Blutkreislauf gewonnen", erklärt Katrin Dördelmann von der DKMS. Um die Stammzellen ins Blut zu schwemmen, erhalten die Spender ein Medikament. Dann setzen sie sich gemütlich in einen Sessel, während die Zellen von einem Gerät dem Blut entzogen werden. Katrin Dördelmann: "Fast alle Spender berichten, dass die Spende ein einschneidendes Erlebnis war."