Zweifache Mutter ist hundertprozentig Führungskraft in der Filiale der Sparkasse, aber nur 30 Stunden im Dienst

Barmstedt. Berufliche Karrieren von engagierten Frauen sind heute keine Seltenheit mehr. Das zeigt allein die Tatsache, dass sechs der elf hauptamtlichen Bürgermeister im Kreis Pinneberg weiblich sind. Doch oft müssen sich Frauen noch zwischen Beruf und Familie entscheiden. Nur wenige Führungspositionen werden an Mitarbeiterinnen vergeben, die dem Betrieb nur in Teilzeit zur Verfügung stehen. Ein Beispiel ist Silke Rebehn. Die 43-Jährige leitet seit knapp zwei Jahren die Filiale der Sparkasse Südholstein in Barmstedt.

Dabei ist sie nur vier Tage die Woche in der Geschäftsstelle, davon zwei Tage halbtags. Diese Dreiviertel-Stelle kommt der Familie zugute, sagt die Mutter zweier schulpflichtiger Kinder. Die Arbeit leide keineswegs darunter, betont die Filialleiterin, die im Nachbarort Bevern lebt.

Im Grunde sei dies nur eine Frage von Organisation und Delegation. Selbstverständlich stehe sie auch außerhalb der regulären Bürozeiten für Beratungsgespräche und andere berufliche Termine zur Verfügung. Und wenn sie nicht da ist, könnte ihr Stellvertreter Lars Schmidberger schnell und eigenverantwortlich entscheiden - ohne vorherige Rücksprache mit ihr. "Man muss nicht immer präsent sein, wenn man Verantwortung abgeben kann", ist ihre Erfahrung. Das sei ja in der Urlaubszeit genauso. Und natürlich stehe sie voll hinter jeder Entscheidung, die in ihrer Abwesenheit getroffen wurde.

Bei der Kundschaft komme das sehr gut an, erzählt Silke Rebehn. "'Das ist ja toll!' 'Klasse!', sagen viele. Ich habe bisher nur positive Rückmeldungen von den Kunden gehört." Wer sie unbedingt persönlich sprechen will, sei auch bereit, sich auf ihre Arbeitszeiten einzulassen. Sie gehe aber auch auf individuelle Wünsche ein, sagt Silke Rebehn und helfe notfalls im Krankheitsfall mal aus.

Sie ist ein Eigengewächs der ehemaligen Kreissparkasse. Silke Rebehn begann 1986 ihre Ausbildung in der Barmstedter Filiale, die sie dann als stellvertretende Leiterin von 1994 bis 2000 für die Geburt und den Erziehungsurlaub ihrer beiden Kinder verließ. Dann stieg sie zunächst mit einer Halbtagsstelle wieder ein, die sie auf jetzt 30 Wochenstunden erhöht hat.

Ihr Arbeitgeber unterstütze diese familienfreundlichen Arbeitszeitmodelle. "Die Sparkasse bietet so ziemlich alles an, was an Arbeitszeitmodellen möglich ist - außer am Wochenende." Ex-Vorstandschef Mario Porten habe ihr diese Haltung mal so bestätigt: "Wir haben so viel Mühe und Geld in die Ausbildung unserer Mitarbeiterinnen investiert", habe der zu ihr gesagt. "Da wäre es doch fatal, dieses Potenzial brachliegen zu lassen."

Tatsächlich ist das Bankwesen ziemlich in weiblicher Hand, was die Zahl der Mitarbeiter angeht. Von den 1100 Beschäftigten der Sparkasse Südholstein sind 62 Prozent Frauen, teilt Sprecherin Imke Gernand mit. 300 davon haben Teilzeitregelungen. Aber keine einzige leitet wie Silke Rebehn in Teilzeit eine der 20 großen Geschäftsstellen. Ähnliches Bild bei den Volks- und Raiffeisenbanken. Von den 501 Mitarbeitern sind 282 weiblich, von denen fast die Hälfte in Teilzeit arbeitet. 28 der 49 Filialen der Sparkasse Südholstein werden von Frauen geleitet. Bei der VR Bank Pinneberg sind es sechs von 19 Filialen.

In der Hierarchie darüber wird allerdings die Luft dünner für Frauen. Die Vorstands- und Direktorenebene ist bei der Sparkasse noch eine Männerdomäne. Die VR-Bank hat immerhin zwei von vier Direktorenposten an Frauen vergeben. Vorstandsposten sind für Frauen die absolute Ausnahme. Die Sparkasse Elmshorn macht jetzt den Vorreiter, indem sie Ursula Schwedler zum April 2011 in den Vorstand berufen hat.

Ein ähnliches Bild der Geschlechter zeigt die Kreisverwaltung Pinneberg. 456 der 682 Mitarbeiter sind weiblich. Das sind zwei von drei. Immerhin 25, davon neun in Teilzeit, leiten Teams, Abteilungen und Stabsstellen. Aber nur einer der zehn Fachdienste, der für den Jugendbereich zuständig ist, wird mit Cornelia Lohmann-Niemann von einer Frau geleitet. Die vier Fachbereiche, die Referatsstellen und der Landratsposten sind weiter in männlicher Hand - trotz eines Frauenförderplans.

Sparkassenchef Ralph Schmieder drückt es so aus: "Die Förderung der Frauen und der Chancengleichheit ist uns sehr wichtig. Doch je höher die Positionen, desto schwieriger wird die Möglichkeit, in Teilzeit zu arbeiten. Die Aufgabe selbst setzt dabei die Grenze."

Sparkassendirektor Oliver Eggerstedt, direkter Vorgesetzter von Silke Rebehn, ist da etwas anderer Auffassung. Seine Erfahrung ist, dass Teilzeitkräfte oft motivierter bei der Arbeit sind. "Sie nutzen die Zeit intensiver, planen und organisieren besser, einfach weil sie Familie und Arbeit in Einklang bringen müssen." Da dieser Ausgleich aber oft in stressigen Führungsjobs schwierig zu bewerkstelligen sei, fehle es auch an Bewerbungen von Frauen für diese Positionen.

Bei der Industrie- und Handelskammer Kiel, die 56 000 Unternehmen betreut, wird nicht statistisch erfasst, ob diese von Männern oder Frauen geleitet werden, sagt Elmshorns IHK-Chef Ulrich Grobe. Sein subjektiver Eindruck jahrzehntelanger Tätigkeit aber sei: "Das ist kein 50:50-Verhältnis. Aber es sind deutlich mehr Frauen an der Spitze geworden. Immer mehr Töchter übernehmen die Geschäftsführung von ihren Vätern. Das nimmt konstant zu und ist auch gut so."

Silke Rebehn ist zufrieden mit dem, was sie erreicht hat. "Ich bin ehrgeizig. Aber ich muss nicht Vorstand werden."