Rohrkrepierer

"Zehn Jahre nach dem Pisa-Schock: Bildungspolitik wirkt"

Der bildungspolitische Sprecher der SPD-Bundestags-Fraktion, Ernst Dieter Rossmann, macht vier Vorschläge, um Deutschlands Schüler im internationalen Vergleich weiter nach vorn zu bringen.

Hamburger Abendblatt 21. Dezember

Herr Rossmann, seines Zeichens bildungspolitischer Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion und zudem ehemaliger Sprecher der SPD-Linken, legt seinen Wählern ein bildungspolitisches Weihnachtsgeschenk unter den Christbaum: "Bildungspolitik wirkt".

Gemeint ist wohl die SPD-Bildungspolitik. Der SPD-Linke blickt zurück auf das Jahr 2000, dem Jahr des Pisa-Schocks. Er vergisst dabei zu erwähnen, dass Deutschland damals das Ergebnis von dreißig Jahren demokratisch-sozialistischer Bildungsreformwut dokumentiert bekam.

Bis dahin hatten sich die SPD-Kultusminister strikt geweigert, an flächendeckenden Bildungstests teilzunehmen. Aus gutem Grund, wie wir aus dem Pisa-Bericht 2000 erfuhren.

Nun ist es schon sehr mutig, wenn sich die SPD (wie übrigens auch die CDU) den vermeintlichen Bildungserfolg seit 2000 auf ihre Fahnen schreibt. Denn dieser Erfolg ist teuer erkauft.

Seit Pisa 2006 ist die Quote der Leistungsschwächsten von 20,1 Prozent um 1,6 Prozent auf 18,5 Prozent gesunken. Es wird aber verschwiegen, dass in dieser Zeit die Quote der Leistungsstärksten von 9,9 Prozent um 2,3 Prozent auf 7,6 Prozent gefallen ist (Lese-Kompetenz).

In Zahlen bedeutet dies, dass die Zahl der Leistungsstärksten um rund 23 Prozent abgenommen hat. Die Förderung der Leistungsschwachen geht eindeutig zulasten der Leistungsstarken. Die derzeitige Bildungspolitik wirkt - und zwar als Rohrkrepierer. Der bildungspolitische Reparaturbetrieb unserer Parteien geht nicht nur ins Geld, er kostet uns die Elite.

Das Ziel sollte sein, die Bildungs- und Erziehungsziele samt Schulauftrag in den Schulgesetzen umzustellen:

Weg von hedonistischer Reformpädagogik nach Klafki oder von Hentig, hin zu einer wissens- und leistungsorientierten Pädagogik.

Weg von einem Einheitsschulsystem der Beliebigkeit und hin zu einer leistungsorientierten, strukturierten Organisation.

Diese Umstellung kostet keine müde Mark, aber es kostet die bildungspolitische Heilslehre egalitärer Ideologen.

Christian Böhm, Uetersen per E-Mail

Die Zuschriften geben die Meinung der Einsender wieder. Kürzungen vorbehalten.

Schreiben Sie an pz@abendblatt.de oder per Post an die Pinneberger Zeitung, Lindenstraße 30, 25421 Pinneberg