Das Second-Hand-Kaufhaus an der Lornsenstraße in der Düpenaustadt

Schenefeld. Das wichtigste gleich vorweg: "Wir sind kein Sozialkaufhaus. Bei uns kann jeder gut und günstig einkaufen. Ohne Einkommensnachweis oder Hartz-IV-Bescheinigung", sagt Ingrid Pöhland. Sie ist Vorsitzende und Chefin des Unternehmens mit dem wegweisenden Namen Glücksgriff.

Zur "Firma" gehört ein Kreis von mehr als 30 ehrenamtlichen Helferinnen, die in Schenefeld das Second-Hand-Kaufhaus betreiben. Und als Glücksgriff hat sich die Einrichtung längst erwiesen. Denn aus den Einnahmen, die beim Verkauf der vielen 1000 Artikel des gesamten Sortiments entstehen, werden verschiedene soziale Projekte gefördert (siehe Kasten).

Offiziell wird das Gebrauchtwarenkaufhaus als eingetragener Verein betrieben. Und der Untertitel "Der soziale Kreislauf" sagt schon, was dahinter steckt. Zweck des Vereins ist die Förderung der Kinder- und Jugendhilfe. Das funktioniert nur, weil Unmengen an Spenden beim Glücksgriff-Team auflaufen. Die Auswahl reicht von Textilien aller Art bis zu Hausrat und Sportartikeln. Und die locken wiederum die Kundschaft an, die sich preisgünstig mit gespendeter Ware eindecken kann.

Wer das erste Mal den Glücksgriff-Laden an der Lornsenstraße 86 besucht, kommt aus dem Staunen kaum heraus. Kleiderständer mit dicht gehängten Stücken aller Moderichtungen drohen schier überzuquellen. Anzüge, Kleider, Jacken, Blusen, Hemden und sogar elegante Abendroben sind im Angebot. In den Regalen stapelt sich kleinteilige Ware wie Schals, Hüte oder Handschuhe. Hosen und Hemden gibt es für vier Euro, Blazer für fünf Euro, ein Mantel ist für zehn Euro zu haben. Große Teile der Verkaufsfläche sind mit Kleidung für Kinder und Jugendliche voll gestellt. "Das kommt daher, weil die Kinder immer so schnell aus den Sachen raus wachsen", sagt Ingrid Pöhland. Um so besser, dass es dann im Glücksgriff günstig Nachschub in der passenden Größe gibt.

Doch neben Klamotten gehören auch Gläser, Teller, Tassen, Krüge, Besteck und weitere dekorative Hausratsgegenstände zum Sortiment. "Bei uns kann man sich komplett die Erstausstattung für eine Wohnung zusammenstellen", sagt Anette Delfin, die wie ihre Kolleginnen Margret Krabbe und Annemarie Hildebrandt ehrenamtlich im Glücksgriff-Kaufhaus tätig ist. Allerliebst finden die Verkäuferinnen auch die niedlichen Puppen, die nicht nur Kindern als Spielzeug Freude machen.

Was im Laden an der Lornsenstraße angeboten wird, ist allerdings nur ein Teil des Sortiments. Lagerräume im Keller einer benachbarten Bank und im hinteren Teil des Geschäfts sind mit Ware aus der Sommersaison gefüllt. Passend zur Jahreszeit wird umgestellt, damit die Kundschaft immer die aktuelle Kollektion zum Greifen nahe hat.

Apropos Kundschaft: Weil jedermann (und jede Frau) einkaufen darf, sind alle sozialen Schichten vertreten. Und das ist auch gut so, findet Ingrid Pöhland. Damit gebe es keine Schwellenangst, das Second-Hand-Kaufhaus zu betreten. Auch eine doppelte Preisstruktur (halber Satz für Arme oder doppelter Satz für Reiche) wie bei ähnlichen Einrichtungen gibt es in Schenefeld nicht, damit sich niemand outen muss und diskriminiert fühlt. "Wer gut verdient, kann ja den günstigen Preis ausgleichen, indem er uns eine Spende gibt", sagt die Vorsitzende.

Die angelieferte Ware befindet sich durchweg in einem guten und sauberen Zustand. Notfalls wird aber auch mal gewaschen oder ein Stück in die Reinigung gebracht. Sollte zuviel Material angeliefert werden oder den Qualitätsansprüchen nicht genügen, geht der Überschuss an eine Kleiderkammer in Wilhelmsburg, die für den weiteren Vertrieb im Rahmen sozialer Zwecke sorgt. Aktuell in der Wintersaison sind sogar Skier und Eishockeystiefel im Angebot.

Im neuen Jahr muss der Glücksgriff seine Verkaufsfläche etwas eindämmen. Denn ein benachbarter Laden, der bisher mitbenutzt werden konnte, wird anderweitig vermietet. So muss nun die Ware künftig kompakter präsentiert werden. Nach der Weihnachtspause ist das Glücksgriff-Kaufhaus vom 10. Januar an wieder montags bis freitags von 10 bis 13 Uhr sowie 15 bis 18 Uhr und sonnabends von 10 bis 13 Uhr geöffnet.