Auf Helgoland wächst Kritik an geplanter Landerweiterung. Immer mehr Stimmen für Verbindung zur Düne

Helgoland. Kippen die Insulaner die Pläne für die "kleine Lösung" der Landerweiterung auf Helgoland? Nur wenige Tage nachdem die sogenannte Lenkungsgruppe ein "Präferenzszenario" mit einer Aufschüttung von rund zehn Hektar Fläche in Höhe der Landungsbrücke vorgestellt hatte, um Raum für Hotels, Gastronomie und weitere touristische Angebote zu schaffen (wir berichteten), formierte sich Widerstand auf dem roten Felsen. Offenkundig wollen mehr Insulaner als bislang vermutet, eine feste Landverbindung zur vorgelagerten Düne.

Der Zorn vieler Bürger über die mangelhafte Informationspolitik der vor eineinhalb Jahren im Rahmen des Regionalen Entwicklungskonzeptes installierten Lenkungsgruppe, in der die Fraktionsvorsitzenden sowie Bürgermeister, Bürgervorsteher und Vertreter des Kreises sitzen, ist groß. Die Parteibasis von CDU, IHM, FDP, Teile der SPD und die Linke werden ebenfalls zu den Kritikern gezählt. Erster Erfolg der Kritiker: Die Sitzungen der Lenkungsgruppe sind ab sofort öffentlich. Außerdem dürfen auch die bürgerlichen Fraktionsmitglieder an den Sitzungen teilnehmen, um die nötigen Informationen direkt zu bekommen.

Einer der Kritiker ist CDU-Chef Claas Engel, der sich in einem von vielen Insulanern unterschriebenen Brief an die Gemeinde über die "bevölkerungsferne Diskussion" beschwerte und das Präferenzszenario - wegen seiner Form und Farbe von Kritikern bereits "Schnitzel" getauft - als völlig unwirtschaftlich, kontraproduktiv und nicht zukunftsfähig bezeichnete.

Abgespeckte Version des Plans von Arne Weber

Die Kritiker hätten vielmehr einen Lösungsvorschlag erwartet, der über eine Landverbindung zur Düne ein neues Erscheinungsbild der Insel und vielfältige Entwicklungspotenziale mit sich bringe. Damit lebt auch der spektakuläre Vorschlag einer Landverbindung des Hamburger Unternehmers Arne Weber wieder auf, der damit bereits vor zwei Jahren überregional für Aufsehen sorgte. Webers "ganz große Lösung" wollen die Kritiker zwar nicht verwirklichen, allerdings eine abgespeckte Form seines Brückenschlages. Als Hauptargument für die Landverbindung gilt das Verhältnis Investitionen zu den Erlösen. Nach diesen Berechnungen stehen beim Präferenzszenario rund 70 Millionen Investitionskosten gerade mal 27 Millionen an Verkaufserlösen aus dem Bauland gegenüber, bei der Landverbindung zur Düne rund 125 Millionen Investitionskosten die gleiche Summe an Bauerlösen.

Es gebe viele Gründe für eine Landverbindung, sagte Engel. Zum einen gewinne Helgoland durch den Bau von Hotels deutlich an touristischer Attraktivität, auch die Versorgung durch Notarzt und Feuerwehr sowie der Transport von Fluggästen und die Müllentsorgung werde viel einfacher. Engel schlägt vor, bei dem neuen Konzept auf einen zusätzlichen Dünenhafen zu verzichten und nur den jetzigen Dünenhafen als Wasserfläche für eine Marina zu nutzen. So würden weniger unterhaltungsaufwendige Molenteilstücke gebaut, mehr Grundstücke verkauft und somit die Wirtschaftlichkeit dieser Variante erhöht werden. Im Idealfall sollte diese Variante mit einer attraktiven Lösung für die Landungsbrücke entsprechend dem Präferenzszenario komplettiert werden. Bei den Investitionen baut Engel auf Beteiligung vom Land und von Investoren. Er geht davon aus, dass mehr als die Hälfte der Insulaner für eine Landverbindung zur Düne sind.

Arne Weber begrüßt die neue Initiative, sich von den "kleinkarierten" Plänen der Lenkungsgruppe zu verabschieden. Sollte die Landverbindung nicht so groß ausfallen wie in seinen Plänen, sei das in Ordnung. Er habe damals mit seinem Inselverbindungs-Projekt eine Debatte anstoßen wollen, auf die er übrigens aus aller Welt Resonanz bekommen habe und die sich sofort "gästewirksam" auf Helgoland niedergeschlagen habe. Ähnliches sei zu erwarten, wenn eine Entscheidung jetzt dafür falle. Viele Interessenten würden dann auf Helgoland investieren.

Jörg Singer, der vom 1. Januar an den Posten des Bürgermeisters von Frank Botter übernimmt, ist bereits voll eingebunden. Er findet es gut, dass die Bürger, wenn auch spät, in die Debatte eingebunden werden. "Ich habe das Gefühl, dass jetzt richtig Energie in der Sache ist." Das werde sich auch beim nächsten Bürgerforum am 20. Januar zeigen. Der Kreis wird dann ebenfalls vor Ort vertreten sein. Egal, für welche Lösung sich die Insulaner in der Debatte als zukunftsweisend entscheiden, sagte Landrat Oliver Stolz gestern auf Anfrage, werde der Kreis Pinneberg dieses Votum "positiv begleiten".