Das Team “Deichscheich“ um den Wedeler Nils Brandt geht bei der verrückten Allgäu-Orient-Rallye an den Start

Wedel. Vollkasko-Warmduscher und All-Inclusive-Bucher werden nie ein Kamel gewinnen. Aber Nils Brandt aus Wedel und seine Freunde vielleicht schon. Denn sie sind von einem Schlag und stürzen sich ins Abenteuer der Allgäu-Orient-Rallye. Bootsbauer Brandt und Markus Osterkamp, Fabian Kock, Benedikt Sürig, Sven Janssen und Tim Marks bilden das Team "Deichscheich", das mit drei BMW 520 i an den Start geht, um die kultige Wettfahrt ins Morgenland zu gewinnen.

"Irgendeiner in unserer Gruppe hatte mal von dem Spektakel gehört und gesagt: 'da müsste man auch mal mitmachen'", sagte Brandt. "Müsste man mal..." - Männer, die aus dem Gröbsten raus sind, schwelgen oft in derartigen Kneipenträumen, wollten doch früher eigentlich die Welt erobern - und kehren meist dann doch heim zu "Schatz", Kindern und Arbeitsroutine. Nils Brandt und seine Freunde nicht. Sie setzten sich am 7. Juli um 3.33 Uhr an die Computer und versuchten eine der rund 100 Startlizenzen zu ergattern - nach fünf Minuten wurde die Anmeldeliste geschlossen 250 (!) Bewerber hatten sich gemeldet. Und die Deichscheichs gehörten zu den Glücklichen.

Begonnen hatte alles vor sieben Jahren, als einige "positiv Verrückte" (Selbstbeschreibung) eine bezahlbare Alternative zum Paris-Dakar-Spektakel austüftelten. Da sie aus dem Allgäu stammten, war der Startpunkt schnell klar, und weil auch ein Jordanier mit dabei war, das Ziel fast ebenso.

Bei der Wettfahrt geht es nicht darum, schnell die Strecke abzurasen, sondern es steckt pfiffiger Spaß und viel guter Wille dahinter. So dürfen die Fahrer keine Autobahnen oder Mautstraßen benutzen, Navigationssysteme sind verpönt. Dafür müssen aber jede Menge Aufgaben erfüllt werden, wie Bierdeckel oder Zollstempel sammeln.

Die Autos dürfen laut Schwacke-Liste nicht mehr wert sein als 1111,11 Euro und werden zu Gunsten des Welternährungsprogramms versteigert. Zudem haben die Fahrer eine weitere humanitäre Verpflichtung zu erfüllen. Im kommenden Jahr muss pro Fahrzeug eine elektrische Nähmaschine in Syrien abgegeben werden - sie werden für die Ausbildung junger Frauen eingesetzt.

"Wer noch so eine Maschine übrig hat, darf sich bitte bei uns melden!, sagte Brandt. Die "Deichscheichs" suchen weitere Sponsoren, die Werbeplätze auf ihren Autos buchen möchten - die Aufmerksamkeit der Medien ist dem Spektakel gewiss. In Süddeutschland gab es schon in der Vorbereitungszeit reichlich dicke Schlagzeilen, Comedian Bernhard Hoëker hat ein Buch über seine Teilnahme geschrieben und sogar Stefan Raab berichtete über das Event.

Selbstverständlich wollen die Wedeler nichts an der Sache verdienen, selbst wenn alle Werbeplätze verkauft sind kostet sie der Spaß noch genug.

Die Autos hat Brandt jeweils für unter 1000 Euro erwerben können: "Aber bei einem haben wir uns auf den TÜV-Bericht verlassen und einen bösen Reinfall erlebt." Da musste reichlich Geld fürs Reparieren locker gemacht werden. Auf der Strecke selbst werden die Fahrer nicht im Luxus leben Vorgegeben ist, dass pro Person nicht mehr als 11,11 Euro pro Übernachtung ausgegeben werden darf.

Am 30. April werden die "Deichscheichs" und ihre Rivalen wie die "Orienthunde", das "Abara Cadabara Racing Team", oder die "Wüstenpfadfinder" an den Start gehen. Am 10. Mai soll das Ziel erreicht sein. Im besten Fall wird Nils Brandt dann ein Kamel taufen -Namensvorschläge gegen nimmt er ebenfalls entgegen.

www.deichscheich.de