LMG-Schüler sprachen mit Ulrich Schwarz und Rainer Eppelmann

Uetersen. Was kann lebendiger sein, als Zeitzeugen der jüngsten deutschen Geschichte zu hören, wenn es um die Wiedervereinigung geht. Schüler am Uetersener Ludwig-Meyn-Gymnasiums hatten dazu Gelegenheit. Im Rahmen eines Projekttages des 13. Jahrgangs interviewten rund 100 Schüler den ehemaligen Ost-Berlin-Korrespondenten des Nachrichten-Magazins Spiegel, Ulrich Schwarz, und Rainer Eppelmann, Mitbegründer der Partei Demokratischer Aufbruch in der DDR, Verteidigungs- und Abrüstungsminister im einzigen frei gewählten Parlament der DDR sowie Vorstandsmitglied der "Stiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur".

"Ich habe die DDR von der ersten bis zur letzten Stunde erlebt, und ich bin froh, dass ich sie überlebt habe", sagte Eppelmann den Gymnasiasten. "Mir ist es wichtig, dass Sie die Chance haben, sich für die Demokratie zu entscheiden." Diese Chance hätten die DDR-Bürger früher nicht gehabt. Wer bleiben musste, so der studierte Pastor, sei zum Flüsterer geworden. Lange habe sich niemand getraut, etwas gegen das DDR-Regime zu sagen. Aber alle hätten aus dem Westfernsehen gewusst, dass es den Deutschen im Westen besser gehe als denen im Osten. Auf die Frage eines Schülers, warum sich das Volk die Unterdrückung habe gefallen lassen, sagte Eppelmann: "Wir waren eingeschüchtert." Und es sei ein gehöriges Maß Zivilcourage notwendig gewesen, um sich aufzulehnen, weil man nie wusste, was einem passieren würde."

Schwarz, der sieben Jahre als Korrespondent in Ost-Berlin gearbeitet hatte, bevor er ausgewiesen worden war, sagte: "In Ost-Deutschland waren die Menschen seit 1933 an die Diktatur gewöhnt gewesen." Nach Hitler habe sich das mit der DDR fortgesetzt, deshalb hätten sie sich lange an den Untertanengeist gewöhnt. Umso erstaunlicher sei es gewesen mit welcher Wucht sich das Volk bei der friedlichen Revolution erhoben habe. Der Besuch der beiden Zeitzeugen erwies sich als lebendiger Geschichtsunterricht.