Beirat und Umweltamt legen Schwerpunkte für künftige Ausrichtung des Landschaftsschutzes im Kreis Pinneberg vor

Kreis Pinneberg. Mit nur 664 Quadratkilometern hat Pinneberg die kleinste Fläche der Landkreise Schleswig-Holsteins, weist jedoch mit mehr als 302 000 die höchste Einwohnerzahl vor. In einem so dicht besiedelten Raum sind Naturflächen kostbar. Der Beirat für Naturschutz hat jetzt mit Landrat Oliver Stolz und der Unteren Naturschutzbehörde Strategien und Perspektiven für eine künftige Ausrichtung des Naturschutzes im Kreis Pinneberg vorgelegt. Titel: Naturschutz mit Perspektive 2020". Dazu gehören unter anderem die Ausweisung weiterer Landschaftsschutzgebiete, verstärkter Schutz von Tier- und Pflanzenarten und die Moorrenaturierung. Es sei der Versuch, Naturschutzziele des Landes lokal zu konkretisieren, sagte Hans-Albrecht Hewicker, Forstdirektor im Ruhestand, Naturschutzbeauftragter des Kreises und Mitglied des Beirates.

Politische Brisanz birgt die geforderte Ausweisung von zwei Landschaftsschutzgebieten im Norden und Nordosten des Kreises als "maßgebliches Instrument" zur Sicherung von Flächen und Vermeidung einer weiteren Zersiedelung. Acht Schutzgebiete sind bereits mit einer angepassten Verordnung neu ausgewiesen worden. Die Initiatoren hoffen, in einem breiten Beteiligungsverfahren eine weitgehend einvernehmliche Abstimmung über Schutz- und Bauflächen zu erreichen.

Als besonders schützenwerte Tier- und Pflanzenarten im Kreis gelten beispielsweise die Kegelrobben auf Helgoland, die Seeadler und Graureiher an der Elbe oder die unscheinbaren, aber einzigartigen Pflanzen Schierlingswasserfenchel und Wiebelschmiele im Süßwassertidebereich. Auch der Fischotter suche im Kreisgebiet nach neuen Lebensräumen und sei als Leittierart für den Lebensraumschutz "Fließgewässer" ein gutes Aushängeschild. Doch auch weniger im "Rampenlicht" stehende Arten wie Wildbienen und Waldameisen benötigten Schutz, sagte Hewicker. So werden insbesondere der Erhalt und die Neuschaffung von blühenden Pflanzen als Nahrungsquelle für Wildbienen, die beispielsweise in den großen Obstanbaugebieten der Marsch eine beachtliche wirtschaftliche Bedeutung haben, herausgestellt.

Besonders haben die Naturschützer den Erhalt der Knicksysteme als wichtiges Element für den Biotopverbund im Blick, weiterhin den Schutz von Baum-Naturdenkmalen und Gewässern. Eine Neuanlage von Wasserflächen etwa sei auf ausgesuchten Standorten der Ausbaggerung vorhandener, aber verlandeter Gewässer vorzuziehen. Einen wichtigen Part nimmt die Renaturierung von Moorflächen ein. Mehrere örtliche Vereine leisteten hier bereits hervorragende Arbeit, sagte Hewicker. Besonders steht die Renaturierung des großflächigen Quickborner Himmelmoors im Fokus, da dort in weniger als zehn Jahren der Torfabbau beendet sein wird.

Eine hohe Verantwortung sieht der Beirat im Schutz von Gebieten mit hoher Artenvielfalt und -zusammensetzung, den sogenannten Hot Spots. Dazu zählen Helgoland insbesondere mit dem Vogelfelsen und dem Felswatt, die Tideelbe mit dem Tideauwald, das Himmelmoor und der Borsteler Wohld mit seinem Altbaumbestand, der laut Hewicker auch ein Eldorado für Käfer- und Schmetterlingsforscher ist. Barrierefreie Fortbewegung gilt auch für Tiere, so sieht der Beirat in der Entwicklung von Flussniederungen und der Verknüpfung von Gewässern ein wichtiges Aktionsfeld kommender Jahre. Barrierefrei gelte auch für den Luftraum, wo Hochspannungsleitungen und Windkraftanlagen den Vogelzug massiv behindern können. Der Beirat sieht keinen Raum mehr für weitere Freileitungen und Windräder im Kreis.

Der Beirat unterstützt alle Aktivitäten für ein Naturerlebnis sowie die Naturschutzbildung. Gerade die Schulen leisteten vorbildliche Arbeit. Hewicker hob die Aktion der Uetersener Ludwig-Meyn-Schule zur Auwaldbildung an der Krückau hervor. Die dafür verwendeten Pflanzen wurden von den Schülern teils über Jahre zu Hause aufgezogen, bevor sie vor Ort eingepflanzt wurden.