Mit der Anerkennung als Erholungsort erhofft sich die kleinste Stadt im Kreis zusätzlichen Schub für den Tourismus

Barmstedt. Die Stadt Barmstedt soll anerkannter Erholungsort werden. Es wäre der erste von 110 in Schleswig-Holstein, der im Kreis Pinneberg liegt. Das Seeheilbad Helgoland ist hier der einzige Kurort im Kreis Pinneberg. Der Hauptausschuss hat dem Antrag bereits zugestimmt. Am Dienstag wird die Stadtvertretung das Anerkennungsverfahren offiziell einleiten. "Wir versprechen uns davon einen Imagegewinn für die Stadt Barmstedt", sagt Amtsleiter Jörg Bucher. Die neue Landesverordnung zur Anerkennung für Kur- und Erholungsorte biete Barmstedt gute Chancen, im Sommer 2011 diesen Titel zugesprochen zu bekommen, der sich touristisch gut vermarkten ließe.

Die Voraussetzungen erfülle Barmstedt seiner Ansicht nach voll und ganz, findet Bucher. Die Stadt habe eine "landschaftlich bevorzugte und klimatisch begünstigte Lage" und jede Menge "Einrichtungen, die der Ruhe, Entspannung, der sportliche Betätigung und der Familienerholung insbesondere auch bei längerem Aufenthalt dienen". So sei Barmstedt schon heute ein beliebtes Ausflugsziel für viele Menschen der Region. Der Rantzauer See und die einmalige Lage der Schlossinsel sind natürlich die Hauptanziehungspunkte. Mit dem Rantzauer Forst, dem Wellenbad und Freibad, dem Bootsverleih, der Minigolfanlage, sowie den zahlreichen Spiel- und Sportmöglichkeiten am See sind eine Vielzahl an Freizeitaktivitäten möglich. Die Wander- und Radwege sind gut ausgeschildert. Bald können Urlauber und Wochenendausflügler neben den normalen Drahteseln auch Elektrofahrräder ausleihen. Ein Boulespiel ist frisch eingeweiht worden. Schach und Fußballspielflächen sind da. Die Innenstadt ist verkehrsberuhigt. Ein Tourismusbüro koordiniert die vielen Veranstaltungen. Hotels und Gaststätten sind in ausreichender Zahl vorhanden. Die kulturellen Angebote und das historische Stadtbild mit dem Galerieatelier III, dem Galeriecafé, dem Museum und der intakten Wassermühle am Rantzauer See erscheinen geradezu beeindruckend. Bucher: "Das alles zusammen sieht aus meiner Sicht optimal dafür aus, dass wir anerkannter Erholungsort werden können."

Das sieht Künstlerin und Atelierbetreiberin Karin Weißenbacher ganz genauso. "Mit dem Rantzauer See und der Schlossinsel hat Barmstedt eine einmalige Lage." Sie glaubt, dass die ehemalige Schusterstadt mit dieser Auszeichnung neben den ohnehin schon zahlreichen Tagesausflüglern Touristen ansprechen kann, die länger bleiben und den Erholungsfaktor in Barmstedt erleben möchten. "Das ist eine Chance für Barmstedt, überregional bekannter zu werden." Und auch dem Kulturbetrieb könnte dies weiteren Schub geben, wenn die Besucher Zeit und Muße haben, sich auf die Kultur einzulassen.

Freddy Rode, der mit seiner Frau Karin 20 Jahre lang das Galerie-Café geführt hat und jetzt Stadtvertreter für die FDP ist, betont, dass er schon vor einiger Zeit den Vorschlag machte, Barmstedt möge sich touristisch besser vermarkten. "Wir haben hier keine großen Gewerbebetriebe. Nur mit dem Tourismus kann Barmstedt versuchen, zusätzliches Geld einzunehmen." Als anerkannter Erholungsort wäre sogar eine Fremdenverkehrsabgabe möglich, die die Verwaltung bei den Geschäften, Restaurants und Hotels erheben könnte, erklärt Bucher. "Das ist aber im Moment nicht geplant."

3100 Euro muss die Stadtvertretung jetzt zunächst für ein Gutachten zur Verfügung stellen, das der Deutsche Wetterdienst erstellt. So braucht Barmstedt als Erholungsort eine bioklimatisch begünstigte Lage mit einer besonderen Luftqualität. Aber das dürfte kein Problem sein. Der einzige Industriebetrieb in der Stadt ist heute die Meierei.

Auf Postkarten der 1950er Jahren wurde Barmstedt bereits als "Luftkurort" bezeichnet, weiß Heimatforscher Peter Steenbuck, der einige Exemplare in seiner Sammlung hat. Das war damals aber wohl ein Trick gewiefter Postkartenmacher. Nun soll das ganz offiziell werden.