Gemeinsam mit einem Gutachter machten Verantwortliche der Pinneberger Tagesstätte eine Bestandsaufnahme und hinterfragten die eigene Arbeit

Pinneberg. Die Warteliste ist lang. Die Unterstützung der Eltern groß. Der Einsatz der Erzieher manchmal unbezahlbar - eigentlich steht der Pinneberger Verein Kita Waldstraße gut da. 450 Kinder werden in sechs Tagesstätten und zwei Betreuungsklassen betreut, darunter die Kita auf dem Bauspielplatz am Hafen und die Waldgruppe. Hinzu kommen weitere Projekte. Doch läuft das System rund? Wo sind Lücken? Was kann verbessert werden? Diese Fragen haben die Verantwortlichen des Vereins gemeinsam mit Gutachtern abgearbeitet - erfolgreich.

Als erste von elf Einrichtungen, die der Paritätische Wohlfahrtsverband als Dachorganisation beim Testierungs-Unternehmen ArtSet angemeldet hatte, erhielten die Pinneberger eine Auszeichnung. Von der Ehre abgesehen hat es laut Vereins-Geschäftsführerin Helga Grüne-Ostmeier bei "vielen Kollegen Klick gemacht", einfach nur dadurch, dass sie ihre Arbeit einmal selbst und gemeinsam mit anderen hinterfragt und systematisch strukturiert haben.

"Wir haben unser Leitbild und unsere Erziehungs-, Lern-, Entwicklungs- und Förderprozesse nicht nur detailliert formuliert, sondern auch überprüft, ob wir uns entsprechend verhalten und unsere Arbeit darauf abstimmen", sagt die Chefin. Ein Ziel ist, die Kinder an Entscheidungen zu beteiligen. Das läuft in der Regel gruppenintern. So bestimmte jüngst eine Gruppe mit Mehrheit, dass es künftig ein Frühstücksbüffet gibt. Eine andere Gruppe, bislang ausschließlich Jungen, wollte gern Mädchen aufnehmen. Sie durften sich selbst darum kümmern. Die beiden Wunsch-Mädchen sind seitdem mit in der Gruppe, die sich jetzt stolz als "gemischt" beschreibt.

Ein anderes Ziel ist, die Eltern in den Betreuungs- und Erziehungsprozess einzubinden. Beispiel: Eine Mutter bringt ihr Kind, das ein paar Tage krank war, zurück in die Kita: Das Fieber sei weg. Das Mädchen habe nur noch etwas Husten. Doch Helga Grüne-Ostmeier und die Leiterin der Gruppe bemerken schnell, dass das Kind noch total schlapp im Gruppenraum sitzt. Es folgt ein Anruf bei der Mutter. "Das kann ich autoritär machen und bestimmen, dass das Kind abgeholt werden muss. Viel lieber ist mir aber, wenn wir gemeinsam mit der Mutter klären, warum sie das Kind trotz anhaltender Krankheit nicht daheim betreut." "Ich habe diesen Prozess als spannend empfunden", sagt die Vereinsgeschäftsführerin. Auch Gutachter Jürgen Koch und seine Mitarbeiter von "ArtSet" aus Hannover, die überwiegend in Unternehmen und Schulen tätig sind, mussten dazulernen. Eine jährliche Zielvereinbarung mit den Mitarbeitern sei im kurzlebigen Tagesgeschäft des Kindergartens nicht sinnvoll. Stattdessen werden regelmäßig Teamgespräche vereinbart.

"Das Leben im Kindergarten ist vom stetigen Wandel geprägt", sagt Helga Grüne-Ostmeier. Die Mitglieder des Trägervereins, allesamt Eltern, sind mit diesem Entwicklungsprozess überwiegend zufrieden. Allein in den 16 Dienstjahren der heutigen Chefin erweiterte der Verein sein Angebot von zwei Gruppen und zwei Standorten auf 21 Gruppen und sechs Standorte, darunter Betreuungsmodelle für den Bauspielplatz, die Schule und den Wald. Eine neue Gruppe nutzte die zentrale Einrichtung an der Schauenburger Straße nur als Rückzugsort und machte sich täglich von dort aus auf den Weg, um Pinneberg zu entdecken - auf diesem Weg gehen Helga Grüne-Ostmeier und ihr Team weiter. Dabei wollen sie ihre Verwaltungsmitarbeiter, alle Kinder und Eltern mitnehmen.