Stadtwerke wollen die frühere Schusterstadt zur neuen Hochburg für die moderne Breitbandversorgung machen

Barmstedt. Die endgültige Entscheidung fällt Ende Januar. Aber wie es aussieht, wird auch die Stadt Barmstedt voll ins Breitbandzeitalter einsteigen. Stadtwerkeleiter Fred Freyermuth stellte jetzt dem Werkausschuss sein umfassendes Glasfaser-Konzept mit schnellstem Internet für die Zukunft Barmstedts vor und traf dort ausnahmslos auf offene Ohren. "Es geht nicht mehr um das Ob, sondern nur noch um das Wann", sagt Werkausschussvorsitzender Dietrich Tetz (CDU). "Wenn wir das nicht machen, fallen wir irgendwann durch den Rost und Barmstedt wird zu einer öden Kleinstadt." Vor allem Gewerbetreibende, aber auch junge Familien und Neuansiedler forderten heute die Breitbandversorgung als Standard ein, wie sich im Neubaugebiet am Friedhof zeigt, sagt SPD-Fraktionschef Heinz Brabandt. "Wenn wir da konkurrenzfähig bleiben wollen, brauchen wir das schnelle Internet mit allen Schikanen."

Freyermuth sagt: "Die Breitbandversorgung wird in Zukunft so wichtig sein wie der Wasseranschluss." Die Politik hatte er Anfang 2010 darauf eingestimmt und wurde aufgefordert, mit Anbietern zu sprechen, Kosten zu ermitteln, einen Realisierungsplan auszuarbeiten und die Finanzplanung vorzulegen. Das tat er am Mittwochabend.

Demnach kämen für Barmstedt drei Varianten in Frage: Die Stadtwerke könnten flächendeckend sogenannte Leerrohre im Stadtgebiet verlegen, in die das Glasfaserkabel eingezogen werden kann, das den Datenverkehr in Lichtgeschwindigkeit möglich macht. Das Netz würde dabei jemand anderes betreiben. Ebenso bliebe die Vermarktung von Telefonie, Fernsehen und Internet in fremden Händen. Die Investitionskosten lägen bei rund fünf Millionen Euro, um die 3500 Häuser in Barmstedt mit Leerohren zu versorgen.

Beim zweiten Modell würde Barmstedt auch das Netz selber betreiben, erläutert Freyermuth. Das bedeutete, die Stadtwerke würden das an sich "dumme Netz" mit der nötigen Computertechnik freischalten - ähnlich wie dies heute bei Telefonanschlüssen der Fall ist, die der Telekom gehören und wo die "Telefon-Anschluss-Leitung" an einen anderen Telefonanbieter vermietet wird, erklärt Vertriebsleiter Bernd Szwirblatt. Etwa eine Handvoll Interessenten würden auf diese Weise mit den Barmstedter Stadtwerken ins Breitband-Geschäft kommen wollen.

Bei der umfassenden dritten Variante übernähmen die Stadtwerke auch die Vermarktung und Produktgestaltung des Breitbandnetzes. Dieses Modell favorisiert Freyermuth, weil es der Politik den größtmöglichen Einfluss böte, welche Produkte den Bürgern angeboten werden sollen. Auch die Erlös- und Gewinnerwartung erscheint hierbei die bessere zu sein, auch wenn die Investitionssumme auf rund sechs Millionen Euro steigt. Freyermuth geht davon aus, nach drei Jahren "vorsichtig gerechnet" die Hälfte der 5500 Haushalte an das Breitbandkabel angeschlossen zu haben. Nach sechs Jahren will er mit diesem "Triple-Play"-Glasfaserangebot - Telefonie, Internet, Fernsehen - schwarze Zahlen schreiben.

Eine neue Gesellschaft wie in Quickborn mit tel.quick soll dafür nicht gegründet werden. Unklar wäre noch, von welchen Anbietern die Stadtwerke die einzelnen Vorprodukte einkaufen und an die Breitband-Kunden weitergeben würden. Da sei es möglich, dass wie in Quickborn mit der Norderstedter Firma wilhelm.tel einer alles machte oder auch verschiedene andere Akteure wie Hansenet, versatel, Telekom oder Kabel Deutschland mit ins Spiel kämen.

Wenn die Politik am 26. Januar grünes Licht gibt, womit er fest rechne, sagt Freyermuth, dann könnte alles ganz schnell gehen: "Wir stehen in den Startlöchern." Ende 2011 sollen die ersten Kunden ans Glasfasernetz gehen.