Allein gelassen

"Bauamt verbreitet Angst und Schrecken"

Besitzer der ungenehmigten Bauten im Esinger Moor sind empört über das rigorose Vorgehen der Pinneberger Kreisbehörde.

Hamburger Abendblatt 18. November

Funkmasten dürfen im Landschaftschutzgebiet stehen - Kinderhäuser, Carports, Gewächshäuser und Pferdeställe auf eigenem Grund nicht?

Die kleineren Aufreger: Kinderhäuser, Gewächshäuser und Pferdeställe werden dort geduldet, wenn der Fahrradschuppen verschwindet. Baugesetz? Sozialverträgliche Lösung? Oder ganz einfach nur ein Kuhhandel? Tragischer wird es bei den Wohngebäuden.

Es war schockierend, was die betroffenen Anwohner berichteten. Niemand sollte solche Dinge widerspruchslos hinnehmen! Ich möchte keinen "Fotografen" der Kreisaufsicht in meinem Schlafzimmer haben, um bauliche Änderungen ablichten zu lassen. Gibt es dafür eine Gesetzesgrundlage? Oder nimmt man es bei diesem Gesetz einfach nicht so genau?

Wenn einer 80-jährigen Dame die fehlerhafte Deckenhöhe ihres Wohnzimmers, das über Jahrzehnte ihr Zuhause war, als Abrissgrund für ihr Haus genannt wird, ist das alles andere, aber nicht "sozialverträglich".

Verwaltung und alle Parteien in Tornesch waren bemüht, die Wohngebäude im Esinger Moor zu legalisieren. Der Kreis hat widersprochen, die Tornescher Satzung war somit rechtswidrig. Der Petitionsausschuss empfahl sozialverträgliche Lösungen. Und was sozialverträglich ist, das wird im Esinger Moor offensichtlich ganz anders beurteilt als im Kreisbauamt. Sind nun alle Orts-, Kreis-, Landes- und Bundespolitiker, der Landrat und der Bürgermeister dazu verurteilt, dem zum Teil sehr fragwürdigen Verfahren achselzuckend zuzusehen? Oder sind sie gar froh, dass sie nicht selbst für die Umsetzung des Gesetzes zuständig sind? Das wäre ein Armutszeugnis! Wieso ist es möglich, dass Menschen Jahrzehnte von den Entscheidungsträgern mit halbherzigen Lösungen abgespeist oder ohne Rechtssicherheit in einer existenziellen Frage allein gelassen wurden.

"Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg", das wird etwa bei der Ansiedelung bedeutender Firmen, beim Straßenbau oder der Ausweisung von Baugebieten immer wieder bewiesen. Da gibt es Änderungen des Flächennutzungsplanes, Umwandlung von Mischgebieten in Gewerbegebiete, Aufstellung von Bauplänen und so weiter. Für die betroffenen Menschen im Esinger Moor ist das bitter, sie lässt man mit ihren Sorgen und Ängsten allein. Sie müssen der Stadt Tornesch noch dankbar sein, wenn ihnen die Abrisskosten im Tausch gegen ihr Grundstück abgenommen werden. Sozialverträgliches modernes Raubrittertum?

Ursula Eßler, FDP-Fraktionsvorsitzende Tornesch

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