120 Aktive aus 50 Feuerwehren übten, den durch Container beschädigten Deich der Seestermüher Marsch zu sichern.

Neuendeich. Das Szenario hat es so zum Glück noch nicht gegeben, könnte aber unter bestimmten Voraussetzungen passieren. Eines jener großen Containerschiffe, die täglich den Hamburger Hafen anlaufen, verliert plötzlich Teile seiner Fracht. Die Container stürzen in die Elbe und werden von den Wellen gegen den Schutzdeich in der Seestermüher Marsch gespült. Dabei wird die Kleieschicht der Deichanlage zerstört. Es droht Gefahr, dass das Wasser durch den porösen Deich in das Elbvorland dringt. Es besteht akute Lebensgefahr für Mensch und Tier, was schnelles und sorgfältiges Eingreifen von Hilfstruppen erfordert, damit das Hochwasser rechtzeitig aufgehalten werden kann.

Das Übungs-Szenario wurde am Sonnabend Punkt 10 Uhr gestartet

Am Sonnabend um Punkt 10 Uhr erreichte die Notfallmeldung, dass der Elbdeich bei Neuendeich in Gefahr sei, die Einsatzleitstelle Elmshorn, erläutert Feuerwehrsprecher Michael Bunk den Ablaufplan dieser Großübung. Die alarmierte sofort den Bereitschaftsdienst aller 50 Feuerwehren im Kreis Pinneberg. Im Ernstfall würden sich so rund 500 der 2500 aktive Wehrkräfte im Kreis sofort auf den Weg zum Einsatzort machen. Im Übungsfall waren es 120 Kräfte, die sich mit 22 Fahrzeugen zunächst in der Feuerwehrzentrale in Tornesch trafen, um von dort nach Neuendeich zu fahren. Dort erwartete sie bereits das Leitungsteam um den stellvertretenden Kreiswehrführer Frank Homrich und Oberdeichgraf Thies Kleinwort, der für den Schutz des sechs Kilometer langen Abschnitts zwischen Pinnau und Krückau zuständig ist.

Sand wurde tonnenweise in Säcke abgefüllt

In einer ersten Lagebesprechung wurden nun die Einsatzkräfte in drei Arbeitsbereiche aufgeteilt. Die eine Gruppe soll Sandsäcke befüllen, mit denen der drohende Deichbruch verhindert werden soll. Die zweite Gruppe bereitete am Hof Kahlke alles dafür vor, um den Deichdurchlass (Stöpe) wieder zu schließen. Und eine dritte Abteilung kümmerte sich im Yachthafen um die Sicherung der Deichanlage.

Was im Ernstfall unter enormem Zeitdruck geschehen muss, konnte am Sonnabend zügig, aber besonnen ablaufen. So besitzt der Kreis Pinneberg zwei Anlagen, die Sandsäcke befüllen können. Das Gerät fasst 4,5 Tonnen Sand und kann bis zu sieben Säcke gleichzeitig beladen. Dafür sind insgesamt etwa 20 Feuerwehrmänner nötig, um die Hebel zu bedienen, die Säcke aufzuhalten, die gefüllten Säcke zu verschließen und sie auf einen Transporter zu laden. Dabei stellte sich heraus, dass das Befüllen der engen Säcke nicht ganz einfach ist und zu zweit besser klappte, wie Dennis Boldt vom THW in Elmshorn schnell feststellte. Im Ernstfall soll die Anlage bis zu 4200 Sandsäcke in der Stunde befüllen können, sagte Boldt.

Inzwischen warteten die Kräfte am Deich auf das notwendige Material der Kollegen, das in aller Eile auf dem Hof des Oberdeichgrafen Kleinwort für sie gepackt wurde. Eine Doppelwand aus dicken Holzbohlen hatten sie bereits gebaut, die die Sandsäcke aufnehmen sollte. Auch dabei klappte nicht alles einwandfrei. Aber durch die Übung unter realistischen Bedingungen, die auch den Funkverkehr auf eine Belastungsprobe stellte, konnten die notwendigen Abläufe aufeinander abgestimmt werden. Das war für die meisten Wehrkräfte Neuland, erklärte Homrich. Es seien deshalb gerade auch Wehren aus dem Hinterland alarmiert worden.