Die fünf Geldinstitute des Kreises sollen rund 100 000 Euro an den Sicherungsfonds abführen.

Kreis Pinneberg. So auf Krawall gebürstet haben sich die Herren Volksbanker der Kreis-Presse noch nie präsentiert. Während der jährlichen Präsentation ihrer Bilanzzahlen ließen die Vorstandsmitglieder der Kreisarbeitsgemeinschaft der Volks- und Raiffeisenbanken, zu der die Volksbank Elmshorn, die VR Bank Pinneberg, die Raiffeisenbank Elbmarsch, die Norderstedter Bank und die Kaltenkirchener Bank gehören, kein einziges gutes Haar an der Bundespolitik und den großen Privatbanken. Vor allem die geplante Bankenabgabe, in die 1156 Genossenschaftsbanken in Deutschland eine Milliarde Euro bezahlen sollen, ist ihnen ein Dorn im Auge.

"Wir werden hier bestraft", ärgert sich Torsten Wölm von der Raiffeisenbank Elbmarsch. "Dabei hat der Steuerzahler nicht einen Cent in der Bankenkrise für die Rettung einer einzigen Volksbank aufwenden müssen." Rund 100 000 Euro müssten die fünf VR-Banken dieser Region in diesen neuen Sicherungsfonds einzahlen. "Ein fatales Signal", findet Banker Wölm. "Wir werden hier abgezockt." 16,4 Milliarden Euro habe der Staat in die Rettung der Commerzbank gesteckt. Keine einzige Volksbank sei dagegen in der Bankenkrise in Schieflage geraten. Notfalls helfe sich der genossenschaftliche Verband selber - wie vor zehn Jahren, als die Berliner Volksbank in eine Krise geraten war. "Die Belastungen aus der Bankenabgabe werden uns fehlen, um unser Eigenkapital zu stärken."

Und noch ein zweiter Streitpunkt mit den Privatbanken bringt die Volksbankchefs auf die Palme: Die Diskussion um die Gebühren für Fremdkunden an den Bankautomaten. Bundesweit können die 30 Millionen Volksbank-Kunden an 19 000 Automaten in 13 500 Orten kostenlos Geld abheben. Doch wenn ein Volksbank-Kunde irgendwo "fremdgeht" und bei einem anderen Institut abhebt, werden die Volksbanken kräftig zur Kasse gebeten. "Die Commerzbank berechnet uns für eine Abhebung eines unserer Kunden 9,98 Euro", rechnet Elmshorns Volksbank-Chef Christian Kähler vor. Lediglich 4,50 Euro würden davon an den Kunden weitergegeben. Doch in der Werbung stellten sich die Privatbanken dar, als ob sie mit 1,95 Euro für eine Abhebung auskämen. "Das ist pure Heuchelei."

Dabei haben die VR-Bankenchefs eigentlich gut Lachen. "Wir haben ein sehr gutes Jahr, eines der besten unserer Geschichte", frohlockt Elmshorns Volksbank-Vorstand Kähler. Sein Haus habe in diesem Jahr ein Kundenwachstum von 15 Prozent zu verzeichnen gehabt. Insgesamt stagnierte die Bilanzsumme aller fünf Banken bei 1,9 Milliarden Euro. Aber Kreditvergabe (1,1 Milliarden, plus 4,4 Prozent) und Kundeneinlagen (1,6 Milliarden, plus 3,9 Prozent) sind in stetem Wachstum. "Für den Mittelstand hat es bei uns keine Kreditklemme gegeben", versichert VR-Bank-Vorstand Egon Niebuhr. Insgesamt 237 000 Kunden zählen die fünf Genossenschaftsbanken. "Und wir zahlen auch Steuern", betont Niebuhr. In diesem Jahr könnten sich die Kommunen auf rund 15 Millionen Euro Gewerbe- und Körperschaftssteuer einstellen. Auch dies sei bei so manchen Großbanken nicht der Fall. 23,1 Millionen Euro Lohnsteuer und 11,8 Millionen Euro Sozialabgaben kämen hinzu.

Diese positive Entwicklung spiegelt sich auch in der Mitarbeiterzahl wider. 561 Mitarbeiter beschäftigen die VR Banken in ihren 42 Geschäftsstellen, stellte Reiner Schomacker dar. Das sind 13 mehr als vor einem Jahr. Etwa zwei Drittel davon sind Frauen, von denen etwa jede zweite in Teilzeit arbeitet. Auch die 53 Auszubildenden sind mehrheitlich weiblich. Allerdings zeigt sich dieses Verhältnis noch nicht so in den Führungsetagen. Neun der 42 Filialen werden von Frauen geleitet. Schomacker: "Bundesweit beschäftigen wir 160 000 Mitarbeiter. Unsere Rolle als Arbeitgeber geht weit über die der Großbanken hinaus."

Mit einer Ausbildungsquote von elf Prozent lägen die Volksbanken fast doppelt so hoch wie der Bundesdurchschnitt. Mit seinen bundesweit 11 400 Auszubildenden seien die Volksbanken gerade bei einer Studie zu den 100 attraktivsten Ausbildern in Deutschland gewählt worden. Kähler: "Jeder erhält nach der Ausbildung erst einmal einen Jahresvertrag bei uns." Danach würden rund 80 Prozent eine unbefristete Stelle bekommen. "Unsere Auszubildenden sind aber auch begehrt in der freien Wirtschaft."