Energieversorger hat mit auswärtigem Geschäft den Gewinn fast verdreifacht und liefert nun 100 Prozent Ökostrom

Barmstedt. Gleich mit einem ganzen Paket an Erfolgsmeldungen konnte Barmstedts Werksleiter Fred Freyermuth gestern an die Öffentlichkeit gehen. So hat das abgelaufene Geschäftsjahr 2009 mit einem neuen Rekordergebnis abgeschlossen. Der Gewinn nach Steuern wurde fast verdreifacht. Und auch für die 9500 Stromkunden gibt es gute Nachrichten: Vom nächsten Jahr an erhalten sie alle CO2-freien Ökostrom, der bei den Stadtwerken Barmstedt "klimaguter Strom" genannt wird, ohne dass sie dafür einen Cent mehr bezahlen müssen. Nicht einmal die Verteuerung durch das Erneuerbare Energien-Gesetz (EEG), das für die gesamte Energiewirtschaft in Deutschland die Kilowattstunde (kwh) um 1,76 Cent brutto verteuert, wird an die Kunden weitergegeben.

"Wir wollen unsere Kunden an den sehr guten Einkaufskonditionen beteiligen", begründete Werksleiter Freyermuth diese Entscheidung. So hätten die Stadtwerke an der Strombörse lange im Voraus äußerst günstig sogenannten "grauen" Strom aus Kohle, Atom oder Öl eingekauft, den sie nun wieder in den Markt zurückgäben, um dafür Ökostrom zu erwerben. Diesen liefert nun ein Wasserkraftwerk in Österreich. Insgesamt jeweils 38 Millionen kwh Strom aus Wasserkraft hätten die Stadtwerke Barmstedt nun für 2011 und 2012 eingekauft. "Damit ist unser gesamter Strom mindestens für die nächsten zwei Jahre zu 100 Prozent CO2-frei", sagt Freyermuth. Dabei seien noch Reserven für den angestrebten Zuwachs an weiteren Stromkunden drin.

Vor vier Jahren haben die Stadtwerke Barmstedt mit ihrem Expansionskurs begonnen. Damals belieferten sie nur in Barmstedt rund 5500 Kunden mit Strom und 2100 mit Erdgas. Seitdem sind 3500 Stromkunden und 17 000 Erdgaskunden außerhalb des Stadtgebiets hinzugekommen. Der Umsatz hat sich seitdem von zwölf auf 32 Millionen Euro fast verdreifacht. Die Zahl der Mitarbeiter ist von 35 auf 55 angestiegen.

Wachstumsmotor seien insbesondere die 40 Immobiliengesellschaften in Hamburg, deren Tausende von Wohnungen das Werk in Barmstedt mit Erdgas beliefere, was allein ein Drittel des Gesamtbedarfs abdecke, berichtet Freyermuth. Für 2011 habe er insgesamt 650 Millionen kwh Erdgas eingekauft. Die Stadt Barmstedt braucht davon lediglich 74 Millionen kwh.

Prominentester auswärtiger Privatkunde der Stadtwerke Barmstedt ist die Hamburger Sparkasse. Die größte Sparkasse Europas habe den Liefervertrag mit einem Gesamtvolumen von zwölf Millionen kwh Erdgas bis Ende 2012 verlängert, der seit Januar 2009 gilt. Und auch im kommunalen Bereich gibt es Zuwachs. Die Stadt Uetersen und das Amt Moorrege sowie Bargteheide und Bad Malente beziehen ihr Erdgas künftig für insgesamt 189 Verbrauchsstellen aus Barmstedt. Das Auftragsvolumen beträgt 23 Millionen kwh Gas. Für das auswärtige Geschäft ist nun auch eine Vertriebs GmbH gegründet worden, die neben Freyermuth noch von Mareike Preuß geleitet wird.

Die Stadtkämmerei kann sich gleich doppelt freuen. Zum einen ist der Gewinn nach Steuern für das Geschäftsjahr 2009 von 642 000 Euro auf 1,5 Millionen Euro hochgeschnellt. Im Wirtschaftsplan waren nur 880 000 Euro veranschlagt. Für das laufende Geschäftsjahr 2010 gehe er von einem ähnlich guten Ergebnis aus, sagte Freyermuth. Das hat auch Auswirkung auf die Gewerbesteuereinnahmen in der Schusterstadt. Die Stadtwerke zahlen mit 380 000 Euro fast dreimal soviel wie zuvor. "Damit sind wir größter Gewerbesteuerzahler in Barmstedt."