Überraschendes Aus nach mehr als 30 Jahren. Stadtpräsidentin Lüchau ist enttäuscht

Wedel/Vejen. Verkehrte Welt in punkto Partnerschaft: Während sich Städte bislang immer neue Städtepartner suchten und so die Anzahl der institutionalisierten Verbindungen in alle Welt wuchs, ist in Wedel der Trend gekippt. Die dänische Partnerstadt Vejen hat die Beziehung zu Wedel offiziell beendet. Das Aus kam nach mehr als 30 Jahren.

Und es kam überraschend. In einem kurzen Brief der Vejener an Bürgermeister Niels Schmidt wurde erklärt, dass die Kommunalvertreter in Vejen am 12. Oktober beschlossen hätten, den Austausch zu Garbsen, Brodnica und Wedel einzustellen. Man wünsche für die Zukunft alles Gute, mit freundlichen Grüßen.

Hintergrund der Entscheidung ist, dass Vejen in den vergangenen Jahren mit anderen Kommunen fusionierte und alle Teil-Gemeinden ihre Städtepartnerschaften mit einbrachten. In Summe habe man sie nicht fortführen können.

Überdies war die Beziehung, die schon im Jahre 1961 heißblütig begann in den vergangenen Jahren merklich abgekühlt. Es war einst Edmund Bachmann, Gründer und Leiter des TSV Spielmannszuges, später "Musikkorps", der Anfang der 60er Jahre auf der Suche nach ähnlichen Musikanten war. Er stieß auf die "Vejen-Garde" - die Formation aus einer Kleinstadt in Jütland. Schon 1962 kamen die Klangkünstler in ihren knallroten Uniformen nach Wedel, um die 750 Jahrfeier gebührend zu untermalen. Man reiste hin und her, am 13. September 1975 wurde die Partnerschaftsurkunde im Schulauer Fährhaus in feierlichem Rahmen unterzeichnet. Im Anschluss reisten Kammerchor und -orchester, Sportlerinnen und Sportler unterschiedlichster Disziplinen, Politiker, Schüler hin und her. Mitarbeiter der Stadtverwaltungen absolvierten Praktika hier wie da.

1983 wurde ein "Wedel-Tag" in Vejen veranstaltet. Künstler stellen aus, diverse Musikveranstaltungen unterhielten das Publikum, Politiker und Verwaltungsmitarbeiter tauschten Erfahrungen aus, es entstanden persönliche Freundschaften. Rauschend wurde 1985 im Rahmen des City-Festes das zehnjährige Bestehen der Partnerschaft gefeiert - die Spielmannszügen begeisterten beim Platzkonzert und paradierten durch die Bahnhofstraße.

Doch in den vergangenen Jahren wurden die gegenseitigen Besuche spärlicher. Gäste aus Dänemark sagten oft kurzfristig ab, beispielsweise bei der Kulturnacht vor zwei Jahren, und lösten damit Irritationen aus. Das TSV-Musikkorps ist ebenfalls Geschichte und in einer Bigband aufgegangen. Der Austausch beschränkte sich mehr oder weniger auf Weihnachtswünsche der Bürgermeister. Die veränderten Verwaltungsstrukturen in Dänemark und die Tatsache, dass keiner der Offiziellen dort mehr die deutsche Sprache beherrscht, taten ein Übriges. "Ich bin ein bisschen enttäuscht über die Art und Weise des Endes ohne Vorwarnung. Aber die Entscheidung ist zu akzeptieren", sagte Stadtpräsidentin Sabine Lüchau.