Gemeindetag widerspricht Roland Krügel, der Ämter und kleine Kommunen auflösen will. Amtsverwaltungen arbeiten kostengünstiger als Städte

Kreis Pinneberg. Torneschs Bürgermeister Roland Krügel hat sich mit seinem radikalen Vorstoß zur Abschaffung der Amtsverwaltungen scharfe Kritik des Gemeindetages zugezogen. Wie berichtet, schlägt Krügel vor, die 87 Amtsverwaltungen in Schleswig-Holstein aufzulösen und die Verwaltung auf die zentralen Orte zu verlagern. Weiter empfiehlt Krügel, die kleinsten der 1100 Gemeinden im Land zusammenzulegen.

Schon seit Jahrzehnten streckten die Städte die Hände nach den Gemeinden im ländlichen Raum aus, sagte Jörg Bucher, Vorsitzender des Kreisverbandes Pinneberg des Gemeindetages und Leitender Verwaltungsbeamter des Amtes Hörnerkirchen. Bisher seien die zentralen Orte allerdings den Beweis schuldig geblieben, dass sie die administrativen Aufgaben besser und kostengünstiger wahrnehmen könnten als die Amtsverwaltungen. Auch verkenne Krügel bei seiner Einschätzung, dass nicht nur die Einwohner die Leistungen der Amtsverwaltung in Anspruch nehmen. Besonders die Bürgermeister der amtsangehörigen Gemeinden benötigten die Unterstützung der Amtsverwaltung bei der Vorbereitung und Ausführung der Beschlüsse der Gemeindevertretung. Bucher: "Außerdem sind die Amtsverwaltungen die kostengünstigsten Verwaltungen im Land Schleswig-Holstein." In den Ämtern und kleinen Kommunen werde jeder Euro zweimal umgedreht, bevor über Investitionen entschieden wird. Aus diesem Grund stünden die Ämter und die Gemeinden finanziell vergleichsweise gut dar.

Bei dem Vorstoß von Bürgermeister Krügel entstehe vielmehr der Eindruck, dass sich die zentralen Orte auf Kosten der Ämter und Gemeinden, die immer sparsam gewirtschaftet hätten, finanziell entlasten wollen, vermutet Bucher. Das ehrenamtliche Engagement in den Dörfern sei immer noch sehr groß. Dies werde bei einer Zusammenlegung der kleinen Gemeinden zerstört, was zusätzliche Kosten nach sich ziehe. Im Übrigen seien Beteiligungen bei den Kommunalwahlen in den kleinen Gemeinden am höchsten, was für das Interesse und die Verbundenheit der Einwohner mit ihrer Gemeinde spreche.

Bucher: "Solange die Stadt Tornesch nicht einmal mit der Nachbarstadt Uetersen zusammenarbeitet, sollte Bürgermeister Krügel die Finger von den Amtsverwaltungen und den Gemeinden lassen." Die Ämter und Gemeinden hätten bewiesen, dass sie zur Zusammenarbeit und Kooperation fähig seien. Auch die Identifikation der Einwohner mit ihren Gemeinden und Verwaltungen schätze Krügel völlig falsch ein. Dort seien die Bürgermeister und Gemeindevertreter für die Einwohner persönliche Ansprechpartner.

Wenn sich eine Gemeinde oder ein Amt auf freiwilliger Basis dazu entschließe, zu fusionieren oder eine Verwaltungsgemeinschaft mit einem zentralen Ort zu bilden, dann seien die Vorteile in diesem Einzelfall geprüft worden. "Dies aber pauschal auf alle Ämter und Gemeinden zu übertragen, wird den Besonderheiten jeder Gemeinde und jedes Amtes nicht gerecht."

Während ihrer Regionalkonferenz in Itzehoe haben die Vertreter der Ämter Innenminister Klaus Schlie aufgefordert, auf eine Gebiets- und Verwaltungsstrukturreform und auf eine Direktwahl der Amtsausschüsse zu verzichten. Die Amtsverwaltungen seien die Verwaltungsdienstleister der Gemeinden. Die Entscheidungen sollen in den Gemeindevertretungen getroffen werden. Die Gemeinden und Ämter hätten zudem ein Konzept zur Weiterentwicklung der Amtsordnung vorgelegt.