Bürgerinitiative sorgt für Kurswechsel der Bauaufsicht. Schwarzbauten müssen abgerissen und ersetzt werden

Rellingen. "Das Leben ist kein Ponyhof": In Abwandlung dieser alten Spruchweisheit kämpft der Ponyhof im Rellinger Ortsteil Egenbüttel ums Überleben. Und das inzwischen recht erfolgreich. Zunächst sollte die Reitanlage von Nadine Behrens - wie berichtet - von der Bauaufsicht des Kreises Pinneberg geschlossen und die aus Behördensicht als Schwarzbauten errichteten Unterstände für die zwölf Pferde abgerissen werden. Doch eine von Margret Liehn angeführte Bürgerinitiative sorgte mit massivem Einsatz und mehr als 800 Unterschriften für einen Kurswechsel. Mittlerweile gibt es ein Nutzungskonzept mitsamt Wirtschaftlichkeitsanalyse sowie die Absicht, eine Sondernutzung in dem als Außenbereich ausgewiesenen Gebiet an der Einmündung Kellerstraße/ Pinneberger Straße zuzulassen.

Die provisorischen Unterstände müssen ersetzt werden

Rellingens Bauausschussvorsitzender Eckhard Schlesselmann (CDU) sieht die Bestandssicherung per "Briefmarkenplanung" - so der Fachjargon für eine kleine Sondergebietsfläche im Außenbereich - für die vor allem bei Kindern und Jugendlichen beliebte Reitanlage auf einem guten Weg. "Es müssen lediglich einige Auflagen erfüllt werden, dann hoffen wir, dass die Landesplanung im Kieler Innenministerium der erforderlichen Änderung des Flächennutzungsplans zustimmt", sagt der Christdemokrat.

Was die Vorgaben im Detail bedeuten, weiß Margret Liehn: Die provisorischen in Eigenhilfe errichteten Unterstände müssen abgerissen und von einem Neubau ersetzt werden. Dieses aus Holz gefertigte Gebäude soll nicht nur Platz für die Pferde bieten, sondern muss auch über einen Aufenthaltsraum für die Reiter, eine Gas- und Stromversorgung sowie Wasser- und Abwasseranschlüsse verfügen.

Ein Architektenentwurf für die Anlage ist bereits eingereicht worden. Die Anträge für eine Nutzungsänderung liegen allen zuständigen Behörden der Gemeinde, des Kreises und der Landesplanungsabteilung des Innenministeriums vor.

Die Bauarbeiten sollen im Mai beginnen

Doch für ein Ei und ein Butterbrot sind die Auflagen der Landesplanung nicht zu erfüllen. "Alles in allem werden sich die Baukosten auf etwa 120 000 Euro belaufen", sagt die Sprecherin der Interessengemeinschaft. Hinzu kommen weitere Festsetzungen, zu denen ein tragfähiges Nutzungskonzept mitsamt Wirtschaftlichkeitsberechnung für die künftige Führung der Reitanlage gehört. Außerdem muss Betreiberin Nadine Behrens die erforderlichen Qualifikationen für die Reitausbildung vorweisen. "Sie hat gerade kürzlich ihre Prüfung bestanden", sagt Margret Liehn, die fast täglich auf dem Reiterhof hilft.

Trotz des Bergs an Auflagen sind die Mitglieder der mit Hilfe der SPD-Fraktion ins Leben gerufenen Interessengemeinschaft zuversichtlich, den Kraftakt zu bewältigen. Sie freuen sich über die seit den Bauausschuss-Beratungen im Mai einhellige Unterstützung der Gemeinderatsfraktionen.

Um bis zum angepeilten Baubeginn im Mai loslegen zu können, werden allerdings noch jede Menge Spenden benötigt. "Unsere Kasse ist leer, bisher reicht es gerade, um die Reitanlage kostendeckend zu betreiben", sagt Margret Liehn. Doch die 70 Kinder und Jugendlichen, deren Eltern sowie die Mitglieder der Interessengemeinschaft sind mit Feuereifer dabei, Aktionen auszutüfteln, um die Sache, die ihnen allen eine Herzensangelegenheit ist, voranzubringen. "Sobald der Bauantrag genehmigt ist, wollen wir einen gemeinnützigen Verein zur Förderung der Reiterhofs gründen", verrät die engagierte Unterstützerin. Darüber hinaus sind weitere Aktionen wie Tage der offenen Tür, Reitveranstaltungen und Spendenaktionen geplant.

Den Neubau wollen die Reiterhof-Fans so weit möglich mit eigenen Kräften bewältigen. Deswegen sind neben Geldspenden auf ein noch einzurichtendes Konto auch tätige Helfer gefragt. Profis aus Handwerksbetrieben sind ebenso willkommen wie talentierte Heimwerker. Keinesfalls soll aber aus der urigen Anlage ein "Schicki-Micki-Reiterhof" werden.